Francesco Bagnaia ist spätestens seit seinem Sieg bei der MotoGP in Spielberg an diesem Sonntag der Mann der Stunde. Dem Ducati-Pilot gelang mit seinem dritten Triumph in Folge etwas, das für den italienischen Hersteller seit 2008 niemand mehr geschafft hatte. Der Hattrick hält ihn weiter im Spiel um den WM-Titel. Der Seriensieger hat eine neue Bestform erreicht und baute auch in Österreich auf die Hilfe von Valentino Rossi und Casey Stoner. Einen Tipp seines Mentors befolgte er zu seinem Leidwesen jedoch nicht.

"Pecco hat mit seinen drei Siegen in Folge Casey gematcht. Das zeigt, wie gut er im Moment fährt, und das vor allem auf dem Level, das in der MotoGP momentan herrscht. Das heutzutage so zu bringen, ist unglaublich", streut Ducati-Teamkollege Jack Miller ihm Rosen. Der Australier forderte Bagnaia in der Anfangsphase des Rennens heraus, doch der spätere Sieger erstickte die Attacke im Keim.

"Als er mich so leicht überholte, habe ich einfach versucht, die Pace etwas anzuziehen und konnte einen Vorsprung herausfahren", erklärt Bagnaia, der seinen Herausforderer nach dem kurzen Schlagabtausch in Runde vier sicher auf Abstand hielt. In der Schlussphase brachte er den Sieg trotz Schwierigkeiten mit der Reifenperformance vor dem herannahenden Quartararo über die Ziellinie.

"Ich habe schon in Silverstone gesagt, dass Pecco der Mann der letzten Rennen und derjenige ist, den es zu schlagen gilt. Er ist im Moment der Favorit", schließt sich Quartararo den Lobeshymnen von Miller an. Nach den Fehlschlägen in der ersten Saisonhälfte agiert Bagnaia in den letzten Wochen souverän und abgeklärt, als hätte er seine Top-Form gefunden.

Stoner und Rossi geben weiter Tipps

"Das ist sicherlich so, denn ich habe noch nie drei Rennen in Folge gewonnen", so der 24-Jährige, der nach den Enttäuschungen hart an sich gearbeitet hat und sich die richtige Hilfe holte. "Ich bin froh, dass ich mich in dieser Phase verbessern konnte. Dank meiner Familie, dem Team, meine Freundin, der VR46-Academy haben wir alle zusammen daran gearbeitet, die Gründe für meine Fehler zu finden und es zu verbessern."

Nachdem er schon in Silverstone die richtigen Tipps von zwei MotoGP-Legenden abgriff, setzte er auch in Spielberg wieder auf das bewährte Rezept. "Ich habe auch dieses Wochenende wieder mit Vale und Casey gesprochen", sagt Bagnaia. "Casey hat mir am Freitag geholfen, ein paar Dinge besser zu verstehen, einfach vom Zuschauen am TV und seiner Erfahrung, als er die Ducati hier gefahren ist."

Bagnaia hört nicht auf Rossi und bereut es

Einen der Ratschläge von Rossi befolgte er zu seinem Leidwesen allerdings nicht. "Er hat mir geraten, heute nicht den weichen Reifen zu benutzen, weil das Rennen dafür zu lang sein wird. Aber wir haben Soft genommen. Ich bin mir sicher, dass er mir dazu noch etwas sagen wird", schmunzelt er.

Das Reifenmanagement bereitete ihm in der Vergangenheit zuweilen große Schwierigkeiten. Am Rennsonntag auf dem Red Bull Ring verzettelten er und seine Strategen sich. "Wir wollten die sicherste Wahl für den Reifen treffen, aber bei diesen Bedingungen war es wohl nicht die beste Wahl. Wir hatten Regen oder einen Temperatursturz erwartet, aber dann hielten die Bedingungen. Der harte Reifen wäre wohl etwas besser gewesen", gesteht Bagnaia.

Hattrick bringt Bagnaia zurück in den WM-Fight

Vor drei Rennen lag er in der Gesamtwertung auf Platz sechs und hatte bereits 91 Punkte Rückstand auf Quartararo. Durch seinen Hattrick ist er auf 44 Zähler herangerückt. "Das ist sicher meine Bestform, denn wir haben eine schwierige Situation in etwas Gutes transformiert", erklärt er stolz. Auf dem Level von seinen weltmeisterlichen Ratgebern sieht er sich aber nicht.

"Natürlich muss ich noch viel mehr lernen, um das Niveau einiger Fahrer zu erreichen, die in der Vergangenheit an der Spitze gefahren sind", so Bagnaia, der mit seinem momentanen Ansatz weiter erfolgreich sein will: "Ich will mich nicht zu sehr unter Druck setzen sondern einfach meine Rennen so wie dieses Wochenende fahren. Ich möchte smart sein und jede Situation im Griff haben, um vorne zu sein."