Nach den regnerischen Tagen bekamen die gut 100.000 Zuschauer am Sachsenring im MotoGP-Rennen die volle Versöhnung geboten. Es war wieder einmal ein starker Kampf, wieder einmal waren Valentino Rossi und Jorge Lorenzo daran beteiligt und wieder siegte der Italiener vor dem Spanier - diesmal mit 99 Tausendstelsekunden Vorsprung. Rang drei ging an Dani Pedrosa, der vor einem mit Reifenproblemen kämpfenden Casey Stoner blieb. Lange hatten der Australier und der Spanier das Rennen aber ebenfalls spannend gemacht.

Randy de Puniet war nicht lange dabei, Foto: Ronny Lekl
Randy de Puniet war nicht lange dabei, Foto: Ronny Lekl

Schon die Startphase war hektisch. Rossi gewann den Start und fuhr voraus. Dahinter kamen Pedrosa und Randy de Puniet gut weg. Der Franzose konnte seine gute Position aber nicht lange genießen, sondern stürzte noch in Runde eins mit einem heftigen Highsider aus dem Rennen. "Ich war hinter Dani und konnte die Linie nicht ganz sehen. Vielleicht habe ich zu schnell die Linie gewechselt und da hob es mich aus. Ich bin nicht verletzt, es tut mir aber leid für das Team, denn wir hatten Potential für ein gutes Rennen", erzählte er.

Damit bildete sich eine Gruppe um Rossi, Stoner, Pedrosa, Lorenzo und Andrea Dovizioso. Dovizioso konnte da allerdings nicht lange mithalten und fiel zurück. Gleich ganz weit zurückgefallen war Nicky Hayden, der beim Start in Kurve eins nach außen gedrückt worden war und viele Plätze verlor. Er versuchte danach zwar mit allen Mitteln, Plätze wieder gutzumachen, der Zug nach vorne war aber abgefahren und er hing in einer Gruppe um Position sieben.

Andrea Dovizioso hatte kein Reifenglück, Foto: Milagro
Andrea Dovizioso hatte kein Reifenglück, Foto: Milagro

An der Spitze wurde es schon in den ersten Runden intensiv. Stoner schnappte sich Rossi, Lorenzo klebte am Hinterrad von Pedrosa, die vier stärksten Fahrer in der WM schenkten sich nichts. In Runde neun ging Lorenzo an Pedrosa vorbei und versuchte Rossi und Stoner nachzusetzen, die sich ein wenig absetzen konnten. Dahinter verlor Dovizioso auch den Kampf gegen Alex de Angelis und war nur mehr Sechster. Ein paar Sekunden weiter dahinter jagten Marco Melandri, Mika Kallio, Hayden und Toni Elias dem siebten Platz hinterher und konnten sich sogar Hoffnungen auf Rang sechs machen, da Dovizioso weiter Zeit verlor.

Die Spitzengruppe schrumpfte derweil kurz auf drei Fahrer, weil Pedrosa das Tempo seiner Konkurrenten nicht mehr mitgehen konnte. Lorenzo machte dafür Druck auf Rossi, der seinerseits Druck auf Stoner ausüben wollte, womit jeder jeden im Auge haben musste. Das half wiederum Pedrosa, der Zehntel um Zehntel wieder näherkam. Dem Spanier kam zugute, dass er den besonders harten Hinterreifen gewählt hatte und die Honda etwas schonender mit den Reifen umgeht als die Yamaha und die Ducati. Damit war die Spitzengruppe bald doch wieder vier Fahrer groß.

Casey Stoner kämpfte vor allem mit den Reifen, Foto: Ronny Lekl
Casey Stoner kämpfte vor allem mit den Reifen, Foto: Ronny Lekl

In Runde 17 hatte Rossi dann genug vom Lauern und schnappte sich Stoner. Lorenzo zog gleich nach und es sah wieder danach aus, als ob der Australier zu kämpfen hatte. Er gab aber weiter Gas und ließ sich nicht abschütteln. Im Gegenteil, er fuhr in Runde 22 sogar die schnellste Rennrunde, verbremste sich dann allerdings gleich. Die Reifen ließen offensichtlich nach und das nicht nur bei ihm. Eindeutig Reifenprobleme hatte Dovizioso, dessen Vorderreifen in einer Onboard-Aufnahme in Auflösung begriffen schien und da waren noch zwölf Runden zu fahren. Das nutzten Melandri, Elias, Hayden und auch Colin Edwards, die ihn überholten, bevor er schließlich an die Box kam und aufgab. Kallio war derweil weit zurückgefallen und nur mehr auf Rang zwölf zu finden.

Vorne wurde die Gangart derweil härter. Lorenzo zeigte sich immer wieder an Rossis Innenseite, konnte zunächst aber kein Manöver anbringen. Stoner und Pedrosa schlichen sich dafür wieder heran und warteten nur darauf, dass sich vorne eine Chance ergab. Eingangs Runde 26 ging Lorenzo dann an Rossi vorbei und gleichzeitig schnappte sich Pedrosa Stoner. Kurz darauf hatte der Australier ein Problem, verhinderte gerade noch einen Highsider und blickte auf seinen Hinterreifen. Er war damit aus dem Kampf an der Spitze herausgefallen. Lorenzo und Rossi waren aber noch lange nicht am Ende, der Italiener klebte im Heck seines Teamkollegen, Pedrosa beobachtete aus sicherer Entfernung von rund einer Sekunde. Eingangs der vorletzten Runde ging Rossi an Lorenzo vorbei und war wieder vorne, Lorenzo hatte aber den besseren Reifen, da er für hinten superhart gewählt hatte und Rossi nur hart.

Alex de Angelis holte den guten fünften Platz, Foto: Milagro
Alex de Angelis holte den guten fünften Platz, Foto: Milagro

Wie in Barcelona waren es intensive letzte Kilometer. In der letzten Runde wollte Lorenzo in Kurve eins außen überholen, schaffte es aber nicht. Rossi fuhr Kampflinie, machte innen ständig zu, aus der letzten Kurve wollte es Lorenzo mit Beschleunigung schaffen, es fehlten ihm schließlich aber 99 Tausendstel auf den Sieg. Pedrosa wurde Dritter und Stoner trug die Ducati auf Platz vier nach Hause. Für die Gresini Mannschaft gab es durch De Angelis und Elias die Plätze fünf und sechs, da der Spanier Melandri noch abfangen konnte. Hayden konnte noch Platz acht mitnehmen. Colin Edwards und James Toseland holten die Plätze neun und zehn. Loris Capirossi, Niccolo Canepa, Chris Vermeulen, Mika Kallio und Gabor Talmacsi waren die restlichen Fahrer im Ziel und in den Punkten.

In der Weltmeisterschaft hat der Sieg Rossi eine noch größere Führung beschert. Er liegt nun 14 Punkte vor Lorenzo. 176 beziehungsweise 162 Zähler haben die Yamaha-Piloten mittlerweile gesammelt. Stoner hält bei 148 Punkten und ist damit schon 28 Zähler hinter Rossi. Mit 108 eingefahrenen WM-Punkten ist Pedrosa Vierter.