Der Wechsel der MotoGP zu 1000cc-Motoren mit vier Zylindern im Jahr 2012 macht große Schritte vorwärts. In Valencia wurde der Vorschlag von Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta der Grand Prix Commission vorgelegt und von allen Beteiligten - FIM, IRTA, MSMA und Dorna - gut aufgenommen. Am 11. Dezember findet das nächste Treffen der Commission in Genf statt und dann will die Herstellervereinigung MSMA ihre neuen Ideen dafür auf den Tisch legen. IRTA-Präsident Herve Poncharal musste diesbezüglich allerdings betonen, dass ein Wechsel auf 1000cc nicht gleichbedeutend damit wäre, auch seriennahe Aggregate zuzulassen, um Geld zu sparen.

"Jeder, der sagt, es wird einen Motor geben, der aus der Produktion kommt oder dieses und jenes - das ist alles nur Gerede. Es hat auch niemand davon gesprochen, die 990er wieder zu bringen. Wir wissen nur, der Vorschlag ist für 1000cc und vier Zylinder. Sonst wurde nichts besprochen", erklärte Poncharal gegenüber Crash.net. Wichtig war es für ihn, in die Zukunft zu schauen. So wollte er weder die 990er noch die 800er kritisieren, weil die seiner Ansicht nach für ihre Zeit die richtigen Maschinen waren und sind, doch die Zukunft und die Wahrnehmung des Motorsports verändere sich. "Wir wollen die Formel 1 nicht kopieren, aber die Änderungen ansehen, die sie durchmacht. Dies ist das Ende einer Ära, aber das bedeutet nicht, dass die Ära hinter uns falsch war."

Die neuen Themen

Vielmehr glaubte Poncharal, dass die Ära zu einer bestimmten Philosophie dieser Zeit passte, nun ändere sich das eben. "Globale Erwärmung ist ein noch größeres Thema, wir haben die Versammlung von Kopenhagen vor uns, der Verbrauch der Konsumenten nimmt ab und die ökonomische Situation ist schwierig. Wir müssen mit all dem umgehen und MotoGP-Regeln entwerfen, die zur neuen globalen Situation passen. Wir müssen uns aus unserer Blase lösen, mit den Füßen auf dem Boden und immer mit der Realität in Verbindung bleiben", sagte der Franzose. Dennoch fand er die Idee von seriennahen Motoren in der MotoGP verrückt. Er wiederholte, dass darüber nicht gesprochen worden war, sondern nur neue Regeln und Kostensenkungen im Mittelpunkt standen.

Die 800er passten zu ihrer Zeit, Foto: Monster Yamaha Tech 3
Die 800er passten zu ihrer Zeit, Foto: Monster Yamaha Tech 3

Nach seiner Auffassung der MotoGP könnte es wohl auch nie seriennahe Motoren dort geben, denn für ihn wird die Klasse immer die Spitze des Motorradsports bleiben. "Sie wird immer der Ort sein, wo die Hersteller ihr Know-how, ihre Fähigkeiten und ihre Technologie präsentieren wollen. Sie wird immer die höchste Stufe bei den Motorrädern bleiben." Gleichzeitig war er aber auch um die Abhängigkeit der MotoGP von den Herstellern besorgt, denn die Ausstiege des letzten Jahres in allen Motorsport-Klassen hätten gezeigt, dass immer wieder jemand die Bühne verlassen könnte. "Für uns, die Dorna und die Teams, ist der Rennsport 100 Prozent unseres Geschäfts. Wir müssen also sicher sein, dass unsere Weltmeisterschaft weiter wächst und auf lange Zeit stabil bleibt. Dafür brauchen wir eine Basis und die Basis sind die Teams, wenn man sich die Geschichte ansieht", meinte Poncharal.

Wer will sich binden?

Er fragte sich, wer sich ungeachtet kommender Entwicklungen für fünf Jahre verpflichten würde. Er und sein Tech 3 Team wären da wohl ein guter Partner, ob auch ein Hersteller oder seine Vorstandsmitglieder sagen könnten, sie blieben ungeachtet aller Ereignisse fünf Jahre dabei, bezweifelte er. "Wir brauchen die Werke, aber die Werke sind im Moment nicht in der Position, um sich hundertprozentig für die nächsten fünf Jahre zu binden. Vorausgesetzt wir [die unabhängigen Teams] haben genügend finanzielle Unterstützung, können wir uns für die nächsten fünf, sechs, sieben Jahre der MotoGP verschreiben." Daher wird darüber gesprochen, wie man die Hersteller in der Serie halten kann und wie die Teams als solche überleben können.

Poncharal war sich darüber bewusst, dass momentan alle zu leiden haben, weswegen er meinte, dass man eigentlich die komplette Gesellschaft noch einmal neu entwerfen müsste. "Das schließt auch unsere kleine Welt in der MotoGP ein." Aufgrund der Zuschauerzahlen an den Strecken und vor den Fernsehgeräten sei zu erkennen, dass das Interesse an der MotoGP groß ist, was durchaus eine starke Basis schaffe, nun müsse das Produkt aber so angepasst werden, dass es auch in die neue Welt hineinpasst.

Dabei bleiben

"Wir sollten nichts aus der Debatte streichen. Wir sollten alles berücksichtigen, wir wollen aber nicht irgendeine Technologie zu früh bringen", meinte er über mögliche Wege zu einer grüneren MotoGP. "Das Wichtigste sind jetzt einmal die Kosten, aber nichts wird automatisch abgelehnt. Der Dialog ist bei den Meetings immer offen und alles ist willkommen. Es hängt davon ab, was durchführbar ist. Wenn wir dann eine Entscheidung treffen - entweder einstimmig oder mit einer Mehrheit -, dann ist am wichtigsten, dass wir auch dabei bleiben. Sobald etwas entschieden ist, tendieren die Leute in unserer Welt dazu, dagegen zu arbeiten."