Sie sind einsame Kämpfer, arbeiten nur für sich und kämpfen gegen alle. Shinya Nakano ist einer, Kenny Roberts Jr. ist einer, Carlos Checa ist ebenfalls einer und Randy de Puniet ist ein unfreiwilliger: sie sind Einzelkämpfer. Alle haben sie ihre eigenen Geschichten zu erzählen, die manchmal von berauschender Schönheit, manchmal aber auch von entsetzlichem Grauen berichten. Auch als sie in Shanghai zusammentrafen, gab es wieder die verschiedensten Versionen.

De Puniet durfte beginnen, denn zum Einstieg wollten alle etwas leicht Verträgliches, schließlich sollte das Grauen noch kommen. "Es war ein wirklich positiver Tag", fing er dann auch an. Da konnte kaum noch etwas schief gehen. So hatte er sein Setup noch einmal genau richtig für das Qualifying umgebaut und damit den siebten Startplatz erreicht. "Das Motorrad hat sich mit den kleinen Änderungen stark verbessert. Zu Beginn konnte ich Rossi mehrere Runden ohne Probleme folgen." Das war nicht nur eine Geschichte, es wuchs sich beinahe schon zu einer Heldensaga aus. Doch da kam noch etwas dazwischen. Nach einem guten Run mit den ersten Qualifyiern gab es dann Probleme bei den Bremsen. "Ich bin mir sicher, ich hätte es in die zweite Reihe geschafft, aber ich freue mich auch so auf das Rennen morgen", sagte de Puniet, um Heldenhaftigkeit bemüht.

Nach dem Strahlemann der Einsamen, ging es zum Ninja unter ihnen. Shinya Nakano kennt viele Geheimnisse und die wandte er auch an, um sein Setup noch einmal zu überarbeiten und seinen Fahrstil zu verbessern. "Ich habe alle meine Bremspunkte überprüft und sah meine Rundenzeit besser und besser werden", berichtete er. Doch bevor in seinem Land die Sonne aufgehen konnte, musste er erst in die Vergangenheit blicken. "Ich denke, wir haben gestern zu viele Veränderungen vorgenommen, also hat mir das Team geholfen und die Dinge wurden besser, als wir zum alten Setup zurückkehrten." Außerdem fanden seine Techniker noch etwas Top Speed, aufgrund einer anderen Übersetzung. Mit Startplatz zehn, kam seine Geschichte zu einem angenehmen Ende, nur die Fortsetzung könnte in Gefahr sein. "Morgen ist Regen angesagt, aber ich hätte lieber ein trockenes Rennen - das tut glaube ich jeder."

Carlos Checa hatte Vibrationen, Foto: Honda LCR
Carlos Checa hatte Vibrationen, Foto: Honda LCR

Doch mit der Androhung des Regens hatte Nakano eine Lawine ins Rollen gebracht, denn es ging abwärts, weiter Richtung Grauen, bis man bei Carlos Checa ankam, der den 13. Startplatz geholt hatte. "Ich hatte mit den Qualifying-Reifen wieder Probleme mit vielen Vibrationen an der Vorderseite. Ein paar Vibrationen hatte ich erwartet, aber nicht auf diesem Niveau und es war unmöglich, das volle Potential der Maschine und der Reifen zu nutzen", legte der Spanier auch gleich mit seinem Manifest des Horrors los. Damit hatte er dann aber auch schon sein Pulver verschossen und machte den Zuhörern und wohl auch sich selbst Mut: "Meine Rennpace ist OK, nicht genug, um zu gewinnen, aber das Chassis und die Reifen sind konstant." Einen Angriff wagte er dann noch, aber die Geschichten von fehlender Motorkraft und etwas zu wenig Grip am Hinterrad sind ja schon alt.

Deswegen durfte der Meister des Schreckens auspacken und wirklich einmal zeigen, welche Abgründe sich an einem Qualifying-Samstag auftun können. Rang 16 hatte Kenny Roberts Jr. geholt und genau den nutzte er für seine Geschichte. "Wir waren jetzt schon eine zeitlang auf diesem Level was die Qualifyings betrifft. Man fährt bei 100 Prozent, slidet überall mit dem Hinterrad, pusht mit der Front, gibt sein Bestes und ist trotzdem im letzten Teil der Startaufstellung", begann er seinen Schocker. Doch es gab noch mehr: "Ich könnte nicht sagen, dass es irgendwas gibt, an dem wir festmachen können, wo wir momentan sind." Es wurde also mystisch, doch wer ein wahrer Meister ist, hört da mit dem Horror noch nicht auf. "Wir probieren alles, was wir kennen. Ich habe keinen Teamkollegen, den ich fragen könne und die Reifenregel ist schwierig für uns. Alles ist im Moment schwierig, aber ich weiß, das Team arbeitet hart und ich hoffe, wir können es bald umdrehen." Auf das die nächsten Geschichten echte Heldensagen werden.