Weibliche Gehirne funktionieren anders - Redaktionsrückblick: Jule Krause

Fahrer des Jahres

Ben Spies. Er war es schon bevor die Superbike Saison überhaupt begonnen hatte, ich dachte so, 'der könnte überraschen', allerdings hatte ich nicht den durchschlagenden Erfolg inklusive WM-Titel erwartet. Er ist ein cooler Hund der Action auf jede Rennstrecke bringt und fast schon extrem zurückhaltend und bescheiden ist. Da bleiben keine Wünsche offen.

Pechvogel des Jahres

Noriyuki Haga. Der Japaner hat einen der spektakulärsten Fahrstile und Kampfgeist, aber mit dem WM-Titel in der Superbike will es einfach nicht klappen. Auch der Wechsel zu Ducati brachte zum dritten Mal in seiner Laufbahn 'nur' den Vizetitel, um sechs Punkte musste sich Altmeister 'Nori' dem Rookie Ben Spies geschlagen geben.

Rennen des Jahres

Phillip Island. Nicht wegen atemberaubender Duelle oder prickelnder Spannung an der Spitze - wobei es die auch gab. Wenn man bedenkt, dass Jorge Lorenzo seine letzten Chancen auf den WM-Titel wegwarf und gleich noch Nicky Hayden abschoss, dann ist meine Wahl fraglich, denn damit war das spannende WM-Duell Geschichte. Dennoch ist es das Rennen des Jahres, einfach nur weil sich Casey Stoner nach rund vier Monaten Schikane mit einem klasse Sieg zurückmeldete und damit seinen Kritikern die beste Antwort gab.

Enttäuschung des Jahres

KTM. Es ist zum einen sehr bedauerlich, dass die Österreicher der MotoGP mit den 'kleinen' Klassen den Rücken gekehrt haben, nachdem sie so erfolgreich in den Grand Prix Sport gestartet sind und zum anderen schade, dass sie sich nicht mit Pauken und Trompeten verabschieden konnten. Marc Marquez hatte die Anlagen, aber man darf schon eingestehen, dass das Glück nicht auf der Seite von KTM war. Ausfälle, Stürze und unglückliche Begegnungen in letzten Rennrunden, wie auch beim Saisonfinale in Valencia, kein Podestplatz und nur 97 Punkte für den Konstrukteurs-Weltmeister von 2005. Schade.

Kämpfer des Jahres

Überraschender Weise Marco Melandri! Nach seinem Jahr bei Ducati, den Irrungen und Wirrungen mit Kawasaki über den Winter hinweg, dem Mut mit Hayate an den Start zu gehen, anstelle nicht zu fahren, vollzeit DJ zu werden oder in die Superbike zu gehen und dann so eine Saison hin zu legen. Respekt! Immerhin hat der Italiener es geschafft mit 108 Punkten und einer 'Ersatztruppe', Einen mehr einzufahren, als John Hopkins und Anthony West zusammen in der Saison 2008, die es auf 107 geschafft hatten.

Spruch des Jahres

"Some people are using it as a safety problem. I think that's absolute bullcrap, because nobody is finding it a safety issue." Casey Stoner im Mai 2009 zu den ewigen Diskussionen, ob die Einheitsreifenreglung denn nun wieder abgeschafft werden sollte, oder nicht. Es dürfte öfter solch direkte Antworten geben.

Heuchler des Jahres

Valentino Rossi. Oh ja Aufschrei der Nationen. Aber ehrlich, wie kann ein Mann, der nicht zu Unrecht mit als bester Fahrer der Welt bezeichnet wird und das mit seinen neun WM-Titeln auch mehrfach unter Beweis gestellt hat, davor zurück schrecken einen starken Teamkollegen wie Jorge Lorenzo an seiner Seite zu akzeptieren? Zudem erst erklären, dass er kein Problem mit Lorenzo hätte oder damit, dass er ordentlich Gas gibt, das alles toll und fein sei, und in dem Moment, wo besagter Teamkollege für ein weiteres Jahr bei Yamaha bleibt, wie ein kleines trotziges Kind reagiert und erklärt, dass er sich dann doch nach einem anderen Arbeitgeber umsehen müsse, Yamahas Entscheidung nicht verstehen könne und sich verraten und verkauft fühle. Lassen wir die Verhandlungstrategien für 2010 einmal außer Acht, ist das mit die größte Enttäuschung überhaupt. Ist es nicht reizvoller den WM-Titel zu holen und zu wissen, dass man den 'Gegner' mit den gleichen materiellen Voraussetzungen dennoch erfolgreich schlagen konnte?

Lachnummer des Jahres

Es kann nur einen geben: Gabor Talmacsi inklusive dem Scot Team, das Yuki Takahashi fallen lies, um den Ungarn in die MotoGP-Klasse zu holen. Allerdings folgt Aprilia mit dem Moto2-Rückzieher nur knapp dahinter.

Emotionalster Moment

Die Ankündigung das Mika Kallio als Ersatz für Casey Stoner beim Ducati Werksteam startet, ein echter 'Wow-Effekt' inklusive Freudentanz! Leider konnte der Finne die Chance nicht so gut nutzen wie erwartet, die Brechstange in Brünn war überflüssig, doch er wird daraus gelernt haben und die Erfahrungen sicher nutzen können.

Prognose für 2010

Der Grand Prix Sport wartet schon einmal mit der spannendsten Frage überhaupt auf: Moto2 Top oder Flop? Momentan deutet einiges in Richtung Flop und wenn es keiner wird, dann darf man sich dennoch drauf einstellen, dass sie, Dank der ständigen Reglementsänderungen, nach spätestens drei Jahren wieder abgeschafft wird.

In der MotoGP erwarte ich doch einiges an Spannung mit sechs Rookies, auch wenn sie auf Satelliten-Maschinen unterwegs sind dürften sie für Abwechslung und viel frischen Wind sorgen. Vor allem mit Neuzugängen wie Ben Spies. Vielleicht besteht die Chance, dass aus vier Aliens fünf werden. Wird Hayden die Kurve bei Ducati bekommen, oder nicht? Prognose: Ja. Zudem wäre eine Leistungssteigerung von Mika Kallio mehr als wünschenswert und eigentlich ein Muss - oder sagen wir angedeutete Top-8-Resultate dürfen 2010 auch ins Ziel gebracht werden, anstelle sie im Kiesbett zu versenken.

Gespannt darf man auch sein, ob James Toseland in der Superbike-WM und mit Yamaha annähernd an seine Leistungen von früher anknüpfen kann und damit seine eigenen Ansprüche und die der Fans erfüllt, oder ob er hinter der jüngeren britischen Konkurrenz bleibt. Als Inselbewohner hoffe ich natürlich, dass die Briten zumindest in der Superbike und Supersport ordentlich Gas geben und mal sehen, was die 'young british teenage sensations' in der MotoGP 125cc so hin bekommen.