2019 sorgte Ducati wieder einmal mit einer technischen Neuerung für Aufsehen. Bei den Wintertestfahrten präsentierten die Italiener ein System, dass es ihren Fahrern ermöglichte, die Front des Motorrads vor dem Rennstart einzufedern. Durch den tieferen Schwerpunkt haben die Fahrer mit weniger Wheelie zu kämpfen und können besser beschleunigen. Bei diesem System handelte es sich um das sogenannte Ride-Height-Device.

Dieses System wurde in den vergangenen Monaten und Jahren immer weiter ausgebaut: Zunächst präsentierte Ducati eine Ausbaustufe zur Absenkung des Hecks, dann auch Ausbaustufen zur Absenkung des Bikes während der Fahrt. Systeme zur Voraktivierung folgten ebenso. Da Vorzüge des Ride-Height-Device schnell deutlich wurden, zog auch die Konkurrenz nach. Sämtliche Werke setzten das System heute in unterschiedlichen Formen ein.

Wegen Ride-Height-Device: Wird die MotoGP zu schnell?

In diesem Jahr präsentierte Ducati bei den Wintertestfahrten die nächste Ausbaustufe des Ride-Height-Devices. Sie ermöglicht jetzt auch während der Fahrt eine Absenkung der Gabel an der Front. Das soll eine noch bessere Beschleunigung ermöglichen.

In Folge dieser Neuerung entbrannte in der MotoGP allerdings auch die Frage nach der Sicherheit. Denn die Ride-Height-Systeme ermöglichen nicht nur eine bessere Beschleunigung, sie sorgen auch für immer größere Höchstgeschwindigkeiten. Pramac-Ducati-Pilot Johann Zarco wurde im Vorjahr in Katar beispielsweise mit 362,4 km/h geblitzt.

Die größeren Geschwindigkeiten auf den Geraden bedeutet natürlich auch, dass die Fahrer mit höheren Geschwindigkeiten auf die Kurven zurasen. Und gerade auf Traditionskursen wie Jerez oder Misano könnte das zum Problem werden, da die Auslaufzonen dort nicht mehr groß genug sind. Deshalb stellt sich die MotoGP aktuell die Frage: Sollten die Ride-Height-Systeme in Zukunft verboten werden?

Braucht die MotoGP ein Verbot der Ride-Height-Devices? (09:40 Min.)

Quartararo: Mir wird das langsam zu viel

Während MotoGP-Promoter Dorna bereits ernsthaft darüber nachdenkt, sind sich die Piloten der Königsklasse uneinig. Am Donnerstag auf die Frage nach einem Verbot angesprochen, sagte etwa Yamaha-Pilot Fabio Quartararo: "Für mich wird es langsam zu viel. 2019 war es nur Teil des Start-Prozederes, jetzt müssen wir zu viele Dinge beachten. Am Ende musst du einen Gewinn daraus ziehen, aber für mich wird es zu viel."

Francesco Bagnaia entgegnet. "Für mich ist das kein Problem, ich muss nur einen Knopf drücken", so der Ducati-Fahrer. Ähnlich sieht es auch KTM-Werkspilot Brad Binder. Der Südafrikaner meint: "Das ist die Realität. Es gibt mehr Dinge zu tun und es ist wichtig, dass du nichts durcheinanderbringst, aber es [das Ride-Height-Device] ist hier, um zu bleiben."

2020-Weltmeister Joan Mir wünscht sich hingegen ein Verbot des Systems: "Ich bin da bei Fabio", berichtet der Spanier. "Wir werden immer schneller, bald werden wir die 370 km/h erreichen. Außerdem ist es viel schwerer geworden, als Fahrer beim Beschleunigen einen Unterschied zu machen. Für die Sicherheit ist das System wahrscheinlich nicht das Beste."

MotoGP-Fahrer beziehen Stellung zum Ride-Height-Verbot (08:16 Min.)

Marc Marquez: Trägt nichts zur Show bei

Auch Marc Marquez bezieht einen klaren Standpunkt: "Für mich ist das etwas, dass sie [die Dorna] in Zukunft entfernen müssen", sagt der Honda-Pilot. "Hersteller wollen immer mehr und mehr, aber mit dem Hole-Shot-Device ist es noch schwieriger geworden. Das trägt nichts zur Show bei. Wir sind ein Prototypen-Sport, aber dieses System wird bei Straßenmaschinen nicht benötigt. Es macht keinen Sinn, das System in Zukunft zu behalten."

Aprilia-Werkspilot Maverick Vinales betrachtet das ganze wiederum aus einem ganz anderen Blickwinkel. Der Spanier ist sich sicher, dass das Ride-Height-Device sogar zu einer verbesserten Sicherheit in der MotoGP beiträgt: "Das Beschleunigen ist durch das Hole-Shot-Device viel sicherer geworden", findet er. "Ich denke da an Kurven wie die letzte in Austin - da ist das Beschleunigen viel sicherer geworden, weil du nun mit dem Vorderrad immer guten Kontakt zum Asphalt hast."