Das Rennen der MotoGP auf Phillip Island war zwar recht unterhaltsam, aber dennoch halte ich die neue Regenregelung für ziemlich verrückt. Denn im Prinzip gibt es die Regel nur, um ein möglichst großes Spektakel zu veranstalten und die Fernsehzeiten einzuhalten. Für die Fahrer gibt es da wenig Positives. Ich würde es für sicherer halten, gleich ganz abzubrechen und neu zu starten.

Früher gab es ja auch noch die Möglichkeit, im Regen einige Runden zu trainieren, wenn bis zum Rennen kein Regentraining möglich war. Von der Sicherheit ist das natürlich um vieles besser. Klar hat das auch Nachteile. Da sind erstens die Zuschauer an der Strecke, für die sich dann alles etwas hinzieht. Denen würde es aber auch am wenigsten wehtun, da sie ja eigentlich sogar etwas mehr zu sehen bekommen. Die Vermarktungsagentur hat den Nachteil, dass die Fernsehzeiten nicht eingehalten werden können. Und wenn es mit den Zeitfenstern für die Fernsehstationen nicht passt, dann geht viel Geld verloren und ich denke, das ist ihnen wichtiger, als ein ordentliches Format zu finden. Obwohl das alte Format mit dem Abbruch ohnehin schon das richtige war. Jeder hat zwei Motorräder und wenn es zu regnen beginnt, dann wird das Rennen abgebrochen - jeder hat die Chance das Motorrad zu wechseln. Wenn es von Beginn an ein Regenrennen ist, dann hat der ein Glück, der die richtige Entscheidung getroffen hat. Das war früher schon so und das war auch spektakulär. Ralf Waldmann wurde deswegen zum Beispiel einmal überrundet und hat deswegen aber auch aus unmöglichen Situationen Rennen gewonnen. Unspektakulärer ist die alte Regelung also sicher nicht.

Wichtig ist bei der ganzen Sache nur, dass die Fahrer entscheiden sollten, was sie ja auf Phillip Island mit ihren Handzeichen in der Startaufstellung auch mehr oder weniger gemacht haben. Allerdings gab es da in der Vergangenheit schon ganz andere Situationen. Einmal gab es nach einem Rennen Karikaturen, auf denen über der Rennleitung mit einem Hubschrauber der Regen vertrieben wurde, sodass der Regen nicht durchkam und die restliche Strecke war komplett nass. Dort wurde der Rennleitung dann in den Mund gelegt: "Es regnet ja überhaupt nicht, ihr könnt doch weiterfahren." So etwas müssen wirklich die Fahrer entscheiden, die draußen sind.

Marco Melandri ist in dem ganzen Wetter- und Wechselchaos am coolsten geblieben und hat sich am wenigsten aus der Ruhe bringen lassen, er kann solche Situationen wunderbar nützen. Am meisten Profit hat aber Chris Vermeulen aus der ganzen Situation geschlagen. Für die Australier war das natürlich besonders schön, dass gerade beim Heimrennen einer von ihnen wieder auf dem Podest stand.

Valentino Rossi durfte wieder einmal eines seiner Lieblingsspiele spielen und Sete Gibernau kurz vor dem Ziel noch abfangen. Dass es sich genau so gut ausgegangen ist, dass Hayden nicht auch noch an Sete vorbeiging, hat Rossi zwar sicher nicht planen können, aber gestört hat es ihn wohl auch nicht. Denn vor allem wie gut oder schlecht Hayden mit ihm mithalten würde können, war für Valentino schlecht einzuschätzen. Es ist ihm jetzt so aufgegangen und er war sicher froh, dass er am Ende wieder fünf Punkte aufholen konnte.

Hayden hat es seinerseits aber auch richtig gemacht. Nach dem vorigen Rennen haben ja schon alle gesagt, wenn er so weitermacht und nur noch auf Punkte fährt, würde es am Ende nicht reichen. Im Prinzip war dieses Rennen jetzt die Antwort darauf, indem er doch ein recht hohes Risiko gegangen ist. Auch für ihn war es glaube ich wichtig, dass er sieht, er kann da mitgehen. Denn jetzt wird er sich vielleicht nicht mehr so sehr verkrampfen und nur noch um Punkte fahren.

Sete ist seitdem er wieder dabei ist auch in guter Form. In Malaysia holte er schon Platz fünf und von den Zeitabständen her, war das schon da ein sehr gutes Rennen - vor allem da er lange gefehlt hat. Ich glaube, er will sich im Moment für nächstes Jahr empfehlen und kämpft richtiggehend um seinen Platz.

Zu sagen, Dani Pedrosa ist die WM jetzt entglitten, halte ich für noch etwas verfrüht. Natürlich ist er jetzt schon ein ganz schönes Stück weit weg, aber auch in Japan kann es wieder zu einem verrückten Rennen kommen und sich wieder alles verschieben. Seine Probleme im Regen haben sich aber schon durch alle Klassen gezogen. Er war noch nie der Regenspezialist. Am Ende hat er auf der 250er ein paar ganz gute Dinge gezeigt, aber das nasse Wetter war immer sein größtes Problem. Deswegen musste er seine erste Chance auf einen WM-Titel in der 125er auch schon früh begraben.

Die 125er

Als erstes einmal Glückwunsch an Alvaro Bautista. Er ist eine wirklich starke Saison gefahren. Viel mehr gibt es da auch nicht zu sagen, außer Gratulation. Man kann ihm nur wünschen, dass er das ganze Selbstvertrauen und alles was er in diesem Jahr richtig gemacht hat, auch ins nächste Jahr mitnehmen kann. Dass er dieses Jahr so stark sein würde, hätte nach den vergangenen Saisons niemand voraussehen können. Er wird in seinem eigenen Team in die 250er wechseln und wird sicher bald nach Saisonende beginnen, mit dem Motorrad zu trainieren.

Der Sturz, der zum ersten Rennabbruch geführt hat, war wieder eine sehr unglückliche Situation. In dem Moment, in dem du neben der Strecke bist, ist es schwierig zu entscheiden, ob du auf Sicherheit gehst und das Motorrad wegschmeißt oder ob du riskierst und wieder auf die Strecke kommen willst. In dem Moment bist du so voll mit Adrenalin und willst auch unbedingt weiterfahren, dass du sehr leicht die falsche Entscheidung treffen kannst. Teilweise ist man da auch wie gelähmt. Es gab ja auch schon Rennfahrer, die geradeaus in die Leitplanken gefahren sind, ohne dass sie versucht haben, sich hinzuwerfen. Ich würde daher Sergio Gedea jetzt keine Absicht unterstellen wollen, dass er ohne Rücksicht auf die Verluste, einfach wieder auf die Straße kommen wollte.

Mika Kallio wird nach diesem Jahr ja auch in die 250er gehen und ich denke, dass er jetzt auch lange genug bei den 125ern war und bereits im vorigen Jahr eigentlich fast den Titel verdient gehabt hätte. Er wird jetzt sicher nach einer neuen Herausforderung suchen. Natürlich könnte er noch einmal den Titel jagen, aber das kann genauso gut wieder schief gehen. Von der Maschine her hätte es Kallio schon schaffen können, aber die Aspar-Mannschaft hat einfach den besseren Lauf gehabt.

Thomas Lüthi war auf Phillip Island auch wieder gut unterwegs. Einerseits liegt ihm die Strecke dort, andererseits hat er zuvor gemeint, dass er noch nicht auf dem fahrerischen Niveau des Vorjahres war. Anscheinend kommt er jetzt zu Saisonende doch noch besser in Fahrt. Er hatte sich ja vor Brünn selbst vorgenommen, nur noch in die ersten Sechs zu fahren. Jetzt ist es ihm gelungen und ich glaube, dass es auch mehr an ihm selber liegt. Er kann jetzt einfach mehr aus dem vorhandenen Material machen. Denn im Prinzip war das jetzt eine schnelle Strecke, die eher auf die Aprilias passt und von daher war es nicht abzusehen, dass er mit der Honda so weit vorne sein würde.

Die 250er

Alex de Angelis hat es wieder einmal knapp nicht geschafft zu gewinnen. Diesmal hat er aber eigentlich alles richtig gemacht. Denn in den vergangenen Jahren hat immer der gewonnen, der aus der letzten Kurve als Zweiter herausgekommen ist. Damit hat schon Olivier Jacque die WM gegen Shinya Nakano bei den 250ern gewonnen. Wer im Pulk als Führender aus der letzten Kurve kommt, hat normalerweise keine Chance. Wie es Lorenzo jetzt trotzdem wieder geschafft hat, vorne zu bleiben, das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Denn der Windschatten reicht normalerweise locker, um noch zu überholen.

Aber egal ob Lorenzo gewonnen hätte oder nicht, ich glaube, ihm wird der Titel in diesem Jahr nicht mehr zu nehmen sein. Zumal es gerade auf Phillip Island auf der langen Geraden gut zu sehen war, wie unterlegen das Motorrad von Andrea Dovizioso ist. Aus dem Windschatten heraus haben oft sogar mehrere Maschinen überholt, auch die KTM. Mit so einem Motorrad ist es natürlich sehr, sehr schwer eine WM zu gewinnen. In Motegi wird Dovizioso, meiner Meinung nach, sehr gut aussehen, weil es eine Strecke ist, die der Honda entgegenkommt. Aber mit so einer Maschine auf allen Strecken vorne zu sein, ist wahnsinnig schwer. Das wissen aber auch alle Teamchefs und gerade deswegen ist Dovizioso für nächstes Jahr so begehrt.

Da Lorenzo aber im kommenden Jahr auch noch in der 250er bleibt, wird das sicher eine spannende Saison. Bautista steigt auf, Kallio wird auf der KTM wohl vorn mitmischen und Alex de Angelis ist ja auch noch da. Lorenzo wird nicht umsteigen, weil es in der MotoGP kaum freie und konkurrenzfähige Maschinen gibt. Für Lorenzo ist es sicherlich die richtige Entscheidung, noch zu bleiben. Denn von einer Siegmaschine, auf ein zweit- oder drittklassiges Motorrad zu steigen, macht keinen Sinn.

IDM

Auch bei der IDM war das Wochenende ziemlich verrückt. Kurz vor dem Rennen hat es noch geregnet, aber dann ist es doch wieder trocken geworden. Beim Start hat dann alles wunderbar funktioniert. Von unseren Fahrern vom Team Sachsenring Motorrad Unger war Eric Hübsch in der Spitzengruppe mit dabei und in der vierten oder fünften Runde musste das Rennen dann aber wegen eines Sturzes, in den auch Mateusz Stoklosa involviert war, abgebrochen werden.

Beim Neustart hat Eric dann den Start nicht so gut erwischt und musste sich aus dem Mittelfeld nach vorne kämpfen. Er hat dann auch seinen Rhythmus nicht mehr so gefunden und ist hinter Patrick Unger stecken geblieben. In der Addition der Zeiten der beiden Läufe wurde Eric schließlich Siebenter. Das war deswegen ärgerlich, weil alle, die hinter ihm ins Ziel hätten kommen müssen, ein paar Punkte mehr als er gemacht haben und er deswegen in der Meisterschaft von Platz vier auf Platz sieben abgerutscht ist.

Patrick Unger selbst hatte beim ersten Rennen einen guten Start und war etwa drei Sekunden hinter der Spitzengruppe. Da er ganz alleine gefahren ist, ist er ein bisschen abgefallen. Nach dem zweiten Start war er dann direkt in der Spitzengruppe, aus der er dann aber noch ein wenig rausgefallen ist. Aber im Prinzip hat er die besten Zeiten gefahren, die er seit langem hingekriegt hat. Er hat also seinen Rhythmus endlich wieder gefunden, auch wenn die Saison jetzt vorbei ist. In der Endabrechnung der beiden Rennen war er dann Neunter und war im zweiten Rennen sogar vor Eric und nahe an der Spitzengruppe. Für ihn war das also noch ein erfreulicher Abschluss und auch ich hab mich für ihn gefreut. Zwar sieht man das am Resultat nicht so, aber er war wirklich fast vorne dran.