Francesco Bagnaia und Enea Bastianini wurden ihrer Favoritenrolle für ihr Heimrennen auf dem Misano World Circuit zweifelsohne gerecht. Viel mehr noch: Die beiden künftigen Ducati-Teamkollegen lieferten beim Grand Prix von San Marino eine herausragende Leistung ab, fuhren eine schnellste Rennrunde nach der anderen und bekämpften sich bis zur letzten Kurve. Dabei wäre es um Haaresbreite zur Kollision gekommen, die beide Fahrer aus dem Rennen hätte reißen können. So haben die beiden Italiener ihren packenden Zweikampf erlebt:

Rekord: Bagnaia erster Ducati-Pilot mit vier Siegen in Serie

"Es war nicht mein leichtestes Rennen", scherzt Sieger Bagnaia auf der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz. "Zu Beginn hatte ich nicht viel Grip, erst mit jeder zusätzlichen Runde wurde es besser. Unsere Pace in den letzten fünf bis sechs Runden war unglaublich. Noch nie in meinem Leben bin ich meine schnellste Runde in der letzten Runde gefahren - und dann noch bei dieser Hitze. Wir haben unfassbare Arbeit geleistet!"

Letztlich jubelte Bagnaia in Misano, Foto: LAT Images
Letztlich jubelte Bagnaia in Misano, Foto: LAT Images

Für Bagnaia ist es der insgesamt zehnte Sieg in der MotoGP, der vierte in Serie. Das gelang zuvor noch keinem Ducati-Piloten. Nie zuvor musste der 25-jährige Turiner so hart für 25 Punkte arbeiten: "Ich habe über nichts nachgedacht, wollte einfach nur clever und konstant sein. Ich habe nicht versucht, irgendwelche Linien zu schließen, weil ihm [Bastianini, Anm.] nur zusätzliche Überholmöglichkeiten eröffnet hätte. Stattdessen wollte ich einfach die beste Linie fahren, um so schnell wie möglich zu sein."

Eine Taktik, die Bagnaia letztlich zum Erfolg führte. Bastianini musste sich knapp geschlagen geben, zeigte sich am Sonntagnachmittag nach Rennende aber wenig enttäuscht: "Pecco hatte heute etwas mehr als ich, ich bin glücklich über unsere Leistung." Ähnlich wie sein künftiger Teamkollege hatte auch er zu Beginn des Rennens mit geringem Grip zu kämpfen. "Ich musste den Reifen auf Temperatur bekommen, erst in der zweiten Hälfte wurde es besser", berichtet er. "Dann konnte ich pushen, mit Pecco mithalten und eine Lücke zu den anderen herausfahren. In der letzten Runde habe ich versucht, zu gewinnen."

Trotz Beinahe-Kollision: Alles unter Kontrolle!

Im letzten Umlauf konnte Bastianini deutlich mehr Geschwindigkeit durch die erste Kurvenkombination mitnehmen und wagte eine Attacke in Kurve vier. Weil auch Bagnaia spät bremste, konnte sich der Gresini-Pilot nicht auf der Innenseite daneben setzen. Er entschied sich für die Außenbahn, wobei es beinahe zur Kollision gekommen wäre, die beide Fahrer aus dem Rennen hätte reißen können.

Nach Rennende waren beide Fahrer um Deeskalation bemüht. "Ich habe nichts gespürt. Hinterher sah ich, dass es eng war, aber es ist ja nichts passiert", findet Bagnaia. Sein künftiger Teamkollege ergänzt: "Ich weiß, was ich tun kann. Ich habe versucht, hart zu bremsen, um in Kurve sechs nah dran sein zu können. Das funktionierte ohne Problem, es ist nichts passiert."

Das erscheint leicht untertrieben, musste er seine Ducati doch aufrichten und verlor dabei einige Zehntel. Von einer finalen Attacke am Ausgang der letzten Kurve hielt der Zwischenfall Bastianini allerdings auch nicht ab. "Pecco in der letzten Kurve zu überholen, wäre Wahnsinn gewesen, weil wir beide stürzen können. Aber es beim Rausbeschleunigen zu versuchen, ist absolut in Ordnung", sagt er.

Bagnaia schlug Bastianini um Haaresbreite, Foto: Screenshot/MotoGP
Bagnaia schlug Bastianini um Haaresbreite, Foto: Screenshot/MotoGP

Und genau das tat der Gresini-Pilot auch. Er fuhr die letzte Kurve etwas weiter außen an, konnte früher beschleunigen und versuchte, auf der Innenseite vorbeizuziehen. Das klappte beinahe, letztlich fehlten bei Zielüberfahrt aber noch 0,034 Sekunden auf Bagnaia. Wäre die Ziellinie einige Meter weiter hinten gewesen, hätte es womöglich gereicht. So muss sich Bastianini aber mit Platz begnügen: "Heute war es mir einfach nicht möglich [ihn zu schlagen]."