In Abschnitten von fünf Jahren beschließt die MotoGP die regeltechnischen Rahmenbedingungen für die Königsklasse. Die aktuelle Periode dauert von 2022 bis 2026. In diesem Zeitraum wird es also keine gravierenden Änderungen am technischen Reglement geben, nur kleinere Anpassungen sind möglich. Große Neuerungen sind erst für 2027 möglich. Wie das Regelwerk dann genau aussehen wird, beschließen die Hersteller der Königsklasse noch in diesem Jahr.

Die Entscheidung darüber fällt traditionell im Gremium der MotoGP-Hersteller, der Motorcycle Sports Manufacturers' Association, kurz MSMA. Hier einigen sich die fünf verbliebenen Werke Ducati, Yamaha, Aprilia, KTM und Honda auf die technischen Vorgaben, die dann im Normalfall in der Grand Prix Commission durch die Vertreter von Motorradweltverband FIM, Promoter Dorna und Teamvereinigung IRTA abgenickt werden. Nur in absoluten Ausnahmefällen kommt es zu einem Veto.

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Themen bei der Regelfindung sind aktuell ein mögliches Verbot der Ride-Height-Devices und eine Einschränkung des kostspieligen Aerodynamik-Wettrüstens. Wichtigster Verhandlungspunkt ist das Antriebskonzept der Motorräder. Seit der Einführung der MotoGP-Klasse im Jahr 2002 setzt man hier auf traditionelle Viertaktverbrennungsmotoren mit 990 beziehungsweise 1000ccm, lediglich zwischen 2008 und 2011 wurde der Hubraum mit dem Ziel der Temporeduktion auf 800ccm verkleinert.

Für 2027 bis 2031 liebäugeln nun aber manche Hersteller mit einem Wechsel in Richtung eines Hybridkonzepts, allen voran Ducati. "Wir müssen Lösungen finden, um die Motoren effizienter zu machen", mahnt der dortige Technikchef Gigi Dall'Igna. "Effizienz ist einer der Schlüsselfaktoren für die Zukunft. Ich glaube deshalb, dass wir nicht nur auf Verbrenner setzen sollten." Dall'Igna verweist hierbei auf die Formel 1, wo bereits seit 2014 Power-Units mit Hybridkomponenten verwendet werden. Er sieht dieses Konzept in Zukunft auch als serientauglich an.

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Kritischer sieht das Yamaha Motor Racing Managing Director Lin Jarvis: "Ich stimme Gigi grundsätzlich zu, aber ich denke nicht, dass der direkte Vergleich mit der Formel 1 der richtige ist. Wir verkaufen Motorräder und die sind verglichen mit Autos ein deutlich simpleres Produkt. Wichtig für uns ist, dass wir ein Reglement beschließen, das für unser Business relevant ist und den Erwartungen des Sports und auch unserer Kunden weltweit entspricht. Das muss keinen radikalen Wechsel zur Hybridtechnik bedeuten, denn wenn es in der Motorradproduktion nicht dieselbe Intention gibt, dann investieren wir in eine für uns irrelevante Technik. Was auch immer wir in der MotoGP machen: Es muss mit den Produkten korrelieren, die wir in Zukunft verkaufen."

MotoGP setzt auf E-Fuels

Was bereits beschlossen wurde: Ab 2024 müssen alle Hersteller Treibstoff verwenden, der zu mindestens 40 Prozent nicht-fossilen Ursprungs ist. Ab 2027 setzt man auf vollständig nachhaltigen Sprit. Darin sieht KTM-Motorsportchef Pit Beirer die Zukunft der Königsklasse: "Für Hybridtechnologie sind immer Batterien nötig. Dafür muss man seltene Stoffe abbauen und das ist nicht gut für die Umwelt. Wir sehen aktuell auch keine Technologie, die eine Umstellung der Serienfertigung in Richtung Batteriebetrieb ermöglichen. Das macht in kleineren Maschinen Sinn, aber für alle Motorräder von 125ccm aufwärts sehen wir den Verbrennungsmotor weiterhin als die beste Lösung für die Zukunft. Unser MotoGP-Bike kann zu 91 Prozent recycelt werden und wenn wir es dann auch noch mit nachhaltigem Kraftstoff befüllen, sehen wir dieses Paket als absolut zukunftsgeeignet an. Daran wollen wir festhalten."

Wie zu hören ist, dürfte Beirers Wunsch wohl in Erfüllung gehen. Aktuell deutet viel daraufhin, dass die MotoGP bis mindestens 2031 am traditionellen Verbrennungsmotor festhält. Ducati scheint mit seinem Vorstoß in Richtung Hybridtechnik wohl abzublitzen. Wie das neue Reglement dann tatsächlich im Detail aussehen wird, werden aber erst die kommenden Monate zeigen.