Der Saisonauftakt in Katar war schon etwas überraschend. Davor hatte ich ja noch angenommen, dass alles recht eng beisammen liegen würde und im Prinzip war das Rennen am Ende ja auch knapp. Aber die Motorräder sind schon mit recht unterschiedlichen Konzepten am Start. Man hat gesehen, dass Yamaha nicht viel Wert auf Top Leistung sondern eher auf Leistungsentfaltung und Fahrbarkeit gelegt hat. Auf einer Strecke wie Katar, wo es eine sehr lange Gerade gibt, ist das schon ein Nachteil. Ich denke, dass man bei Yamaha gehofft hat, dass die anderen Teams ihre Kraft nicht über das gesamte Rennen so gut einsetzen können. Da es aber nicht so gelaufen ist, wird es wohl bald auch bei Yamaha etwas mehr Top-Leistung geben.

Yamaha hat mehr Augenmerk auf Fahrbarkeit gelegt, Foto: Yamaha
Yamaha hat mehr Augenmerk auf Fahrbarkeit gelegt, Foto: Yamaha

Casey Stoners solide Leistung war deswegen nicht so überraschend, weil er immer dann, wenn er ein gutes Motorrad gehabt hat, auch weniger gestürzt ist. Wenn er unterlegenes Material hat, dann versucht er immer so viel daraus zu machen, dass er dann doch rausfliegt. Hat er eine bessere Maschine und dann noch so einen Überschuss an Top Speed auf der Geraden, dann hilft ihm das schon und dieses Rennen war für ihn wahrscheinlich wesentlich ruhiger als viele im Vorjahr oder auch in anderen Klassen. Er musste nicht so viel riskieren, um den Speed an der Spitze zu gehen.

Nicky Hayden hatte hingegen einen schweren Start ins Jahr. Man konnte schon bei den Tests sehen, dass er noch am meisten Mühe hat, mit der Honda umzugehen und sich dem neuen Fahrstil anzupassen, der vom Superbike ähnlichen Stil eher zum Zweitakt-Fahrstil hingeht. Die Kurvengeschwindigkeiten sind wesentlich höher und Hayden ist nicht über die kleinen Klassen in der GP-Szene aufgebaut worden sondern kam aus der Superbike. Deswegen denke ich auch, dass er noch einige Rennen brauchen wird, um sich daran zu gewöhnen, weil das für ihn eine große Umstellung ist.

Dass ihn wirklich die zu kleine Verkleidung behindert, glaube ich hingegen weniger. Alex Barros und auch Alex Hofmann sind beide sehr groß und die haben kein Problem mit dem Luftwiderstand. Auch in den kleineren Klassen hat man schon verschiedenste Konzepte gesehen, wo man entweder den Fahrer wegen der Größe der Verkleidung kaum gesehen hat, oder wo sogar bei Dani Pedrosa überall etwas hervorlugte. Gerade in der MotoGP haben die Maschinen so viel Kraft, dass das keinen wirklichen Unterschied machen sollte.

Am kommenden Wochenende in Jerez wird die Ausrichtung der Yamaha auf Fahrbarkeit sicher eine große Rolle spielen und das Team wird dort das beste Paket haben. Was noch dazu kommt ist, dass Jerez eine von Valentinos absoluten Lieblingsstrecken ist, wo er in den verschiedenen Klassen insgesamt schon sechs Mal gewonnen hat. Dani Pedrosa ist aber auch weit vorne zu erwarten. Nicht nur wegen des Heimvorteils, sondern auch weil er im Moment besser als andere mit der Honda zurecht kommt. Die Suzukis sind auch nicht zu unterschätzen und Ducati kann man auch ohne den Vorteil des Top Speeds wieder vorne erwarten.

125cc und 250cc: Aprilia bleibt eine Macht

Die Aprilias sind nach wie vor eine Macht, Foto: Team Aspar
Die Aprilias sind nach wie vor eine Macht, Foto: Team Aspar

Der Saisonauftakt hat in den kleineren Klassen nach den Tests noch einmal unterstrichen, dass die Kräfteverhältnisse unter den Werken nach wie vor so sind wie im vorigen Jahr. In der 250er waren vier Aprilias vor der ersten Honda und in der 125er waren vier Aprilias unter den ersten Fünf. Hier muss man aber noch dazu sagen, dass die Derbi, mit der Lukas Pesek Dritter wurde, unter der Verkleidung nichts anderes ist als eine Aprilia. Erst auf dem fünften Rang war die erste KTM und das sagt schon einiges aus.

Abgesehen von der Markenstärke war in der 250er-Klasse fast alles beim Alten. Die üblichen Verdächtigen waren vorne und Jorge Lorenzo hat bewiesen, warum er die Nummer 1 hat. Alex de Angelis war nach einer starken Leistung wieder auf dem Podest. Wenn man die letzten sechs Rennen betrachtet, hat er die meisten Punkte gemacht. Beachtlich war auch Thomas Lüthi. Im ersten Rennen ist er auf den vierten Platz gekommen, das ist eine wirklich starke Leistung. Ihm hat der Umstieg auf Aprilia sehr geholfen. Wenn man in der 125er oder 250er um den Titel mitfahren will, dann wird man auch in diesem Jahr auf einer Aprilia sitzen müssen.