Casey Stoner, Valentino Rossi, Dani Pedrosa. Viele Beobachter konzentrieren sich seit Wochen nur darauf, was diese drei Herren so tun, da erwartet wird, dass sie den Titel untereinander ausmachen werden. Demgegenüber stehen die Fans, die entweder ihre eigenen Fahrer vorne sehen wollen oder einfach eine Saison erleben, in der es so viele Sieg-Kandidaten gibt wie möglich. Ein Blick auf die Realitäten in der MotoGP lässt jedenfalls vermuten, dass es mehr Sieger geben könnte - und die müssen nicht unbedingt aus Werks-Teams kommen.

Eigentlich ein Gedanke, der jedem Renn-Fan die Freuden-Tränen in die Augen treiben müsste. Andererseits wird allen noch das Jahr 2007 in Erinnerung geblieben sein, das zwar einen überragenden Casey Stoner, dafür aber nur wenige knappe Renn-Entscheidungen erlebte. Aus dieser Zeit sind noch ein paar Tränen der Trauer übrig und angesichts einiger Vorstellungen von Stoner auf Rennreifen bei den Wintertests dürfte der Taschentuch-Vorrat bei so manchem/mancher bereits wieder aufgestockt worden sein.

James Toseland beendete den Test in Katar auf Platz zwei, Foto: Yamaha
James Toseland beendete den Test in Katar auf Platz zwei, Foto: Yamaha

Aber halt! Wie bereits erwähnt, es könnte durchaus spannend in diesem Jahr werden. Grund dafür sind nicht nur die gestärkten Werks-Teams von Yamaha und Honda, sondern auch deren Satelliten-Teams, denen auf einigen Strecken durchaus Chancen zugetraut werden können. Zwar hatte Lucio Cecchinello vor ein paar Tagen gemeint, dass es wohl noch bis 2009 dauern wird, bis die Satelliten-Teams den Anschluss an die Werks-Teams finden, weil die 800er dann mehr oder weniger fertig entwickelt sein werden. Doch die Test-Ergebnisse haben gezeigt, dass auch schon 2008 mit schnellen Satelliten gerechnet werden kann.

Ja, es stimmt natürlich, dass in diesem Magazin während des Winters des Öfteren darauf hingewiesen wurde, dass Testzeiten nichts zu bedeuten haben, weil Tests eben Tests und keine Renn-Wochenenden sind. Dennoch, absichtlich langsam war sicher niemand unterwegs, was auch der häufige Gebrauch von Qualifyiern belegte. Und egal ob Qualifyier oder nicht, ein Fahrer auf Kunden-Material war meist vorne zu finden. Randy de Puniet, Andrea Dovizioso, Alex de Angelis, James Toseland, Shinya Nakano oder Colin Edwards waren die Namen, die sich in die Werks-Eintönigkeit einmischten. Nur die Satelliten-Ducatis rangen etwas um den Anschluss nach vorne.

Wird das Gesäß nicht blau, dann könnte etwas möglich sein, Foto: Honda
Wird das Gesäß nicht blau, dann könnte etwas möglich sein, Foto: Honda

Das ließe natürlich den Schluss zu, dass vor allem die starken Michelin-Qualifyier vornehmlich bei den guten Zeiten mitgeholfen hatten - wären da nicht die Gresini-Fahrer de Angelis und Nakano, die auf Bridgestone unterwegs sind und sich keineswegs versteckten. Auf der anderen Seite schafften es auch die Michelin-Fahrer, auf Renn-Reifen gute und konstante Runden zu fahren. Besonders Dovizioso und Toseland stachen dabei hervor.

Edwards und de Puniet sind so etwas wie die bekannten Unbekannten. Edwards dürfte sich einerseits so frei fühlen wie lange nicht, da er nicht mehr von vornherein als Nummer zwei im Team gilt - es ist eben nicht leicht, Valentino Rossis Teamkollege zu sein, auch wenn man sich gut mit ihm versteht. Jetzt muss es der Texaner nur einmal schaffen, ein Renn-Wochenende problemfrei über die Bühne zu bekommen. In den vergangenen Jahren gab es meist irgendein kleines Problem, das störte. Und de Puniet? Dass er schnell ist, steht außer Frage. Um schnell zu sein, überschritt er in der Vergangenheit oft das Limit und kam gar nicht ins Ziel. Wenn er dazugelernt hat, dann ist vieles möglich - sogar ein Gesäß ohne blaue Flecken.

Alex de Angelis konnte im Winter auch ein paar Mal sein Tempo zeigen, Foto: Honda
Alex de Angelis konnte im Winter auch ein paar Mal sein Tempo zeigen, Foto: Honda

Aber auch wenn de Puniet so weitermacht wie früher, die Satelliten-Teams sind wieder auf dem Vormarsch, nachdem sie 2007 direkt nach der Umstellung auf 800cc hinterher hinken mussten. Vielleicht wird es 2008 nicht immer klappen, aber das eine oder andere Mal werden sie die Werks-Konkurrenz ärgern können. Und darüber darf sich dann wiederum die ganze MotoGP freuen. Denn wenn es enger zugeht, dann merkt man vielleicht nicht, dass das Starterfeld mit 18 Maschinen doch recht klein geraten ist.