Wie war deine Reaktion, als du nach zwei Jahren als Kawasaki-Testfahrer gefragt wurdest, ein vollwertiger Einsatzfahrer für 2007 zu werden?
Olivier Jacque: Ein Traum wurde wahr und es war eine ziemliche Überraschung, aber eine schöne Überraschung. Eigentlich hatte ich gehofft, schon 2006 Einsatzfahrer bei Kawasaki zu sein, aber sie haben stattdessen einen jungen Typen genommen und ich kann die Gründe für die Entscheidung verstehen. Am Ende der Saison 2005 waren meine Leistungen nicht so stark, also machte es für Kawasaki Sinn, einen jungen Fahrer für die Zukunft zu holen. Dieser Rennvertrag ist für mich jetzt wie der Beginn einer neuen Karriere.

Die Arbeit mit dem Team ist bereits eingespielt, Foto: Kawasaki
Die Arbeit mit dem Team ist bereits eingespielt, Foto: Kawasaki

Du bist 2006 als Testfahrer bei der Kawasaki-Familie geblieben. Hattest du die Hoffnung aufgegeben, wieder einen MotoGP-Einsatz zu bekommen?
Olivier Jacque: Nicht wirklich, aber ich habe gerne die Position als Testfahrer angenommen und es war eine interessante Erfahrung. Es wurde mir aber ein bisschen langweilig ohne die Rennen. Ich fuhr viele, viele Runden, was für Kawasaki wichtig war, um die Maschine zu verbessern, aber das ist nicht mit der Herausforderung eines Rennens vergleichbar, die eine große persönliche Befriedigung bietet. Und dann, am Ende der vergangenen Saison als ich wusste, dass Shinya Nakano Kawasaki verlassen wird, sagte ich ihnen, dass ich gerne wieder Rennen fahren würde, sollte es die Möglichkeit geben, weil ich das vermisst habe.

Du hast also nie die Motivation verloren, irgendwann wieder im vollen Renneinsatz zu sein?
Olivier Jacque: Nein. Ich war sehr motiviert, wieder Rennen zu fahren und ich hatte den starken Wunsch, dass mit Kawasaki zu tun, weil ich es ehrlich mag, wie sie in der MotoGP arbeiten. Außerdem ist Kawasaki ein relativ junges Team in der MotoGP und dieses Projekt, das nun den 800cc-Regeln unterliegt, ist sehr interessant. Es war außerdem verlockend, mit Leuten zu arbeiten, die ich aus meiner 250cc-Karriere kenne, so wie [Renndirektor] Ichiro Yoda, der mir vertraut. Und das Grand Prix Team ist jung, mit guten Perspektiven und das hat mir zugesagt.

Glaubst du, dass dir der Hintergrund als Test- und Entwicklungsfahrer helfen wird, da du jetzt im Renn-Team bist?
Olivier Jacque: Ja, diese Erfahrung ist ein Vorteil für mich, weil sie dabei hilft, die Richtung der technischen Entwicklung der Maschine besser zu verstehen.

Was denkst du von der neuen 800cc-Klasse?
Olivier Jacque: Ich mag das Konzept, es ist ein aufregendes neues Reglement für die MotoGP.

Was ist mit dem Fahrstil? Gibt es da einen Unterschied zwischen den neuen 800ern und den 990cc-Maschinen?
Olivier Jacque: Ich denke nicht, dass es beim Fahrstil einen großen Unterschied zwischen den beiden Maschinen gibt. Als die ersten 800cc-Motorräder kamen, gab es viele Vergleichswerte zum Fahrstil einer 250cc Zweitakt-Maschine, aber dieser Vergleich ist jetzt nicht mehr gültig. Zu Beginn haben manche Fahrer die 800er wegen des Mangels an Kraft im Vergleich zu einer 990 möglicherweise mit einer 250er verglichen, aber jetzt nicht mehr.

Wo siehst du das Potential der 800cc Ninja ZX-RR und des Kawasaki Teams in diesem Jahr?
Olivier Jacque: Ich denke, wir haben großes Potential und können vielleicht ein paar Leute überraschen. Als ich die ZX-RR beim Testen erstmals gefahren bin, war sie schon ein sehr gutes Motorrad und während des Winters haben wir eine starke Basis für diese Saison erarbeitet. Es gab nicht viele große Probleme, aber wie das beim Rennen fahren immer so ist, ist es schwierig, Vorhersagen vor dem Saisonstart zu treffen, vor allem im Vergleich zu den Gegnern.

Mit Randy de Puniet hat Jacque einen angenehmen Teamkollegen, Foto: Kawasaki
Mit Randy de Puniet hat Jacque einen angenehmen Teamkollegen, Foto: Kawasaki

Es sieht so aus, also ob die elektronischen Kontrollen bei den 800cc-Motoren nicht mehr so umfangreich sind wie bei den 990ern. Welche Auswirkungen hat das auf die Fahrer?
Olivier Jacque: Ja, das ist richtig. Eine Auswirkung daraus wird sein, dass der Kampf zwischen allen Herstellern enger wird. Für die Fahrer bedeutet das, dass sie sich mit weniger Elektronik herumschlagen müssen und mehr Gewicht auf ihren eigenen Input legen können, vor allem über eine Renndistanz.

Dein Teamkollege in diesem Jahr ist auch ein Franzose, der aufstrebende Randy de Puniet. Was hältst du von dieser rein französischen Kombination?
Olivier Jacque: Für mich ist das eine sehr gute Situation und ich habe ein gutes Verhältnis zu Randy. Wir hatten schon unseren Spaß zusammen, zuletzt in Japan. An der Rennstrecke haben wir eine starke Arbeitsbeziehung, sehr professionell. Wir können über die Maschinen reden und unsere Informationen vergleichen und gemeinsam versuchen, unseren Speed zu verbessern. Es ist eine freundliche Atmosphäre, das ist wichtig.

Wie hast du dich auf die neue Saison vorbereitet?
Olivier Jacque: Sobald es bestätigt wurde, dass ich in diesem Jahr Einsatzfahrer sein würde, habe ich im Winter hart trainiert; ich möchte Kawasaki zeigen, dass ich die Chance nützen will. Hauptsächlich habe ich viel Fitness-Arbeit im Kraftraum gemacht. Anders als viele Fahrer, verwende ich keine Motorräder im Training, wie Motocross oder Supermotard. Ich fahre während der Saison genügend Motorrad.

Lange und anstrengende Testtage vor der Saison sind Teil des MotoGP-Jahres. Gibt es einen anderen Zugang zum Testen und zu den Rennen?
Olivier Jacque: Beim Testen musst du deine Erfahrung und die Arbeitszeit mit dem Team anders einsetzen. Es geht darum, die Leistung der Maschine zu maximieren und man hat mehr Zeit. Aber während eines Grand Prix Wochenendes hat man nur zwei Stunden pro Tag auf der Strecke bevor das Rennen losgeht. Also geht die Konzentration mehr auf die Rundenzeiten und darauf, dass man für das Rennen bereit ist. Es ist intensiver.

Die Maschine hat Olivier Jacque von Beginn an gefallen, Foto: Kawasaki
Die Maschine hat Olivier Jacque von Beginn an gefallen, Foto: Kawasaki

Du hattest eine lange und unterschiedliche Grand Prix Laufbahn, der WM-Titel bei den 250ern im Jahr 2000 inklusive. Was sind deine persönlichen Highlights?
Olivier Jacque: Das erste ist der gewinn der 250cc-Weltmeisterschaft, was für mich sehr erfüllend war. Und der China Grand Prix in Shanghai 2005 war auch ein spezieller Moment, einer, den ich mit Kawasaki teilen konnte. Es war ein Wet Race, viel Regen und ich wurde Zweiter, was Kawasakis bestes Resultat in der MotoGP bedeutete. Und dann war noch die Unterschrift als Werksfahrer für Kawasaki ein sehr schöner Moment für mich.

2007 stehen 18 Rennen auf dem Kalender und damit wird es die längste GP-Saison aller Zeiten. Was hältst du davon?
Olivier Jacque: Das sage ich dir am Ende der Saison, aber es wird sicherlich viel Arbeit.

Auf Motorrädern Rennen zu fahren ist dein Leben, aber wenn du kein professioneller Fahrer wärst, was wärst du dann?
Olivier Jacque: Ich würde gerne eine Sushi Bar aufmachen, weil ich japanisches Essen liebe. Und ich wäre wahrscheinlich auf irgendeine Art in den Sport involviert; vielleicht bei einem Team in der technischen Abteilung.