Bereits vergangene Woche hat Anthony Davidson zum ersten Mal seit seinem schweren Unfall in Le Mans wieder Rennluft geschnuppert. Er saß im Cockpit eines Chevrolet-Prototypen nach DP-Reglement zur Vorbereitung auf die 24 Stunden von Daytona, die sein erstes Rennen nach dem Horrorunfall, bei dem er sich zwei Rückenwirbel gebrochen hat, markieren. Der Genesungsprozess sei allerdings schwierig gewesen, vor allem aus mentaler Sicht, wie der Engländer verriet.

"Es war großartig, wieder hinterm Lenkrad zu sitzen, nachdem ich so viel darüber geredet habe und es war toll, das auf einer Strecke wie Daytona zu dürfen", sagte er auf der Autosport International in Birmingham. "Sieben Monate nicht zu fahren ist schwierig für jeden Rennfahrer, aber nach einer Verletzung wie ich sie hatte zurückzukommen, ist mental ebenfalls sehr hart", beschrieb er seine Eindrücke vom Daytona-Test.

TV-Auftritte als gute Überbrückung der Zeit

Bei seinem Horrounfall wurde Davidson durch die Luft gewirbelt und schlug heftig ein, Foto: Eurosport
Bei seinem Horrounfall wurde Davidson durch die Luft gewirbelt und schlug heftig ein, Foto: Eurosport

Ebenfalls wolle er seine Expertenrolle im Fernsehen bei Formel-1-Rennen weiterhin wahrnehmen. Diese habe ihm während seiner Genesungszeit sehr geholfen. "Es war super, dass ich den Sky-Auftritt als Ersatz zum Fahren hatte. Dieser hat mich gesund gehalten und es war schön, dass ich im Fahrerlager bleiben konnte." Es sei auch hier vor allem in mentaler Hinsicht wichtig gewesen, dass er etwas als Backup getan habe und nicht einfach nur die Genesung habe abwarten müssen.

In Daytona wird er sich den 8Star-Coyote-Chevrolet mit Stephane Sarrazin, Nicolas Lapierre, Pedro Lamy und Teamchef Enzo Potolicchio teilen. Das im Vergleich zu Formel 1 völlig anders gestaltete Teamwork macht für ich die Faszination am Sportwagensport aus: "In der Formel 1 arbeitet man zwar mit seinem Teamkollegen zusammen, um Punkte für die Konstrukteurswertung zu holen, aber am Ende des Tages muss man ihn geschlagen haben."

Faszinierende Unterschiede zwischen Sportwagen und Formel 1

Das ist in Daytona oder Le Mans anders: "Bei Sportwagen hingegen gibt es eine einzigartige Situation: zunächst einmal ist man beim Setup eingeschränkt, da man sich das Auto mit mehreren Fahrern teilt. Man muss zusammenarbeiten, um den bestmöglichen Kompromiss für zwei, drei oder mehr Fahrer zu finden. In der Formel 1 arbeitet jeder an seinem eigenen Setup, um es auf seinen Fahrstil anzupassen. Das ist eine richtig schwierige Arbeit."

Als Beispiel nannte er seine Zusammenarbeit mit Alex Wurz: "Seine schiere Körpergröße hat bewirkt, dass gegenüber mir sich die Gewichtsverteilung um ein halbes Prozent verändert hat, einfach dadurch, dass entweder er oder ich im Auto gesessen hat. Das ist sehr schwierig und gleichzeitig faszinierend: Man muss komplett offen mit seinen Stärken und Schwächen zu seinem Teamkollegen sein." Das sei gerade dann eine große Herausforderung, wenn man mit der Formel-1-Mentalität, also der Beste sein und seinen Teamkollegen ausstechen zu wollen, zu den Sportwagen käme.

Das Auto nur auf sich selbst einzustellen würde nichts bringen: "Man selbst würde zwar gute Rundenzeiten fahren, aber wenn der Teamkollege mit dem Auto nicht zurechtkommt und möglicherweise als Folge dessen einen Unfall baut, wird man nie gewinnen." Dabei habe ihm vor allem seine Erfahrung als Testfahrer in der Formel 1 geholfen, denn auch dort gehe es darum, das Auto für jemand anders einzustellen. Er selbst habe diese besondere Herangehensweise im Sportwagensport sehr genossen.