Die Erwartungen waren groß. Monatelang fieberte die MotoGP-Szene dem Start der Streaming-Doku 'MotoGP Unlimited' entgegen. An diesem Montag, dem 14. März, war es schließlich so weit. Die erste Staffel mit acht Folgen ist nun auf Amazon Prime Video zu sehen.

Schon die Wahl dieses Startzeitpunkts sorgte für Verwunderung. Eine Veröffentlichung vor dem Saisonstart, so wie es die Formel 1 mit 'Drive to Survive' praktiziert, hätte wohl deutlich mehr Sinn gemacht. Wie sich schnell herausstellen sollte, war das aber ein vergleichsweise kleines Problem.

Größte Schwachstelle von 'MotoGP Unlimited' ist die global gesehen begrenzte Verfügbarkeit. Aktuell ist die Serie nur in Europa, Nordamerika, Afrika und im Mittleren Osten zu sehen. Wichtige Märkte wie Südamerika, Südostasien oder Australien liegen brach. Der Grund dafür liegt in der komplizierten rechtlichen Struktur des Produkts. Die Dorna als MotoGP-Promoter genehmigte den Dreh durch die Produktionsfirma 'The Mediapro Studio', welche die Serie wiederum an Amazon verkaufte. Bislang allerdings nur für die oben angeführten Märkte.

Damit verpasst die MotoGP zumindest aktuell die Chance, welche die Formel 1 mit ihrer Dokumentation nutzte. Die Königsklasse auf vier Rädern schaffte es, Millionen von neuen Fans in Wachstumsmärkten für ihren Sport zu begeistern. Die MotoGP hätte hier in Südostasien und Südamerika das größte Potenzial. Dieses wird verschenkt. Und auch jene Fans, die die Serie 'MotoGP Unlimited' konsumieren können, müssen sich bei Amazon erst auf die Suche nach der Doku begeben. Große Ankündigungen oder Platzierungen gibt es nicht.

Zu allem Überfluss vergraulte man am ersten Tag noch viele Fans durch eine bizarre Entscheidung was die Audiosprache der Serie angeht. Da die MotoGP größtenteils von Spaniern und Italienern mit teilweise bescheidenen Kenntnissen der englischen Sprache beherrscht wird, produzierte man sämtliche Interviews in der Muttersprache der Fahrer und Team-Verantwortlichen. Eine gute Idee, wird so doch wesentlich mehr Authentizität garantiert. Doch dann der Schock: In vielen Ländern war 'MotoGP Unlimited' zunächst nur mit einem katastrophalen englischen Voice-Over zu sehen, was direkt miese Bewertungen einbrachte und viele potenzielle Stammzuseher sofort wieder vertrieb. Das Problem ist mittlerweile gelöst, der Schaden ist aber bereits angerichtet.

'MotoGP Unlimited' - eine gelungene Produktion

All diese Versäumnisse sind mehr als ärgerlich, denn 'MotoGP Unlimited' ist eigentlich eine wirklich tolle Serie. Sie gibt Einblick in Bereiche, die selbst Paddock-Insidern normalerweise verwehrt bleiben. Sie macht die Superstars der Szene greifbar. Marc Marquez & Co. ganz persönlich im Umgang mit Team, Familie oder Partnern - das gibt es sonst nicht. Darauf konzentriert sich aber die Serie und liefert damit auch einen schönen Gegenpol zu 'Drive to Survive', das zunehmend in Richtung Sensationalismus und künstlicher Kontroversen abrutscht.

Hardcore-Fans werden einige Unstimmigkeiten auffallen. Etwa Schnittbilder von falschen Rennwochenenden, unpassende Einspielungen von Live-Kommentaren oder holprig bis falsch übersetzte Untertitel. Auch das hätte man besser machen können, der Spaß an der Serie vergeht dadurch aber definitiv nicht.

Fazit: Viel zu lernen

Das Trio aus Dorna Sports, The Mediapro Studio und Amazon hat ein wirklich tolles Produkt für etablierte Fans und Neuinteressierte geschaffen. Man hat sich aber selbst der Chance beraubt, die Früchte dieser Arbeit einzufahren. Planung und Launch wirken chaotisch und sind einer Sendung dieser Größe nicht würdig. Es bleibt zu hoffen, dass es mit 'MotoGP Unlimited' im kommenden Jahr weitergeht. Und man bis dahin die Lehren aus der Premiere gezogen hat.