Der Kampf um das runde Leder ist vorbei, der Kampf auf den runden Gummis geht in der Motorrad-WM am kommenden Wochenende auf dem Sachsenring und seinen 14 Kurven weiter. Und wie schon auf dem Berliner Rasen am vergangenen Sonntag, werden auch auf dem Rundkurs in Hohenstein-Ernstthal die Italiener wieder eine wichtige Rolle spielen.

Da gilt es zunächst einmal für Valentino Rossi, weiter Boden in der Weltmeisterschaft gutzumachen. Der regierende MotoGP-Champion zeigte sich schon in Donington recht gut von seiner Handverletzung von Assen erholt, und er wird auf dem Sachsenring wieder verstärkt in den Kampf um den Sieg eingreifen können. Dass ihm der Kurs liegt, hat Rossi mit dem Sieg im vergangenen Jahr gezeigt.

Loris Capirossi beteuert zwar, nur zu 80 oder 90 Prozent fit zu sein, da er sich aber nach wie vor Chancen auf den Fahrertitel ausrechnet, wird er das mit Einsatz und dem nötigen Adrenalin wohl bewältigen. Capirossis Problem ist, dass seine Verletzungen innerlich sind, weswegen sie sich nur schwer behandeln lassen.

Der Dritte im Kreise der italienischen Siegkandidaten ist Marco Melandri. In Donington lieferte er sich mit Rossi einen heißen Kampf um Platz zwei. Auch Melandri müsste sich dank der fast zwei Wochen Pause nach Donington von den Verletzungen, die er sich wie Capirossi beim Startunfall in Barcelona zugezogen hatte, wieder halbwegs erholt haben.

Ein rein italienisches Rennen wird es auf dem Sachsenring aber sicher nicht geben. Da gibt es beispielsweise noch vier Amerikaner, die, wie schon ihre Fußballmannschaft in der WM-Vorrunde, die Piloten von der apenninischen Halbinsel gehörig ärgern könnten. Allen voran WM-Leader Nicky Hayden, der nicht kampflos dabei zusehen wird, wie andere etwas von seiner Führung abknabbern. Da er bei seinem bisher einzigen Saisonsieg in Assen nur von Colin Edwards bedrängt wurde, während die drei oben genannten Italiener alle mehr oder weniger außer Gefecht waren, dürfte das aber nicht einfach werden.

Mit Colin Edwards wären wir auch schon beim zweiten von vier Männern aus Übersee. In Assen hat er gezeigt, wie schnell er auf der Yamaha mit dem neuen Chassis unterwegs sein kann. In Donington lief es weniger gut für den Mann aus Texas. Er hatte genauso wie sein Teamkollege Valentino Rossi mit Setup-Problemen zu kämpfen. Im Unterschied zu Rossi bekam Edwards diese aber nicht bis zum Rennen in den Griff. Sollte ihm das in Deutschland besser gelingen, dann darf man ihn auch wieder im Vorderfeld erwarten.

John Hopkins, Amerikaner Nummer drei, hat da andere Sorgen. Mit dem Setup schien er in den vergangenen paar Rennen immer richtig zu liegen, ihm spielten nur meist die Reifen einen Streich. So konnte er zu Beginn das Tempo an der Spitze eigentlich immer mitgehen, verlor dann aber mit fortschreitender Rundenzahl immer mehr Grip und dadurch auch an Positionen. Sollte die Suzuki-Mannschaft einen Weg gefunden haben, diese Schwierigkeiten auszumerzen, dann wäre für Hopkins der erste Podiumsplatz in Reichweite.

Der Vierte, der unter dem Sternenbanner an den Start geht, ist seit Barcelona auch wieder in den vorderen Positionen zu finden. Kenny Roberts Jr. ist dort endgültig der Knopf aufgegangen und seitdem hat er sich beständig auf den vorderen Rängen behaupten können. Ein Da Capo auf dem Sachsenring erscheint daher nur die logische Konsequenz.

Zu diesem Duell zwischen Italien und den USA mischen sich auch noch einige andere aussichtsreiche Kandidaten. Allen voran Dani Pedrosa, der in Donington einen eindrucksvollen Sieg herausfuhr - seinen zweiten in dieser Saison - und damit auf Platz zwei in der WM-Wertung steht. Schützenhilfe aus spanischer Sicht darf er sich aber kaum erhoffen. Zwar kehrt Sete Gibernau wieder auf die Werks-Ducati zurück, aber einerseits wird er auf dem engen ersten Teil des Sachsenrings nach seinem Schlüsselbeinbruch noch so seine Probleme haben. Andererseits gehörte er schon vor seiner Pause nicht zu den Allerschnellsten im Feld. Carlos Checa wurde in den vergangenen Rennen auf seiner dunlopbereiften Yamaha zwar immer schneller, für einen Spitzenplatz reichte es aber noch nicht. Auch Toni Elias wird Dani Pedrosa nicht dabei helfen können, die spanischen Farben hochzuhalten, da er, so wie Gibernau, gerade erst von einer Verletzungspause zurückkehrt.

Was bleibt sind zwei Japaner, zwei Australier, ein Franzose, ein Brite und ein Deutscher. Von dieser Restmenge sind ein Japaner und ein Australier noch zum Kreis der Favoriten zu rechnen. Der Japaner trägt den Namen Shinya Nakano und ist auf einer Kawasaki unterwegs. Zwar waren die Leistungen von Nakano und seiner Maschine in diesem Jahr recht unbeständig, aber der zweite Platz in Assen hat gezeigt, dass die beiden durchaus zu Top-Platzierungen in der Lage sind.

Der Australier zählt zu den großen Entdeckungen in der MotoGP in diesem Jahr. Casey Stoner hat bislang vor allem mit starken Trainingsleistungen beeindruckt, die er dann im Rennen auch meist umsetzen konnte. Wenn er sein Temperament in Zaum halten kann und nicht wieder einen wilden Ausritt produziert, dann wird die Luft an der Spitze auch ein wenig nach Australien riechen.

Und der Deutsche? Was bei der Fußball-WM gelang, wird für Alex Hofmann bei seinem Heimspiel nur schwer erreichbar sein. Wieder zurück auf seiner Privat-Ducati mit den bekannten Reifenproblemen ist ein dritter Platz sehr unwahrscheinlich. Allerdings hat er gegenüber den Fußballern einen Vorteil: wenn es diesmal nicht nach Wunsch klappt, hat er in diesem Jahr noch sieben Gelegenheiten, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.