Natürlich war es nur eine Frage der Zeit bis ein Fahrer auch ein zweites Rennen in dieser Saison gewinnen würde. Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass es bei einem Starterfeld von 19 Fahrern in 17 Rennen 17 Sieger gibt. Dass allerdings Marco Melandri der erste Fahrer mit zwei Saisonsiegen sein würde, damit hatten nicht viele gerechnet. Zwar werden dem Italiener immer Außenseiterchance zugeschrieben, aber zu den Favoriten gehören andere. Zum Beispiel Loris Capirossi, der in Le Mans Zweiter wurde, oder Dani Pedrosa, in Frankreich auf dem dritten Platz. Wie man nach dem Rennen erfahren konnte, war auch Melandri selbst ein wenig überrascht.

"Es war ein unglaubliches Rennen! Ich bin sehr zufrieden, da ich das nicht erwartet hatte", meinte Melandri. Vor allem in den ersten Runden sah es nicht so aus, als ob der Italiener um den Sieg mitfahren könnte. Er erklärte diesen Umstand damit, dass seine Reifen erst auf Temperaturen kommen mussten und er dann aber die Zeiten der Spitze fahren konnte. "Während die Runden vorbeigingen, begann ich dann daran zu denken, dass ich gewinnen könnte. Dann überholte ich Loris und als der richtige Zeitpunkt gekommen war auch Pedrosa", sagte Melandri weiter.

Loris Capirossi fuhr lange im Pulk mit Melandri, musste den Italiener in den letzten Runden aber etwas ziehen lassen, schnappte aber seinerseits Dani Pedrosa im letzten Moment noch den zweiten Platz weg. Er erlebte die entscheidenden Phasen des Rennens so: "Als ich mit Marco fuhr, sah ich dass Valentino draußen war, also dachte ich zu diesem Zeitpunkt, dass ich auf dem Podium sein würde. Dann sah ich, wie Marco Dani einholte, also versuchte ich in den letzten Runden, irgendwie an ihm dran zu bleiben und wollte dann sehen, ob es möglich wäre, Dani in der letzten Runde zu überholen. Ich tat das und hielt ihn hinter mir."

Dani Pedrosa selbst war nach dem Zieleinlauf trotzdem nicht unzufrieden. Er sprach sogar davon, dass er Glück gehabt hatte. "Als ich die Führung übernahm, wusste ich, dass die beiden hinter mir mich einholten und ich nur für ein paar Runden führen würde. In einer Runde machte ich zwei Fehler und erkannte, dass ich langsam war obwohl ich am Limit fuhr!" meinte Pedrosa. Daraus zog der junge Spanier, dann die für ihn richtige Konsequenz: "Ich entschied, dass ich nicht wieder, wie in der Türkei, stürzen wollte, machte das Gas zu und konzentrierte mich darauf, das Rennen zu beenden."

Wäre Pedrosa auch noch ausgefallen, dann hätte es für Alex Hofmann sogar zu Platz 12 gereicht. Aber immerhin verhalfen die vier Ausfälle und John Hopkins Fehler dem Deutschen zu Rang 13 und damit drei WM-Punkten. Laut Hofmann wäre aber so oder so nicht mehr drinnen gewesen: "Heute war es nicht möglich, mehr zu erreichen. Das ganze Team und ich geben 100 Prozent, aber unser offizieller Lieferant für Dunlop-Reifen muss uns eine größtmögliche Auswahl an Reifen zur Verfügung stellen, um uns die Möglichkeit zu geben, in einem akzeptablen Zustand auf die Strecke zu gehen." Der Ärger über den Lieferanten setzte sich bei Hofmann noch weiter fort: "Eine Kehrtwende ist unbedingt notwendig. Wir sind in der MotoGP, der Königsklasse der Weltmeisterschaft, und es ist nicht normal, mit so einer Situation umgehen zu müssen." Hofmann klagte darüber, dass der Reifen in den ersten Runden kein einheitliches Verhalten zeigte, dann für einige Kurven besser wurde, es sich am Ende dann aber anfühlte, als würde er für ein Rodeo trainieren. Zum Schluss meinte der Deutsche noch: "Der einzige Trost sind die drei Punkte, die ich für die WM-Wertung geholt habe."