Das Rennwochenende auf dem Sachsenring war wieder ein tolles Erlebnis. Schon am Freitag waren über 50.000 Menschen an der Strecke, am Samstag 79.000 und am ganzen Wochenende rund 222.000 - wieder einmal ein Besucherrekord. Die Stimmung war einzigartig und die Rennen auch. Highlight war natürlich das spannende Rennen in der MotoGP und der Sieg von Valentino Rossi, der viele Fans an der Strecke hatte.

Der Sieg von Valentino ist auf die immense Erfahrung im Team und die lange Zusammenarbeit mit derselben Crew zurückzuführen. Seit er GP fährt arbeitet Rossi mit Jeremy Burgess zusammen und deswegen sind fast alle Probleme, die auftreten könnten, schon bekannt. Es ist jedoch nicht leicht immer alles in den Trainingssitzungen zu beheben, aber wenn man sich am Abend hinsetzt und noch einmal alles analysiert, dann kommt einem schon die Erkenntnis, dass es dieses Problem schon einmal gegeben hat. Deswegen kann man auch in der Nacht vor dem Rennen noch ganz viel mit Erfahrung wettmachen.

Warum diese Verbesserung meist erst am Renntag kommt hat zwei Gründe. Erstens ist Rossi nicht unbedingt als Liebhaber von Trainings bekannt, sondern eher der Renntyp. Außerdem hieß es an diesem Samstag noch, er hätte eine Magenverstimmung, also ging es ihm auch nicht wirklich gut. Wahrscheinlich hat er sich deswegen auch nicht hundertprozentig konzentrieren können und im Training auch nicht alles riskiert.

Im Rennen haben drei Punkte Valentino zum Sieg verholfen. Gleich nach dem Start kam er gleich einmal von Platz zehn auf sechs nach vorne. Danach hat er sich mit seiner ganzen Klasse bis an die Spitze gearbeitet. Am Ende war es dann nur Marco Melandri, der ihm richtig Paroli bieten konnte. Es ging zwar zwischen den ersten Vier um den Sieg, aber Melandri war der einzige, der richtig in der letzten Kurve dagegengehalten hat. Das war schon wieder ein Rennen der Extraklasse.

Nicky Hayden hielt sich im Kampf um den Sieg zwar nobel zurück, aber wenn er eine Chance gewittert hätte, dann hätte er sie auch genutzt. Im Rennen hat er ein paar Aktionen gezeigt, die nicht drauf schließen ließen, dass er auf Sicherheit gefahren ist. Was man aber auch sagen muss: Dani Pedrosa hat Hayden den dritten Platz sicher nicht geschenkt. Für Dani war es wahrscheinlich die größte Prüfung in der MotoGP Klasse bisher. Der Sachsenring ist eines der härtesten Rennen der Saison, weil die Strecke für die Fahrer ungeheuer anstrengend ist. Und ich bin mir nicht sicher, ob er schon die volle Fitness hat, um nach so einem Rennen noch locker drauf zu sein. Im Gegensatz dazu haben Rossi oder Melandri schon ein paar Jahre Erfahrung und konnten sich das Rennen genau einteilen und wussten, was sie am Ende erwartet.

Makoto Tamada hätte ohne den unverschuldeten Sturz mit der Spitzengruppe ankommen können. Ich weiß zwar nicht, ob er mittlerweile schon so viel Vertrauen in die Reifen von Michelin hat, dass er am Ende noch angegriffen hätte. Aber obwohl er ein wenig Mühe hatte, dran zu bleiben, hätte er das bis zum Ende schon schaffen können.

Für Alex Hofmann war es sicher schlimm, dass er schon so früh aus dem Rennen aussteigen musste. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn man in einer aussichtsreichen Position ist, was er im Moment mit dem Motorrad und den Reifen leider nicht ist. Gewurmt hat es ihn aber sicher, denn das ist jetzt schon das zweite Jahr, wo etwas schief gegangen ist. Vergangenes Jahr war er ja sehr gut dabei und ist nur bis in die erste Kurve gekommen und dieses Jahr hat er zwei Runden geschafft. Also in zwei Jahren nur etwas mehr als zwei Runden beim Heimrennen zu fahren, ist natürlich recht wenig.

Die 125er

Die Chance Alvaro Bautista den Titel wegzunehmen wird immer kleiner. Er ist stark, konstant und macht auch ganz wenige Fehler. Es sieht alles sehr, sehr gut für ihn aus. Wenn er in der entscheidenden Phase, in der es wirklich Richtung WM-Titel geht, die Nerven behält und sich nicht verrückt machen oder unter Druck setzen lässt, dann müsste der Titel eigentlich ihm gehören.

Im Rennen selbst hat sich Bautista jedenfalls ein heißes Duell mit seinem Teamkollegen Mattia Pasini geliefert. Bei der Aspar-Mannschaft gibt es keine Teamorder und beide Fahrer sind junge Heißsporne und deswegen gibt es nun auch keinen Diskussionsbedarf wegen des harten Kampfes. Natürlich wäre es schade gewesen, wenn sie gestürzt wären. Aber es macht den beiden Spaß und so soll es ja auch sein.

Am meisten habe ich mich aber über die Leistung von Sandro Cortese gefreut, der Punkte geholt hat. Denn er war auch von seinem Teamkollegen Thomas Lüthi nicht weit weg. Zwar hat er am Ende noch etwas an Boden verloren, aber zwei Drittel des Rennens hatte er ihn im Blickfeld. Und das finde ich wirklich eine starke Leistung. Tom war letztes Jahr Weltmeister und wenn man bei so einem Rennen an ihm dranbleibt, dann ist das schon beachtlich. Es ist natürlich schade, dass die Hondas in diesem Jahr nicht so gut gehen, denn sonst hätte dieses Rennen auch fünf Plätze weiter vorne stattfinden können.

Wer mir auch gefallen hat war Randy Krummenacher. Er ist im Moment ja als Ersatzfahrer für Julian Simon unterwegs. Leider kam er nicht ganz an die Gruppe heran, die um Punkte fuhr. Er selber war nachher auch ziemlich traurig, weil ihm nur ein Zehntel auf seinen ersten WM-Punkt gefehlt hat.

Eric Hübsch, der ja im Team Sachsenring Motorrad Unger einer der von mir betreuten Fahrer ist, hatte Glück im Unglück. Ihm platzte ein Wasserschlauch am Kühler und dadurch hat er Kühlwasser verloren. Zum Glück ist ihm das aber auf der Geraden passiert, sodass er nicht zu Sturz kam. Seine Leistung bis dahin konnte sich wirklich sehen lassen.

Die 250er

Ich glaube Alex de Angelis hat mittlerweile schon Angst vor dem Gewinnen. Ich habe mich nachher mit seinem Team unterhalten und wir waren alle der Meinung, dass er das Rennen eigentlich schon gewonnen hatte. Es war auch nicht mehr zu verlieren. Aber aus irgendeinem Grund, den niemand - nicht einmal er selber - versteht, ist er die Kurve so weit außen angefahren, dass Yuki Takahashi durchrutschen konnte. Wenn Alex sich das auf dem Video noch einmal anschauen sollte, wird er selber nicht wissen, was er da gemacht hat. Man lernt schon auf dem Minibike, dass die letzten Kurven eng gefahren werden. Ich verstehe selber nicht, was ihm da durch den Kopf gegangen ist.

Jorge Lorenzo war nach dem Rennen mit seinem Motorrad irgendwie nicht ganz einverstanden. Gleich als er abgestiegen war, hat er es sich von allen Seiten angesehen, weil ihm im Vergleich zum Training irgendwas nicht gepasst hat. Wenn er sich auf der Maschine wohl gefühlt hätte, hätte er sicher mehr probiert, um noch nach ganz vorne zu kommen. Allerdings hat er während des Rennens sehr besonnen auf diese Situation reagiert. Man konnte sehen, dass er sich mehr erwartet hatte, vor allem weil er über den dritten Platz stinksauer war. Aber er hat es im Endeffekt gut verstanden, aus der Situation noch das Beste zu machen und die Punkte mitzunehmen.

IDM

Patrick Unger hat leider immer noch mit den Folgen seines Schlüsselbeinbruchs zu kämpfen. Die Platte in seiner Schulter wird diese Woche wieder entfernt werden müssen, weil die Keime sich noch immer nicht beruhigt haben. Trotz aller Antibiotika, die Patrick genommen hat, ist die Schulter immer noch entzündet. Ich gehe davon aus, dass er am kommenden Wochenende beim Rennen auf dem Salzburgring immer noch nicht dabei sein kann.

Dafür bin ich mir sicher, dass Eric Hübsch seine gute Leistung vom IDM-Lauf auf dem Nürburgring, wo er Zweiter wurde, annähernd wiederholen kann. Ich denke, wir können da schon fast auf einen Podestplatz spekulieren. Durch seinen Einsatz in der WM hat Eric jetzt sicher wieder einige Sachen gelernt. Da er im Qualifying auf Platz 35 war, hat er zumindest 34 Fahrer gehabt, von denen er sich was abschauen konnte. In der IDM ist das ja nicht mehr der Fall, weil es da nur zwei bis drei Leute gibt, die schneller sind als er und die trifft man im Training relativ selten. Aber an dem Wochenende auf dem Sachsenring hat er fast in jeder Kurve eine Vorführung davon bekommen, wie es noch schneller geht. Außerdem haben ihm seine Konkurrenten gezeigt, was Rhythmus heißt. Die gehen schon früh im ersten Training raus und fahren schon am Limit und das ist in der IDM noch nicht ganz der Fall. Ich denke, von diesen Erfahrungen dürfte Eric viel mitgenommen haben.