Mit der Meinung bin ich zwar nicht alleine, aber Valentino Rossi war nun einmal der Beste 2009, Foto: Ronny Lekl
Mit der Meinung bin ich zwar nicht alleine, aber Valentino Rossi war nun einmal der Beste 2009, Foto: Ronny Lekl

Fahrer des Jahres

Dürfte man nur einen nennen, käme man um Valentino Rossi klarerweise nicht herum. Glücklicherweise gibt es für diesen Rückblick nirgendwo ein Regelbuch und man kann auch mehrere Fahrer nennen, also auch Ben Spies, Cal Crutchlow, Antonio Cairoli oder aber auch Leute wie Marco Melandri. Der Italiener hat es doch tatsächlich geschafft, nach einem Seuchenjahr bei Ducati auf einer nicht mehr in Entwicklung befindlichen Kawasaki mit einem unterfinanzierten Team nicht nur ein Mal auf das Podest zu fahren, sondern seine Karriere wiederzubeleben. Nach der Ducati-Saison war er trotz all seines Talents abgeschrieben gewesen, jetzt rechnet man wieder mit dem Vize-Weltmeister von 2005.

Pechvögel des Jahres

Als Zyniker könnte man sagen, alle, die Alex de Angelis am falschen Tag auf der Strecke in die Quere kamen. Es war aber nicht jedes Rennen in Misano, Colin Edwardsche Schimpftiraden blieben also aus. Pechvögel gab es dennoch genug. Fahrer mit bösen Verletzungen, wie etwa Max Neukirchner und John Hopkins stehen hier ganz oben, aber auch einen wie Yuki Takahashi muss man bedauern. Er verlor seinen Platz in der MotoGP nur, weil das Team kein Geld mehr hatte - gut, damit war er nicht der Einzige, sowohl in MotoGP, als auch in Superbike-WM und in einigen anderen Serien wurden leider viel zu viele Fahrer vom Finanzloch verschluckt.

Nach dem harten Duell wurde faier eingeschlagen, Foto: Yamaha
Nach dem harten Duell wurde faier eingeschlagen, Foto: Yamaha

Rennen des Jahres

Natürlich ist Barcelona in diesem Erinnerungsstapel ganz oben liegen geblieben, es wäre auch schwer, das Finish zu vergessen - genauso wie jenes in Estoril 2006, der Portugal GP von damals gilt bei vielen als Rennen des Jahrzehnts. Natürlich sind auch die vielen spannenden Superbike-, 125cc- und 250cc-Rennen in Erinnerung geblieben, der Grund, warum so monoton Barcelona als Nummer 1 bei den Rennen 2009 auftaucht, ist ein einfacher. Der große Meister befand sich im direkten Duell mit seinem potentiellen Nachfolger und Valentino Rossis Manöver in der letzten Kurve war verwegen, mutig und auch rotzfrech. Nach der Zieldurchfahrt schüttelten Rossi und Jorge Lorenzo noch dazu die Hände, das war Sport vom Feinsten.

Enttäuschung des Jahres

James Toseland hatte alles, was er brauchte und wollte, sogar den Wunsch-Crewchief. Außer vielen Ausflüchten, warum es einfach nicht laufen wollte, kam aber wenig. Der Einstieg des Briten in die MotoGP Anfang 2008 war spektakulär gewesen, im ersten Rennen hatte er fast die Pole Position geholt. Was er 2009 aber ablieferte, war mehr als traurig. Ebenfalls enttäuschend war, dass Kawasaki an seiner Nicht-Entwicklungs-Politik festhielt, obwohl die 2009er MotoGP-Ninja durchaus brauchbar zu sein schien. Die Absage des Aprilia-Moto2-Projekts machte auch keine Freude.

Kämpfer des Jahres

Dazu darf man eigentlich die ganze Ducati-Mannschaft zählen. Casey Stoner musste eine Krankheit niederkämpfen, das Team durfte derweil Gerüchte von wirr bis bizarr bekämpfen und Nicky Hayden musste darum kämpfen, dass die Desmosedici so will wie er. Im Endeffekt stand das Team drei Mal als Sieger da. Stoner gewann gleich das zweite Rennen nach dem Comeback, die Gerüchte zerstreuten sich und Hayden rackerte und rackerte und wurde in der zweiten Saisonhälfte mit einem Podestplatz und konstant guten Ergebnissen belohnt - wenn er von Alex de Angelis oder Jorge Lorenzo nicht gerade zum Pechvogel gemacht wurde.

Zuhause ist er ein Star, Foto: Honda
Zuhause ist er ein Star, Foto: Honda

Die Lachnummer des Jahres

Gabor Talmacsi sorgte nicht nur auf der Strecke für Schmunzeln, sondern auch daneben. Vor allem mit seinen Aussagen darüber, dass er sich doch als MotoGP tauglich erwiesen habe. Die wirkliche Lachnummer ist aber gar nicht im Fernsehen zu sehen gewesen. Misano, Freitagnachmittag, eine riesige Versammlung von Fotografen vor der Repsol-Hospitality. Was gab es zu bestaunen? Andrea Dovizioso und Dani Pedrosa weihten einen neuen Gabelstapler ein... toll. Noch besser war, beim traditionellen Zerschlagen der Sektflasche beschädigten sie den Gabelstapler gleich mit.

Spruch des Jahres

Tut mir leid, Colin Edwards hat so viele gute abgelassen, ich kann mich nicht entscheiden. Nur eines ist sicher, wenn der Texaner einmal weg ist, wird uns einiges abgehen.

Heuchler des Jahres

Die ganze Situation rund um das MotoGP-Aus von Yuki Takahashi qualifizierte sich dafür. Erst hieß es, Takahashi werde beim Team gehalten und man werde alles tun, damit er auch nach Gabor Talmacsis Ankunft bleiben könne. Dann hatte er plötzlich eine mysteriöse Rückenverletzung, die ihn zu drei Monaten Pause zwingen sollte - der Japaner selbst wusste davon nichts. Schließlich wurde unter großem Bedauern das Ende der Zusammenarbeit bekanntgegeben, weil das Geld fehlte. Oder? Auch danach wurde weiter geheuchelt und gelogen. Das Team Scot betonte, man hätte das Budget gehabt, Honda hätte das gewusst, aber nicht geliefert, bei der HRC betonte man seinerseits, man würde natürlich liefern, wenn denn das Geld vorhanden wäre. Es war einfach nur zum Heulen.

In Misano ging es am Ende rund, Foto: Milagro
In Misano ging es am Ende rund, Foto: Milagro

Emotionalster Moment

Persönlich aufgewühlt war ich am meisten nach dem MotoGP-Rennen in Barcelona, da war einfach zu viel Spannung drin. Herrlich echte Emotionen gab es zwischen Andrea Iannone und Pol Espargaro, nachdem der Italiener den Spanier in der letzten Kurve aus dem Rennen in Misano gekickt hatte. Besonders viele Tränen flossen bei Hiroshi Aoyama nach dem Rennen in Japan. Er hatte sich knapp Alvaro Bautista geschlagen geben müssen, das hatte den Japaner vor heimischer Kulisse doch ein wenig aus der Fassung gebracht.

Prognose 2010

Da könnte man jetzt viele gescheite Sprüche vom Stapel lassen oder einfach nur sagen: wird sicher toll. Der beste Weg ist wohl der durch die Mitte. In der MotoGP werden die Rookies einiges aufmischen, der Titelkampf wird aber wohl zwischen vier bekannten Herren ausgefochten. Die Moto2 kann toll oder auch ein Reinfall werden, noch hoffe ich auf Ersteres, fürchte aber Zweiteres. In der 125cc-Klasse wird es wie immer lustig zugehen, da kennen die Fahrer sowieso keine Gnade. In der Superbike-WM werden die Karten ein wenig neu gemischt, das kann durchaus spannend werden, wobei Noriyuki Haga mit einer ähnlichen Saison wie 2009 wohl endlich Weltmeister werden müsste, immerhin gibt es keinen Ben Spies mehr - andererseits gibt es ein paar neue, hungrige Fahrer und auch wieder einen gesunden Max Neukirchner. Am besten wir freuen uns einfach auf das, was das neue Jahr bringt.