Honda in der MotoGP ohne Japaner? Das galt lange Zeit eigentlich als Ding der Unmöglichkeit, immerhin hat der Hersteller aus dem Land der aufgehenden Sonne in seiner Heimat einen Ruf zu verlieren. Es brauchte auch besondere Umstände, damit es dann doch keinen Japaner in Diensten der HRC in der Königsklasse gab. Seit Beginn der Wirtschaftskrise 2008 war überall Geld das Hauptthema, auch in der MotoGP, wo spätestens mit dem Ausstieg von Kawasaki im vergangenen Winter allen der Ernst der Lage bewusst wurde.

Vorerst schien das auf die Japan-Pläne Hondas aber keinen Einfluss zu haben. Yuki Takahashi wurde in der MotoGP mit Scot Honda an den Start geschickt. Es war auch nicht so, dass sich Takahashi seinen Platz dort nicht verdient hätte, er hatte sich 2008 in der 250cc-Klasse gegen die Piaggio-Armada gut auf der Zweitakt-Honda geschlagen, die der Konkurrenz doch etwas unterlegen war. Mit dem Abgang Andrea Doviziosos zu Repsol Honda war bei Scot auch ein Platz frei und Takahashi konnte gleich teamintern den Aufstieg machen.

Zunächst galt es für Takahashi aber einmal zu lernen, so wie das jeder Rookie in der MotoGP machen muss. Dabei betonte er ständig, dass er noch mehr Kilometer fahren müsse und die Eingewöhnung schien für ihn etwas zäh zu laufen. Beim Test vor der Saison in Katar stürzte er dann auch und beim letzten Test in Jerez meinte er noch: "Ich muss das Motorrad aber noch verstehen, es ist mein erstes Jahr in der MotoGP, also will ich viele Runden fahren und viele Dinge ausprobieren." Dementsprechend holprig war auch sein Start in die Saison. Einem 15. Platz in Katar folgte ein Ausfall beim Heimrennen in Motegi, danach konnte er mit einem zwölften und einem 13. Rang seine besten Ergebnisse des Jahres holen, zeigte aber öfter auch Potential für mehr.

Das Geld wird knapp

Bald kamen Gerüchte auf, wonach bei Scot das Geld knapp wurde, gleichzeitig munkelte man im Fahrerlager, dass Gabor Talmacsi, der sich in der 250cc-Klasse mit seinem Teamchef Jorge Martinez im Streit getrennt hatte, dank seiner Sponsorengelder den Aufstieg machen könnte. Und Geld regiert nach wie vor die Welt, weswegen der Ungar ab Barcelona mit Scot in der MotoGP antrat. Schon damals wurde befürchtet, dass es trotz der Sponsoren-Millionen Talmacsis nicht reichen wird, die ganze Saison über mit zwei Fahrern anzutreten, auch wenn das Team zunächst betonte, den Rest des Jahres mit Takahashi und Talmacsi fahren zu wollen.

Gabor Talmacsi überzeugte vor allem sich selbst, Foto: Honda
Gabor Talmacsi überzeugte vor allem sich selbst, Foto: Honda

Assen wurde dann Takahashis letztes MotoGP-Rennen in der Saison 2009, das Ende wurde zunächst als Rückenoperation verpackt, die eine dreimonatige Pause nach sich ziehen würde. Wenige Tage darauf kam dann auch das offizielle Aus für den Japaner, mit dem ein Statement des Bedauerns der HRC einher ging. "Für Honda ist das ebenso wie für das Scot Racing Team eine traurige Bekanntgabe", erklärte HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto. "Aber wir verstehen, dass die extremen finanziellen Umstände dem Team keine andere Wahl ließen. Takahashi war der einzige Japaner in der MotoGP und natürlich hätte es Honda gern gesehen, wenn er weiter gefahren wäre. Aber am Ende machte das Team klar, dass dies unmöglich ist und wir akzeptieren diese Entscheidung. Honda wird das Scot Racing Team und Gabor Talmacsi in der MotoGP weiter unterstützen."

Begeistert war Honda von Talmacsis Auftritten dann aber nicht. Dass er bei seinem ersten Einsatz in Barcelona im ersten Training auf der Maschine noch wirkte, als würde er erstmals ein Zweirad sehen, war dabei weniger das Problem, immerhin war er noch nie zuvor auf einem MotoGP-Motorrad gesessen. Doch Aufwärtstrend stellte sich nie wirklich einer ein, kaum einmal konnte der Ungar die rote Laterne abgeben, seine Punkteplätze resultierten meist daraus, dass andere Fahrer ausfielen oder anderweitige Probleme hatten.

Von den Anderen profitieren

Talmacsis bestes Ergebnis sollte ein zwölfter Platz in Donington werden, wo er rein statistisch gesehen sogar Casey Stoner hinter sich ließ. Doch der Australier hatte wie sein Teamkollege Nicky Hayden zum Start falsche Reifen aufgezogen und fiel damit hoffnungslos zurück. Chris Vermeulen war einmal neben die Strecke gekommen und auch hinter Talmacsi gelandet, die Ausfälle von Jorge Lorenzo und Toni Elias taten dann ihr Übriges. So in etwa kamen die meisten Punkteplätze des Ungarn zustande, dank des dünnen Feldes konnte er allerdings oft profitieren und war vom Sachsenring bis Malaysia acht Mal durchgehend in den Punkten. Um das ein wenig in Relation zu setzen, in seinen zwölf Rennen in der MotoGP holte er gerade einmal drei Punkte mehr als Aleix Espargaro, der nur an vier Rennen teilgenommen hatte.

Honda war nicht lange Talmacsi-Fan, Foto: Ronny Lekl
Honda war nicht lange Talmacsi-Fan, Foto: Ronny Lekl

Honda sprach sich deswegen auch sehr bald dagegen aus, Talmacsi 2010 wieder eine Maschine zu geben, egal wie viel Geld er mitbringt. Für die Scot Mannschaft sah die Zukunft deswegen auch recht bald äußerst düster aus, denn ohne die Sponsoren des Ungarn fehlte einiges im Budget. Mit Alex de Angelis gab es noch kurz Hoffnung, doch bis er für die MotoGP genügend Unterstützung aufstellen konnte, hatte Honda keine Möglichkeit mehr, rechtzeitig eine Maschine zu liefern - hieß es offiziell. Auch Ducati als Alternative hatte sich zurückgezogen. Damit war das vorläufige Ende der Scot Mannschaft in der MotoGP besiegelt.

Eigenartige Erkenntnis

Talmacsi traf nach dem letzten Qualifying der Saison dafür eine Erkenntnis, die doch ein wenig verwunderte: "Als ehemaliger 125ccm-Weltmeister dachte ich, dass ich genug über dieses Geschäft hier wüsste. Aber ganz anders wurde es. Mit einem MotoGP-Bike musste ich neue Probleme lösen und ich hatte viele Dinge zu lernen. Aber nichtsdestotrotz habe ich bewiesen, dass ich in dieser Klasse bleiben kann und das war immer mein Hauptziel für diese Saison." Talmacsi und Takahashi haben für die Saison 2010 Verträge in der Moto2 unterschrieben. Talmacsi beim SpeedUp Team, Takahashi bei Tech 3.