Roberto Locatelli hat die schwerste Zeit nach seinem Unfall hinter sich. Nachdem er Ostern bei der Familie verbringen durfte und seine Genesung mit riesigen Schritten voran schreitet, hat er sich nun in einem offenen Brief bei allen bedankt, die ihn in der schwierigen Zeit unterstützt haben. Außerdem hat er sein Comeback etwas nach vorne verschoben. So will er bereits beim Rennen in Le Mans am 20. Mai wieder am Start sein. Hier der Brief:

Liebe Freunde und Fans,

Nach beinahe vier Wochen bin ich nun in der Lage, euch zu schreiben und glaubt mir, ich sehe das als großes Privileg für mich. Ich kann nicht die richtigen Worte finden, um euch zu danken. Ihr wart wunderbar. Ich habe festgestellt, dass mich viele Menschen mögen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so viele sind.

All die Unterstützung gibt mir noch mehr Energie, um mich so schnell wie möglich zu erholen, weil ich meine Maschine so bald wie möglich wieder fahren will, wie ihr ja bereits wisst. Doctor Costa hat mir gesagt, dass ich vielleicht beim Italien GP in Mugello Anfang Juni wieder bereit bin, aber ich hoffe, bereits beim französischen GP in Le Mans 15 Tage vorher wieder zurückzukehren. Ihr werdet sicher denken, ich bin verrückt! Naja, nach all dem, was passiert ist, würde ich denken, dass ihr Recht habt. Aber das Rennfahren ist mein Leben und auch wenn mein Gesundheitszustand auch jetzt noch heikel ist, fühle ich, dass ich mich schnell erhole.

Deswegen glaube ich, dass ich mich mit der Hilfe der Physiotherapeuten Chionne und Redaelli, der Clinica Mobile und der Zuneigung aller, mein Team eingeschlossen, wieder auf mein Gilera 250cc-Motorrad setzen kann. Ich vermisse es! Im Moment ist aber mein einziges Ziel, wieder stehen zu können, da mir das die Brüche an meinen Beinen noch nicht erlauben. Ich merke aber von Tag zu Tag, dass es besser wird und auch meine Stimmung wird besser. Ich kann nicht sprechen, kann aber auf andere Arten kommunizieren, da ich meinen Mund nur sehr wenig öffnen kann. Nächste Woche sollte das aber alles besser sein.

Bereits im Mai will Locatelli wieder an der WM teilnehmen, Foto: loca.it
Bereits im Mai will Locatelli wieder an der WM teilnehmen, Foto: loca.it

Die Solidarität meiner Kollegen hat mich überrascht: viele von ihnen haben mir geschrieben oder mir Mut zugesprochen, einige haben mich im Krankenhaus besucht. Oft sagen die Leute, dass die Umgebung der Motorrad-WM etwas zynisch geworden ist, aber das ist nicht wahr. Mein Fall ist vielleicht eine Ausnahme, aber darüber bin ich wirklich froh.

Ich muss mich jetzt verabschieden, weil ich durch die Medizin, die ich wegen des künstlichen Komas und der Operation nehmen musste, immer noch schwach bin. Ich hoffe, ich kann euch bald wieder schreiben. Ich umarme euch und wiederhole noch einmal, dass ihr mich nicht so einfach loswerdet!

Roberto Locatelli