Die ersten vier Rennen des Jahres sind vorbei und was sich bislang sagen lässt, das scheint ein unglaublich starkes Jahr für Casey Stoner zu werden. So lange die anderen Teams den Geschwindigkeits-Vorteil der Ducati nicht einholen können, hat er alle Chancen, sich in der WM-Tabelle einen riesigen Vorsprung zu erarbeiten. Wahrscheinlich können die anderen dann erst in der zweiten Hälfte des Jahres diesen mühsam aufholen. Casey hat im Moment alle Trümpfe in der Hand. Rolling Stoner ist Vergangenheit und er zeigt, dass er sich den entscheidenden Schritt weiterentwickelt hat. Sogar Mick Doohan glaubt jetzt an seinen Landsmann und der ist früher ja nicht immer hinter ihm gestanden - da hat es auch schon einmal bösere Kommentare gegeben.

Die anderen Teams werden aber alles tun, um selbst nachzulegen. Yamaha und Honda werden ihre Motoren leistungsmäßig verstärken müssen. Hausaufgaben haben alle noch zu erledigen und es wird interessant, wer am schnellsten aufholen kann. Was auffällt ist, dass Suzuki ein sehr gutes Motorrad hingestellt hat. Angesichts der letzten Jahre war das eigentlich nicht zu erwarten, weil sie immer recht lange gebraucht haben, um sich zur Konkurrenz hinzuarbeiten. Jetzt scheint ihnen aber ein guter Wurf gelungen zu sein.

John Hopkins war sein dritter Platz wirklich zu gönnen. Er hat schon so lange probiert, auf das Podium zu kommen und er war auch oft schon knapp dran. Bislang hatte ihm aber immer irgendetwas einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dass er am Schluss des Rennens eher defensiv gefahren ist, war deswegen auch sehr verständlich - es wäre dumm gewesen dann noch einen Fehler zu machen. Nimmt man noch Vermeulens Fahrt von Platz 15 auf Rang sieben - direkt hinter Capirossi -, dann zeigt das, dass die Suzukis gute Motorräder sind.

John Hopkins war der dritte Platz zu gönnen, Foto: Suzuki
John Hopkins war der dritte Platz zu gönnen, Foto: Suzuki

Pech hatte Nicky Hayden. Toni Elias' Sturz zu Beginn hat ihm eigentlich das Rennen gekostet und damit hat ihm die gefühlte Verbesserung während des Wochenendes wieder nichts gebracht. Was man aber generell zu Honda sagen muss, es war nie der Fall, dass sie zu Beginn einer neuen Ära ein Motorrad hatten, das der Konkurrenz nicht überlegen ist. So war es beim Wechsel von der 500er-Klasse zur MotoGP oder wenn andere neuen Regeln gebracht wurden immer Honda, das aus dem niedergeschriebenen Reglement das beste Motorrad gemacht hat und alle anderen mussten sich erst dorthin arbeiten. Jetzt sieht es das erste Mal seit langem anders aus.

250er und 125er

In der Türkei konnte Andrea Dovizioso noch die Gunst der Stunde nutzen und die einigermaßen vorhandene Konkurrenzfähigkeit der Maschine auf der Strecke umsetzen. In China hat man aber gesehen, sobald es auf die langen Geraden geht, dann ist der Vorsprung der Aprilia wieder da. In der Türkei hat wirklich Dovizioso den Unterschied gemacht, aber auf Strecken wie in Shanghai kämpft er momentan mit stumpfen Waffen.

Leider muss ich auch den schweren Unfall im zweiten Qualifying bei den 250ern ansprechen. So waren die Streckenposten zwar schnell bei Shi Zhao Huang, aber man hat gesehen, dass sie nur relativ wenige Einsätze im Jahr haben. Denn es wurde nicht darauf geachtet, ob er möglicherweise Wirbelverletzungen oder Knochenbrüche hatte, sondern er wurde gleich auf die Trage gelegt. Gerade in Ländern, die nicht Hochburgen des Motorsports sind, ist das ein Problem. In Shanghai sind die Formel 1 und die MotoGP die einzigen beiden großen Rennveranstaltungen und da fehlt einfach die Erfahrung und vielleicht auch die Schulung. In Europa ist das anders. Da gibt es neben großen Rennen auch nationale Meisterschaften und Markenpokale und dort wird das Personal meist auch an mehreren Strecken eingesetzt. So kommen die Streckenposten auf mehr als zehn Einsätze pro Jahr und dabei erfahrt man natürlich eine andere Schulung als jemand, der das ein oder zwei Mal im Jahr macht.

In der 125er-Klasse war der Sieg von Lukas Pesek eigentlich schon überfällig und er war ja auch schon häufig vorne dabei. Oft wurde er dabei durch Stürze oder einfach nur Pech zurückgeworfen, deswegen war es an der Zeit und auch verdient. Richtig stark war Esteve Rabats dritter Platz - und das auf einer Honda. Bei so einem Rennen das erste Mal auf dem Podest zu stehen, ist eine tolle Leistung.

Michael Ranseder übertrifft nach wie vor die Erwartungen, Foto: Ajo Motorsport
Michael Ranseder übertrifft nach wie vor die Erwartungen, Foto: Ajo Motorsport

Für Mattia Pasini hat sich dafür das Pech der ersten Rennen fortgesetzt. Er war mit dem festen Vorsatz in die Saison gegangen, Weltmeister zu werden und er ist auch sehr schnell, was die Qualifying-Ergebnisse immer wieder zeigen. Bei ihm könnte man wirklich von einem Seuchenjahr sprechen.

Ganz anders hingegen Michael Ranseder. Er fährt konstant über dem, was vor der Saison von ihm erwartet wurde. Teilweise war er ja auch in der Spitzengruppe, wo es nicht zimperlich zugeht und wenn man da mithalten kann, dann ist das stark. Vielleicht hat er auch ein bisschen davon profitiert, dass sich vorne die Fahrer beharkt haben und die Rundenzeiten vielleicht nicht ganz so schnell waren, aber trotzdem hat er ein abgeklärtes und sehr gutes Rennen gezeigt.

IDM

Der IDM-Auftakt war im Vornhinein ganz spannend, weil niemand wusste, wer die besten Karten hat. Mit Georg Fröhlich gab es zwar keinen Überraschungssieger, aber Marcel Schrötter auf dem zweiten Platz bot eine gute Vorstellung. Er hat zwar mit das beste Material, musste es aber auch umsetzen und hat dabei gezeigt, dass die Nachwuchsfahrer gut in Form sind - im Vorjahr war Schrötter noch im Junior Cup gefahren. Unsere Fahrer waren auch über dem Niveau unterwegs, das wir vorher erwartet hatten. Tete Martinez, der Spanier im Team, wurde Vierter, obwohl er zu Beginn des Wochenendes noch Probleme mit dem Motor hatte. Er hat dann aber toll gekämpft. Sebastian Kreuzigers achter Platz war auch mehr als wir gehofft hatten. Im ersten wirklichen Rennen auf der 125er war das schon eine gute Leistung und er hat auch einige erfahrene Piloten hinter sich gelassen.