Dem Briten Tom Sykes dürfte es herzlich egal sein, dass sein Rookie-Teamkollege Joan Lascorz in der Endabrechnung der Superbike Weltmeisterschaft 2011 mit 20 Punkten mehr zwei Plätze vor ihm liegt. Denn Sykes war es, der eigentlich nur aus der Not heraus fahren durfte und der japanischen Marke trotzdem eine Pole Position und den ersten Sieg seit Jahren bescherte.

Im Herbst/Winter 2010 stand Kawasaki mit etlichen Problemen da. Eigentlich hatte man sowohl auf den Australier Chris Vermeulen, als auch auf den Spanier Joan Lascorz gesetzt. Sie sollten die Kohlen aus dem Feuer holen, beständig um das Podest kämpfen und womöglich noch ein Wort um den Titel mitreden. Sykes war eigentlich unerwünscht.

Doch man musste auf den Briten bauen. In der heißen Entwicklungsphase waren sowohl Vermeulen als auch Lascorz verletzt, bei Vermeulen sollte es das gesamte Jahr über nicht besser werden. Aus der Not heraus entschieden sich die Grünen, mit drei Mann im Werksteam an den Start zu gehen - wobei das Bike mit der Nummer 77 von Vermeulen eh meist unter der Abdeckplane blieb.

Mit vollem Einsatz brachte Tom Sykes Kawasaki zumindest partiell in die Erfolgsspur zurück, Foto: Kawasaki
Mit vollem Einsatz brachte Tom Sykes Kawasaki zumindest partiell in die Erfolgsspur zurück, Foto: Kawasaki

Sykes hatte die Aufgabe, das Motorrad siegfähig zu machen. Und die meisterte er auch, wenngleich manche Probleme das gesamte Jahr über bestehen bleiben sollten. Die Kawasaki war, ähnlich der BMW, auf den ersten Runden für die Spitze gut, doch mit nachlassenden Reifen kamen weder die Piloten noch das Motorrad selbst klar.

Sykes setzte Glanzlichter. In Misano Adriatico holte er die einzige Kawasaki-Pole der Saison, doch die Rennen spiegelten dann so manches Wochenende des Jahres wieder. Im ersten Lauf verpasste er als Vierter das Podest nur um rund anderthalb Sekunden auf Marco Melandri. Doch im zweiten Lauf war nach einem Sturz in Kurve zwei nicht mehr als der 14. Platz und zwei Punkte drin - dank des 2011 ebenfalls ausgedünnten Fahrerfeldes gab es eben für den letzten Platz noch Meisterschaftszähler.

Sieben Ausfälle sind bei 26 Läufen nicht besonders viele, aber in den Rennen hatte Sykes zumeist die gleichen Probleme: Starke Anfangsphasen und dann ein starkes Nachlassen. Nur elf mal ging es in die Top Ten, manchmal stammelte Sykes geradeso Punkte zusammen. Aber ihm bleibt zu Gute zu halten, dass Teamkollege Lascorz vor allem die Superbike-Klasse kennenlernen sollte und er selbst halt die Last der Entwicklung auch an den Rennwochenenden zu tragen hatte.

Doch es gab eben auch das absolute Highlight: den zweiten Lauf auf dem Nürburgring. Bei strömendem Regen behielt Sykes die Nerven und bescherte Kawasaki den ersten Superbike WM-Laufsieg seit Chris Walker in Assen 2006. Und der Rennverlauf entwickelte sich ähnlich: Wie schon 2006 führte Noriyuki Haga im Regen und stürzte in Führung liegend. Doch Sykes brachte die Kiste ins Trockene und holte seinen ersten WM-Laufsieg.