Nachdem die Formel 1 am vergangenen Wochenende in Monaco eines ihrer klassischen Rennen gefahren hat, zieht die Motorrad-Weltmeisterschaft am kommenden Wochenende nach. Zwar wurde in Mugello erst 1976 zum ersten Mal gefahren, dennoch zählt die Strecke in der Toskana zu den aufregendsten und schwierigsten und wird von vielen Seiten als Klassiker angesehen.

Mit dazu beigetragen hat dabei die Motorradbegeisterung der Italiener, die in den vergangenen 15 Jahren, in denen Mugello fixer Bestandteil des Rennkalenders war, stets für eine prachtvolle Zuschauerkulisse gesorgt haben. Das wird auch in diesem Jahr nicht anders sein. Denn immerhin wollen die Leute einen wieder erstarkten Valentino Rossi und eine gute Vorstellung von Ducati sehen.

Für ein gutes Abschneiden von Rossi spricht vor allem seine Vorstellung beim vergangenen Rennen in Le Mans, als nur ein kaputter Motor einen ungefährdeten Sieg des regierenden Weltmeisters verhinderte. Dank des neuen Chassis, das Yamaha in Frankreich erstmals dabei hatte, scheinen die Vibrationsprobleme geringer zu sein, mit denen Rossi und sein Teamkollege Colin Edwards in den ersten Saisonrennen zu kämpfen hatten.

Ebenso wie von ihrem Weltmeister dürfen sich die italienischen Fans auch von ihrem Ducati-Team einiges erwarten. Vor allem Loris Capirossi hat in diesem Jahr schon gute Resultate eingefahren. In den ersten fünf WM-Läufen immerhin einen Sieg in Jerez, einen zweiten Platz zuletzt in Frankreich und einen dritten Platz in Qatar. In der Weltmeisterschaft liegt er damit nur vier Punkte hinter der Spitze. Die Unterstützung der Fans dürfte den Italiener auf der italienischen Maschine beim Großen Preis von Italien noch zusätzlich motivieren.

Da wären dann aber noch jene, die ein italienisches Freudenfest gerne verhindern würden, allen voran die Honda-Piloten. Nicky Hayden hat die Grippe überstanden, die ihn in Frankreich behindert hatte, und er wird alles daran setzen, seine WM-Führung zu verteidigen oder sogar auszubauen. Sein Teamkollege Dani Pedrosa wird in Mugello vor allem über die Wahl der Reifen nachdenken, war diese in Le Mans doch der Grund warum er am Schluss noch von Marco Melandri und Loris Capirossi überholt wurde.

Eben jener Marco Melandri muss auch noch berücksichtigt werden, wenn man sich ein virtuelles Podium ausmalen möchte. Immerhin ist der Italiener der einzige, der in dieser Saison bereits zwei Rennen gewinnen konnte. Es gibt auch noch einen vierten Honda-Fahrer, den man auf der Rechnung haben sollte. Casey Stoner hat in den ersten Rennen bewiesen, dass er nicht nur die Schnelligkeit, sondern auch die Konstanz und das Können hat, um ganz weit oben auf dem Podium zu stehen.

Zu den gefährlichen Außenseitern muss man nach dem Rennen in Frankreich neben Suzuki auch Kawasaki zählen. Zwar fiel Randy de Puniet unverschuldet aus und musste Shinya Nakano wegen eines Fehlstarts und der folgenden Durchfahrtsstrafe jede Hoffnung auf ein gutes Resultat begraben, aber in den Trainings zeigten die Kawasakis ein großes Potential. Allerdings war Frankreich bereits in den vergangenen Jahren eine gute Strecke für die grünen Japaner, weswegen sie in Mugello auch wieder ganz weit von der Spitze weg sein könnten. Das gilt auch für die Maschinen von Suzuki, die bei den letzten drei Rennen vor allem vom unbeständigen Wetter profitierten und dadurch gut aussahen. Ein Schönwetter-Wochenende in Mugello könnte das alles wieder ändern.

Wenig dürfte sich hingegen für Alex Hofmann ändern. Der Deutsche hat nach wie vor Probleme mit den Reifen, was er nach Le Mans auch deutlich zum Ausdruck brachte. Die geplanten Tests am Tag nach dem Rennen in Frankreich fielen dann größtenteils dem Regen zum Opfer und deshalb dürfte der D´Antin-Rennstall nicht allzu viele Fortschritte gemacht haben. Daher wird Hofmanns höchstes Ziel in Italien wieder ein Platz in den Punkten sein.

125cc

In der Achtelliterklasse bestimmt vor dem Rennen vor allem die Frage, ob Thomas Lüthi nach seinem Unfall bei den Tests auf dem Sachsenring wird fahren können oder nicht. In Le Mans war der Schweizer gerade auf die Siegerstraße zurückgekehrt und wird sicherlich alles daran setzen, antreten zu können. Allerdings musste er an der Schulter operiert werden und braucht daher die Zustimmung der Ärzte, um fahren zu dürfen.

Abgesehen vom Fragezeichen in Punkto Lüthi wird wohl wieder mit einem starken Auftritt der Aprilias zu rechnen sein, die wegen des wechselhaften Wetters in Le Mans nicht ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten konnten. Vor allem Alvaro Bautista wird darauf brennen, seine WM-Führung mit dem dritten Sieg in dieser Saison auszubauen.

KTM-Pilot Mika Kallio wird versuchen, das zu verhindern. Der Finne war, abgesehen von einem Ausfall mit technischem Defekt, in dieser Saison bislang konstant schnell und hat eigentlich in beinahe jedem Rennen um den Sieg mitgekämpft.

Sandro Cortese hat in Frankreich seinen ersten WM-Punkt geholt und hat in Mugello sicher Lust auf mehr. Corteses Glück war Michael Ranseders Pech. Der Österreicher verpasste seinen ersten Zähler in der WM-Wertung als 16. denkbar knapp. Ähnlich Stephan Bradl, der in Le Mans 18. wurde. Die beiden KTM-Juniors haben mit ihrer Leistung im vergangenen Rennen aber gezeigt, dass es bald auch einmal für den einen oder anderen Punkt reichen könnte.

250cc

Bei den 250ern ist wieder einmal alles möglich. Das Feld ist in dieser Saison derart ausgeglichen, dass bei jedem Rennen rund acht verschiedene Fahrer als Sieger in Frage kommen. Honda, Aprilia und KTM haben in diesem Jahr nicht nur bereits Rennen gewonnen, sie waren auch in jedes Mal an der Spitze dran. Nur ein Wetterchaos wie in Frankreich könnte wieder eine Marke bevorzugen, wie es bei Honda in Le Mans der Fall war.

Deutscher Fahrer ist dieses Mal wahrscheinlich keiner am Start. Dirk Heidolf hatte sich bei den Testfahrten auf dem Sachsenring das Kahnbein an der Hand gebrochen und wird die zumindest die nächsten vier Rennen nicht fahren können. Wer ihn ersetzen wird, ist bislang noch nicht bekannt.