Ja, Casey Stoner hat wieder gewonnen und damit der Saison noch einmal seinen Stempel aufgedrückt. Doch das Wochenende in Brünn hat bei mir einen unguten Beigeschmack hinterlassen. So waren im MotoGP-Rennen zwar Ersatzfahrer am Start, doch Melandri fiel komplett aus und Ersatzfahrer sind eben keine Stammfahrer. Auf einer Strecke wie Brünn wird es mit 18 Motorrädern wirklich leer auf der Piste. Diesmal hat man es schon am Fernseher gemerkt, dass in die Königsklasse des Motorsports einfach mehr Fahrer und Teams gehören. Es ist zwar ohnehin immer etwas eintönig, wenn einer vorne weg fährt auch wenn er mal nicht Rossi heißt, es fehlt im Moment aber auch der Kampf um die Platzierungen. Es ist auf der Strecke nicht wirklich viel los. Die Verantwortlichen sollten sich nun einmal Gedanken machen, ob sie eine zweite Formel 1 schaffen oder spannenden Rennsport bieten wollen.

Das ist eine Entwicklung, die läuft schon über die letzten Jahre. Da gibt es beispielsweise Commercial Entries für 125er-Fahrer, die sich im Prinzip nur noch in die Weltmeisterschaft einkaufen dürfen. Damit bekommt das Ganze schon einen komischen Beigeschmack. Dann soll im kommenden Jahr noch das getrennte Fahrerlager für die MotoGP kommen, bei dem die 250er und 125er außen vor bleiben. All das sind Sachen, die für den Vermarkter sicher schön und interessant sind, aber sportlich sind sie nicht unbedingt förderlich und vorallem gehen sie an den Wünschen der Fans vorbei.

Da es aber um den Sport geht, will ich lieber auf das blicken, was am Wochenende auf der Strecke so passiert ist. Bridgestone war wieder ziemlich dominant. Die ersten Beiden waren von Nicky Hayden schon richtig weit weg. Casey hat in den ersten Rennen mit dem Kraftvorteil der Maschine und auch mit guten Leistungen insgesamt seinen Vorsprung schon sehr weit ausgebaut und zeigt bislang überhaupt keine Nervosität in der für ihn neuen Rolle als Gejagter. Dass Stoner so ruhig bleibt, ist aber nicht außergewöhnlich, wenn man ihn ein bisschen kennt. Er ist Australier und die sind dafür bekannt, dass sie relativ cool sind - das spielt er nicht, er ist wirklich gelassen. Denn er hat einen Vertrag für die nächsten beiden Jahre und sagt sich, dass er noch jung ist und es eben im nächsten Jahr schafft, sollte es wider erwarten dieses Jahr nicht funktionieren.

Zufällig ist noch niemand Weltmeister geworden, Foto: Honda
Zufällig ist noch niemand Weltmeister geworden, Foto: Honda

Die Repsol-Mannschaft hat den Aufwärtstrend der letzten Rennen bestätigt. Bereits seit Assen sind sie auf dem Weg nach vorne. Ich denke aber, dass einfach wieder normale Kräfteverhältnisse eingetreten sind. Eine Honda, die in der Königsklasse nur hinterherfährt, gab es noch nie, soweit ich mich erinnern kann. Es war zu erwarten, dass sie irgendwann nachlegen werden. Eine große Revolution an der Maschine hat es sicher nicht gegeben. Es waren einfach kleine Schritte an der Abstimmung, die es den Fahrern einfacher gemacht und speziell Hayden das Gefühl zurückgegeben haben. Dass Hayden jetzt wieder vor Pedrosa war, war auch nicht überraschend. Er hat immer noch die Nummer 1 auf der Maschine. Zwar spricht die ganze Welt davon, dass Nicky eher zufällig Weltmeister geworden ist, ich meine aber, dass noch niemand zufällig Weltmeister geworden ist. Viele Leute unterschätzen den Amerikaner.

Valentino Rossi erlebt im Moment wohl allgemein eine der schwierigsten Situationen seiner Laufbahn. Denn es gibt auch abseits der Strecke Probleme, wie wohl alle mitbekommen haben. Das schlägt sich natürlich auch auf seine Resultate nieder, denn es lässt ihn sicher nicht kalt, was um ihn herum passiert - auch wenn er versucht, sich da nicht viel anmerken zu lassen.

Positiv aufgezeigt hat in letzter Zeit dafür Sylvain Guintoli. Er war in der 250er nie mit Werksmaterial unterwegs, war aber meist der beste Privatfahrer und brachte auch Ergebnisse, die für einen Privatfahrer sehr gut waren. Er ist noch jung, macht sich gut und ich denke, er hat den Platz wirklich verdient.

250er und 125er

In der 250er-Klasse gibt es momentan keine Diskussion um die Nummer 1. Zwar hatte ich erwartet, dass ein paar Rookies sich stärker in Szene setzen werden, aber an der Konstanz fehlt es manchmal noch. Bautista wird aber wieder stärker werden als es in Brünn der Fall war. Dort hat er sich mit dem Setup anscheinend ziemlich vertan und ist ständig gerutscht und quer gestanden. Jorge Lorenzo hat aber wieder eine Demonstration seiner Stärke abgeliefert. Die Einzigen, die im Moment fahrerisch mit ihm mithalten könnten, sind Andrea Dovizioso und Mika Kallio. Die beiden haben aber nicht das Motorrad, mit dem sie am Ende des Rennens die Topzeiten mitgehen können, die Lorenzo fährt. Im kommenden Jahr wird es aber interessant. Wenn Lorenzo und wohl auch Dovizioso weg sind, dürfte es eine Angelegenheit zwischen Kallio und Bautista werden.

Das Finale des 125er-Rennens war für Gabor Talmacsi sicher sehr schmerzhaft. Wenn man in einer Runde von eins auf vier nach hinten gereicht wird, tut das einfach weh. Man muss ihm aber zugestehen, dass er alles probiert und niemandem freiwillig die Tür offen gelassen hat - mit Unvermögen hatte es also nichts zu tun. Die 125er ist einfach unberechenbar. Da war zum Beispiel noch Pasinis Fehler in der letzten Runde, man konnte also überhaupt nichts vorhersehen oder planen.

So sollte Rennsport sein, Foto: Team Aspar
So sollte Rennsport sein, Foto: Team Aspar

Die Emotionen gingen natürlich ziemlich hoch. Pasini will nach den Problemen zu Saisonbeginn zeigen, dass er der beste Fahrer im Feld ist, Pesek fuhr vor heimischem Publikum und Talmacsi hat aus Ungarn sicher über 30.000 Fans nach Brünn gezogen. Gewonnen hat schließlich aber Faubel. In der 125er bekommt man momentan wirklich den spannendsten Sport geboten und die Teamkollegen Faubel und Talmacsi kämpfen hart aber herzlich um den Titel. Auf der Strecke schenken sie sich gar nichts, gratulieren und respektieren sich aber nach den Rennen. Im Team scheint alles in Ordnung zu sein und auf der Strecke wird so hart gefahren, wie es geht. So sollte Rennsport sein.