Die Saison war prinzipiell schon vorbei, ehe sie begonnen hatte. Im Frühjahr 2009 interessierten Testergebnisse kaum, war uninteressant, dass es bei den Testfahrten in der Wüste in Katar regnete. Alle Augen waren auf Kawasaki, John Hopkins, Marco Melandri und die Ninja-Bikes gerichtet. Seitens des Werkes aus Japan wollte man sich aus der MotoGP-Weltmeisterschaft zurückziehen - und das obwohl man sich zuvor für sündhaft teure Gelder noch die Dienste von Melandri gesichert hatte und auch Hopkins einen millionenschweren Deal hatte, der Gültigkeit besaß.

Doch an der Entscheidung aus Japan gab es schließlich nichts mehr zu rütteln. Kawasaki stieg nach sieben Jahren in der MotoGP-Viertakt-Szene wieder aus dem Rennsport aus, stellte aber die komplett neu entwickelte Ninja ZX-R zur Verfügung. Dass sie dabei das wohl bisher beste Motorrad ihrer Marke prinzipiell wegwarfen, ahnten die Manager damals noch nicht. Marco Melandri sollte im Verlauf der Saison 108 Punkte sammeln und liegt damit an der Spitze der Kawasaki-Internen Bestenliste seit dem Wiedereinstieg. Nur Randy de Puniet hatte 2007 auf einem grünen Rennen exakt gleich viele Punkte sammeln können.

Für John Hopkins war dieses Jahr kein Platz mehr bei Hayate., Foto: Kawasaki
Für John Hopkins war dieses Jahr kein Platz mehr bei Hayate., Foto: Kawasaki

Die neue "Hayate"-Truppe übernahm schließlich das Kawa-Material, durfte aber nur bis zu Saisonbeginn auf Entwicklungshilfe hoffen. Dann stellte man diese werksseitig ein und man musste mit dem weiterfahren, was man hatte. Auch die Erfolge Melandris konnten das Management in Japan nicht mehr umstimmen. Zuvor hatte noch die Fahrerentscheidung gestanden. Hayate hatte nur finanzielle Mittel für einen Piloten und man entschied sich pro Melandri und contra Hopkins. Als diese Entscheidung kam war lange klar, dass der US-Amerikaner keinen Platz mehr in der MotoGP finden würde und auch in der Superbike WM waren die guten Plätze bereits alle vergeben. Erst im Verlaufe des Jahres fand Hopkins noch in das Stiggy-Team, war fortan aber von Verletzungsproblemen und stürzen geplagt. So wie das Jahr für ihn begonnen hatte, zog es sich schließlich bis zum Ende durch.

Melandri hingegen dachte zunächst auch über ein Jahr Pause nach. Er war Ende 2008 von Ducati weggegangen, nachdem er dort sang und klanglos untergegangen war. Ein erneutes Abenteuer wollte der Italiener nicht durchleben und so behielt er es sich vor, erst nach einigen Testfahrten eine Entscheidung zu fällen, ob er auf der Hayate an den Start geht und ob er beim Team Potenzial sieht. Schließlich tat er dieses dann.

Melandri probierte erst die 2010er Kawasaki, ehe er sich zum Fahren für Hayate entschied., Foto: Kawasaki
Melandri probierte erst die 2010er Kawasaki, ehe er sich zum Fahren für Hayate entschied., Foto: Kawasaki

Melandri kannte vor Saisonbeginn die letztjährige und die diesjährige Kawasaki und zeigte sich von den Entwicklungen begeistert. Er bescheinigte der Ninja ein tolles Motorrad zu sein und hoffte insgeheim, dass mit ein paar Erfolgen auch die japanischen Herzen erweicht werden würden, um die Weiterentwicklung wieder aufzunehmen. Aber dies sollte lediglich eine Hoffnung bleiben. Doch spätestens beim vierten Saisonlauf in Le Mans dürfte sich die Führungsetage in den Hintern gebissen haben, als Melandri die schwarze Hayate als Zweiter auf das Podest steuerte und nirgends der rote Kawasaki-Schriftzug zu lesen war.

Dieser zweite Rang in Frankreich war die erwartete Überraschung. Viele hatten gesagt, dass es Melandri vor allem bei widrigen Witterungsbedingungen mit diesem Bike auf das Podest schaffen könnte. Und so kam es dann ja auch. Allerdings blieben weitere Erfolge aus - obwohl es genügend regnete. Dennoch war Melandri extrem konstant, konnte nur drei Mal keine Punkte holen - in Brünn, Indianapolis und Valencia.

Mit dem Finale der Saison 2009 war auch das Kapitel Hayate geschlossen. Zunächst hatte das Team überlegt, auf eigene Faust weiterzumachen und Yamaha-Motoren zu leasen, doch fehlten dafür die finanziellen Ressourcen. Daher wollte die Mannschaft ein Moto2-Projekt auf die Beine stellen doch kamen auch hier Probleme auf. Denn der Name "Hayate" ist geschütztes Eigentum von Kawasaki. Der Ausgang der Verhandlungen ist noch offen. Melandri hingegen hat alles in trockenen Tüchern. Der Italiener kehrt in den Rennstall von Fausto Gresini und auf Honda zurück, dem Team, in welchem er mit dem Vizeweltmeistertitel 2005 seinen größten Erfolg in der MotoGP-Klasse feierte.