"Motorsport und Tempolimit passen nicht zusammen!" - Die Kritik an der DMSB-Entscheidung vom Dienstag ist groß. Sicherlich kommen hier zwei Begriffe zusammen, die eigentlich nicht zusammen passen. Doch nach dem tragischen Unglück beim VLN-Auftakt bestand Handlungsbedarf - es kann nicht so weitergehen wie bisher.

Bereits einen Tag nach dem Unfall zog der DMSB erste Maßnahmen und entzog zahlreichen Klassen vorübergehend die Nordschleifen-Lizenz, darunter auch der leistungsstarken GT3-Klasse. Das Geschrei der Fans war groß. "Ohne GT3-Autos habe ich keinen Anreiz mehr zur Nordschleife zu fahren", kritisierte ein Fan in den sozialen Medien. "Das ist das Ende der VLN und des 24-Stunden-Rennens", bestätigte ein anderer.

Nun hat der DMSB ein weiteres Mal entschieden und die GT-Klassen unter bestimmten Auflagen wieder freigegeben. Auch das konnte die Fahrer und Fans nicht zufriedenstellen. Freunde, was wollt ihr eigentlich? Kann man es euch nicht Recht machen? Ihr habt gut reden, schließlich trägt von euch niemand die Verantwortung, wenn sich das Unglück wiederholt. Dass der Motorsport auf der Nordschleife nach solch einem tragischen Unfall nicht wie gewohnt weiterlaufen kann, sollte jedem bewusst sein.

Nordschleife früher: Die Sicherheit entwickelte sich weiter, Foto: Sutton
Nordschleife früher: Die Sicherheit entwickelte sich weiter, Foto: Sutton

Auch wenn es einige aktive Rennfahrer anders sehen: Tote und Schwerstverletzte gehören nicht zum Motorsport. Nach jedem Unfall wird über die Sicherheit diskutiert und es werden Maßnahmen ergriffen, um unseren geliebten Sport ein kleines bisschen sicherer zu machen. Nur so konnte sich der Motorsport auf der Nordschleife in den vergangenen Jahrzehnten bis zur heutigen Form überhaupt entwickeln.

Man erinnere sich einige Jahre zurück, als verbitterte Fans den damals neuen FIA-Zaun und damit eingeschränkten Blick auf die Strecke in Frage stellten. Kaum auszudenken, welche Unfälle es ohne den Schutz der Zuschauer in den vergangenen Jahren bereits gegeben hätte. Ein bisschen mehr Sicherheit - und trotzdem besteht weiterhin ein Restrisiko. Motorsport ist eben kein Fußball.

Erstmal Abwarten!

Auch ist es richtig, wie ein aktiver Rennfahrer in den sozialen Medien begründet, dass Zuschauer und Sportwarte freiwillig an die Nordschleife reisen. Wenn die vielen Ehrenamtlichen - ohne die der Motorsport gar nicht möglich wäre - jedoch um ihr Leben fürchten müssen und fortan zuhause bleiben, werden auch die Rennfahrer zukünftig in der Box bleiben müssen.

Ohne ehrenamtliche Sportwarte wäre Motorsport nicht möglich, Foto: Patrick Funk
Ohne ehrenamtliche Sportwarte wäre Motorsport nicht möglich, Foto: Patrick Funk

Natürlich ist es nachvollziehbar, dass Rennfahrer sich nicht an Tempolimits halten wollen - dafür sind die Rennautos auch nicht gebaut. Doch der schwere Unfall von Niclas Kentenich beim VLN-Auftakt hat gezeigt, dass auch die Rennfahrer auf der Nordschleife akut gefährdet sind. Die Tatsache, dass die Leitplanke durch das Auto stößt und den Piloten nur um Haaresbreite verfehlt, ist indiskutabel.

Wartet erstmal ab!

Bevor sich alle Fans über das Tempolimit beschweren und den DMSB in die Kritik nehmen, sage ich: Wartet die ersten Rennen mit den neuen Sicherheitsmaßnahmen erst einmal ab. 200 respektive 250 Stundenkilometer sind immer noch genug, um sich von den GT-Boliden begeistern zu lassen. Vielleicht macht sich die Geschwindigkeitsreduzierung gar nicht so sehr bemerkbar, wie viele "Experten" bereits prophezeien. Sicherlich hat der DMSB am Dienstag nicht ausschließlich im Sinne des Sports, sondern auch im Sinne der Automobilhersteller entschieden.

Viele Fans freuen sich über die GT3-Boliden, Foto: Patrick Funk
Viele Fans freuen sich über die GT3-Boliden, Foto: Patrick Funk

Aber: Fans und Zuschauer können froh sein, die Fahrzeuge in den kommenden Wochen auf der legendären Nordschleife bewundern zu können, während die GT3-Piloten damit zufrieden sein sollten, überhaupt zurück in ihre Boliden klettern zu dürfen. Wer keine Tempolimits akzeptiert, der sollte vorerst warten, bis er wieder hinter dem Lenkrad sitzt.

Denn was die Zukunft betrifft, werden die kommenden Monate zeigen, wie sich der Motorsport auf der Nordschleife weiter entwickelt. Schließlich ist das Tempolimit nicht für die Ewigkeit gedacht. Der DMSB setzt eine Expertenkommission ein, die mittelfristige Lösungen erarbeiten soll, die dann möglichst unmittelbar nach der Rennsaison umgesetzt werden sollen. Also warten wir es ab - und freuen uns erstmal auf die restliche Saison MIT GT3-Boliden ...