Leider waren die Rennen in Katalonien nicht das Motorradfest, das ich mir erhofft hatte. Das meine ich natürlich deswegen, weil es so viele Stürze und Verletzte gegeben hat. Beim Start des MotoGP-Rennens sah es so aus, als ob es da ein Missverständnis zwischen den beiden Ducatis gab, wobei Sete Gibernau mit Loris Capirossi zusammengerauscht ist. Sete muss dann mit seiner Vorderradbremse irgendwo an Loris Maschine hängen geblieben sein, weshalb sein Vorderrad blockiert und er sich überschlagen hat. Sobald ein Rad so blockiert hat man einfach keine Chance mehr. Am meisten wehgetan hat sich wohl Marco Melandri, denn so eine ausgerenkte Schulter spürt man noch sehr lange. Ein Schlüsselbeinbruch, wie ihn sich Sete zugezogen hat, lässt sich normalerweise relativ einfach operieren und er sollte bald wieder im Renngeschehen dabei sein. Bei Loris hat sich der Verdacht auf innere Verletzungen ja zum Glück nicht bestätigt.

Natürlich hoffen alle drei, dass sie möglichst schnell wieder dabei sein können, denn je länger man über so einen Unfall nachdenken und sich die Wiederholungen im Fernsehen ansehen kann, desto schlimmer wird die ganze Sache. Man kann so etwas am besten verdauen, wenn man schnell wieder im Sattel sitzt.

So etwas ist aber auch immer eine Gratwanderung, denn auf der einen Seite sollte man sich auch Gedanken machen, wie es nach der Karriere dann um die Gesundheit bestellt ist. Schließlich gibt es auch eine Zeit nach dem Motorradfahren. Auf der anderen Seite wiegt natürlich schwer, dass man selber wieder fahren möchte, dass man den Meisterschaftsstand im Auge behält und dass man sich deswegen auch nicht viele Gedanken machen kann in so einem Moment. Zudem gibt es dann auch noch den Druck vom Team und den Sponsoren, die einfach erwarten, dass man so schnell wie möglich wieder auf der Maschine sitzt.

Was mir an der ganzen Situation nach dem Sturz überhaupt nicht gefallen hat, war wie lange es gedauert hat bis das Rennen abgebrochen wurde. Die Bilder des verletzten Marco Melandri und seines schwer getroffenen Teamchefs Fausto Gresini erinnerten sehr stark an Suzuka, als Daijiro Kato seinen tödlichen Unfall hatte. Damals wurde das Rennen gar nicht abgebrochen und dieses Mal sah es wieder so aus, als ob die Sicherheit der Fahrer, die am Unfall beteiligt waren, und die der Rettungskräfte nicht sehr viel wert wäre. Ich finde, dass die Entscheidung zum Abbruch relativ spät kam.

Das Rennen selbst lässt sich nach so einem Unfall natürlich nur schwer analysieren. Was sich festhalten lässt, ist dass Valentino Rossi zu seiner alten Stärke zurückgefunden hat. Man kann zwar nicht wissen, wie schnell Loris oder Marco Melandri gewesen wären, aber in den Trainings hat Valentino schon gezeigt, dass er wieder sehr, sehr flott unterwegs ist. Durch das Unglück der anderen hat sich jetzt auch der Meisterschaftsstand sehr positiv für Rossi entwickelt und schon ist er wieder ein verdächtiger Kandidat für den WM-Titel.

Dass Kenny Roberts Jr. wieder einmal auf das Siegespodest klettern konnte, hat mich für ihn gefreut. Woran seine Leistungssteigerung wirklich gelegen ist, lässt sich nach einem Rennen allerdings schwer sagen. Vor allem da die Kurse Mugello und Barcelona recht ähnlich sind und sich deswegen nicht so viel hat verändern können. Es kann natürlich sein, dass sie am Motorrad irgendetwas gefunden haben, dass diesen Sprung erklären würde. Da das Team einen Honda-Motor in ein eigenes Fahrwerk implantiert hat, ist es nicht so abwegig, dass sie vielleicht eine Lösung gefunden haben, bei der auch die Reifen geschont werden und endlich einmal alles funktioniert hat. Beim nächsten Rennen wird man dann genau sehen, ob der dritte Platz eine Eintagsfliege war oder ob er solche Leistungen jetzt beständig bringen kann.

Zu Nicky Hayden ist zu sagen: Es sind schon Fahrer Weltmeister geworden, ohne einen Sieg zu holen. Er hat jetzt auf jeden Fall Vorteile. Sollte Loris beim nächsten Rennen wieder dabei sein, wird man sehen müssen, wie fit er schon ist. Hayden hat auf jeden Fall 20 Punkte Vorsprung und Loris wird in Assen wahrscheinlich noch nicht seine volle Leistungsfähigkeit ausschöpfen können, also läuft im Moment alles für Nicky. Allerdings könnte Valentino jetzt zu einer Siegesserie ansetzen, und Hayden das Leben schwer machen.

Die 125er

In der Achtelliterklasse waren es die KTM, die ein Pechschwarzes Wochenende erwischten. Das war insofern schade, weil die Strecke in Barcelona der Maschine eigentlich gelegen wäre. Besonders leid tut es mir für Julian Simon, der sich bei seinem Sturz mit einem Oberschenkelbruch eine schwere Verletzung zuzog.

Die Dominanz der Aspar-Mannschaft von Jorge Martinez bislang ist wirklich beeindruckend. Auch deswegen war es schade, dass KTM diesen Totalausfall hatte. Denn ich denke, Mika Kallio war und ist der härteste Konkurrent der Aprilias in dieser Saison. Vor allem wenn man sieht wo die anderen Aprilias gelandet sind, erkennt man wie gut Martinez Mannschaft gerüstet ist. Ein Pablo Nieto, der eigentlich immer für eine positive Leistung in Barcelona gut ist, war 15 Sekunden zurück und das ist bei den 125ern schon eine Welt.

Thomas Lüthi nähert sich schön langsam wieder seiner Vorjahresform. Zumindest was ihn als Fahrer betrifft. Ihm liegt Barcelona, dort hat er auch seinen ersten Podestplatz geholt und auf der Strecke war er immer sehr stark. Ich glaube allerdings nicht, dass die Form reicht, um die Ergebnisse des Vorjahres zu wiederholen, da die Aprilias im Moment einfach zu gut sind. Am Ende des Jahres wird er aber sicher von sich behaupten können, dass er in der zweiten Saisonhälfte so gut gefahren ist wie 2005, aber die Ergebnisse werden es wahrscheinlich nicht widerspiegeln.

Die 250er

Den Rücktritt von Sebastian Porto vor dem Wochenende habe ich nur schwer verstanden. Da muss es im Team und mit dem Motorrad ein größeres Problem gegeben haben. Porto war sehr lange dabei, er war sehr routiniert und an Energie hat es ihm eigentlich nie gemangelt. Er war immer eher über dem Limit als darunter. Ich denke, da gab es irgendwelche Gründe, die man von außen schlecht einschätzen kann, weshalb er in diesem Jahr nur so mäßige Resultate geholt hat.

Andrea Doviziosos erster 250er-Sieg war hoch verdient. Er war in dieser Saison bislang der stärkste Fahrer und auch sein Manöver eingangs der letzten Runde war beeindruckend. Dabei hat er De Angelis und Lorenzo in der ersten Kurve auf der Bremse einfach stehen lassen und ist als Führender in die letzte Runde eingebogen und hat dann einfach keinen Platz mehr gemacht. Ich hab ihm auf der Start- Zielgeraden richtig die Daumen gedrückt, dass ihn keiner mehr überholt.

IDM

Bei Patrick Unger ist es beim letzten Lauf auf den EuroSpeedway Lausitz zwar schon wieder ganz gut gelaufen, allerdings war er seitdem wieder im Krankenhaus, da ihm in seiner verletzten Schulter eine Schraube nachgezogen werde musste. Das Rennen hatte Patrick mit Schmerztabletten ganz gut überstanden, aber als er danach nach Hause gekommen ist, war wieder alles geschwollen und entzündet. Leider ist dieses Kapitel noch nicht beendet.

Eric Hübsch war ihm Training sehr gut unterwegs und fuhr die Zeiten, die wir uns von ihm wünschen. Beim Rennen erwischte er auch einen guten Start, hatte dann allerdings eine Kollision, fiel etwas zurück und fand danach seinen Rhythmus nicht mehr. Der Zwischenfall hatte ihn anscheinend so raus gebracht, dass er seine Zeiten aus dem Training nicht mehr erreichen konnte.

Mateusz Stoklosa wurde leider Opfer eines bekannten Aprilia-Problems. Er hatte eine neue Zündkerze in der Maschine und da brach die Elektrode ab. So etwas habe ich schon öfter erlebt. Die Vibrationen in der Maschine sind da recht ungünstig und ab und zu passiert dann so etwas.

Der nächste IDM-Lauf am ersten und zweiten Juli auf dem Nürburgring wird für mich und die Mannschaft vom Team Sachsenring Motorrad Unger dadurch wieder spannend. Für Patrick hoffe ich, dass ihm die Pause gut getan hat. Zwar war der Eingriff nicht groß, aber ein wenig Erholung kann da nicht schaden, denn eigentlich war er schon wieder auf dem Weg, dass er Podestplätze einfahren könnte.

Eric bestritt vergangenes Wochenende in Oschersleben zwei Läufe der holländischen Meisterschaft, die er beide gewonnen hat. Zwar ist dort das Niveau etwas niedriger, aber seine Rundenzeiten hatten sich gegenüber dem IDM-Wochenende um rund eine halbe Sekunde verbessert. Das lässt darauf schließen, dass er jetzt seine Form gefunden hat, und dass man bei den nächsten IDM-Rennen mit einem Top-Fünf-Resultat rechnen kann.

Bei Mateusz wird es auf dem Nürburgring wieder darum gehen, Erfahrung zu sammeln. Bei ihm war es wirklich schade, dass er in der Lausitz ausgefallen ist, da das sein bestes Wochenende bislang war.

Fantic

Auch bei der Mannschaft von Fantic hat sich etwas getan. Am 18. Juni war ich mit unserer Maschine beim EM-Lauf in Rijeka am Start und habe den dritten Platz erreicht.

Am kommenden Wochenende fährt die Europameisterschaft gleichzeitig mit der WM in Assen und auch dort werde ich mit der Fantic wieder am Start sein. Da wir die Maschine ja für die nächste WM-Saison entwickeln, können wir dort sicher viele Aufschlussreiche Vergleichsdaten sammeln.