Eine Standard-Elektronik (ECU - Electronic Control Unit) und eine Drehzahlbegrenzung ab 2013, dadurch bedingt die Annäherung der Leistung zwischen CRTs und den regulären Prototypen, so sieht die Zukunftsvision von Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta aus. Diese Vision kann Jeremy Burgess, Valentino Rossis Crewchief und anerkannter Technik-Guru, nicht teilen. Aus seiner Sicht ist eine Standard-Elektronik in der MotoGP kaum umsetzbar. "Ich weiß nicht, ob man das so einfach machen kann, wenn man verschiedene Arten von Motoren hat", erklärte er laut GPWeek.

Denn in der Formel 1, wo es ebenfalls die Standard-ECU gibt, sind alle Motoren gleich. Sie werden zwar von verschiedenen Herstellern gebaut, aber "sie müssen so viele Ventile haben, sie müssen ein 90 Grad V sein, sie müssen 95 Kilogramm wiegen. Das sind alles die gleichen Motoren, nur von unterschiedlichen Unternehmen gefertigt. Hier ist man immer noch individuell und die Werke arbeiten direkt mit." Er verstand ohnehin nicht, wie man so etwas vorschlagen kann. Die Fahrer müssten bereits mit sechs Motoren pro Jahr auskommen, nachdem Rossi bei Yamaha früher etwa noch 40 im Jahr verschlissen hat.

Partner animieren, nicht einschränken

"Man kann das nicht weiter so einschränken und dann erwarten, dass mehr Leute mitmischen wollen. Wir brauchen mehr technische Partner und wir müssen diese technischen Partner animieren, nicht einschränken", sagte Burgess. Zudem sei es aufgrund der Finanzkrise auch eher anzuraten, Stabilität statt ständiger Regeländerungen zu haben. Andererseits ist er aber nie ein Freund der CRTs gewesen, die eigentlich einen billigeren Einstieg in die MotoGP eröffnen sollen. Nach seiner Ansicht entfernt man sich vom Wesentlichen, wenn man mehr auf CRT setzt. "Ist das klug? Ich stimme zu, wir sollten billiger sein, aber ich denke, das muss von den Werken kommen. Ich denke, sie müssen die Entscheidung treffen. Ihr wollt doch noch immer exotische Grand-Prix-Maschinen, oder?"

Jeremy Burgess kann endlich wieder mehr mit Valentino Rossi testen, Foto: Ducati
Jeremy Burgess kann endlich wieder mehr mit Valentino Rossi testen, Foto: Ducati

Ein großes Problem sieht er darin, dass die MotoGP-Maschinen eben einzigartig sind und nirgendwo anders gefahren werden. Burgess wäre es wie in den alten Tagen lieb, als man noch eine 250er oder 500er oder sogar eine Werksmaschine einfach so kaufen konnte. "Das Anfangs-Level war TZ250 und 350 - die gleichen Maschinen wurden in Europa von Agostini und allen anderen verwendet. Man konnte mit dem gleichen Motorrad in Australien fahren und davon träumen, eines Tages hierher zu kommen. Das gibt es in der MotoGP nicht. Da gibt es nichts. Sie wird nicht aufstreben, weil es keine breite Basis gibt. Es gibt keine Landesmeisterschaft dafür. Nichts. Als die Dorna das übernahm, wurde es zu einem Elite-Sport", ärgerte er sich.

Warum nicht 600?

Nach seiner Meinung wäre es richtig, das Motorlevel auf der ganzen Welt auf 600cc zu haben. "Irgendwo zwischen dem und der MotoGP gibt es eine gemeinsame Basis, die eine ordentliche Meisterschaft liefern könnte und den Kids dennoch einen Zugang ermöglicht. Jeder würde die Kosten verstehen, die mit einem Wechsel zur nächsten Variation dieser bestimmten Formel verbunden sind. Aber das wird in meiner Zeit nicht passieren." Kleinere Motoren hätten nach seinem Dafürhalten noch andere Vorteile, denn dadurch könnte die Elektronik größtenteils verschwinden, die mit den größeren Motoren notwendig ist.

"Man könnte diese [aktuellen] Maschinen nicht ohne Elektronik fahren. Wenn wir Elektronik brauchen, um diese Pferdestärken zu kontrollieren, dann reduzieren wir die Pferdestärken. Gehen wir runter auf 500er oder 600er und keine Kontrolle", meinte der Australier. Wo er sich über einen Anstieg freut, ist bei der Testzeit für die Einsatzfahrer. Denn unter den Testbeschränkungen hatten er und Rossi dieses Jahr sehr zu leiden, da man die Testarbeit an den Rennwochenenden machen musste, um irgendwie auf einen grünen Zweig mit der Ducati zu kommen. "Das [aufgelockerte Testverbot] ist toll. Der Grund, warum der Sport nicht gesund ist, liegt darin, dass wir 18 Primadonnen haben, die nur 18 Mal im Jahr fahren, weil sie keine Chance zum Testen oder zur Verbesserung der Maschine haben", sagte Burgess.

Nur durch Testen wird man besser

Aus seiner Sicht braucht Ducati einfach die besten Fahrer auf den Maschinen und muss damit so oft wie möglich testen. Nur so könne man der Konkurrenz nahe kommen. "Das wird uns helfen, da hinzukommen, dann könnten wir vielleicht mehr Leute dazu ermutigen, die Ducati zu leasen, damit wird das Feld dann auch größer. Wenn niemand sie testen und niemand sie nutzen kann und die Maschinen nicht konkurrenzfähig sind, wie wird die Kundenbasis dann aussehen? Das ist wirklich notwendig, man kann nicht einfach das Ding abstellen und erwarten, dass es besser wird. So hatten sie es aber gemacht", meinte Burgess.