Seit zwei Jahrzehnten fährt Valentino Rossi nun in der Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft. 2019 hält er nach neun Saisonrennen bei gerade einmal 80 Punkten. Das ist seine schlechteste Ausbeute zu diesem Zeitpunkt eines Jahres in der MotoGP beziehungsweise 500ccm-Klasse.

Auch in Vergangenheit hatte Rossi bereits harte Jahre zu verdauen, doch noch nie stand er nach neun Grands Prix mit einer dermaßen geringen Punkteausbeute da wie 2019. Nicht in seinen beiden desaströsen Ducati-Jahren und noch nicht einmal 2010, als er durch den Beinbruch in Mugello vier der ersten neun Saisonrennen verpasste.

Dabei hatte die MotoGP-Saison 2019 für Rossi gar nicht schlecht begonnen. In den ersten fünf Saisonrennen wurde er zwei Mal Zweiter, in Austin verpasste er den Sieg gegen Alex Rins nur ganz knapp. Nach dem 5. Grand Prix des Jahres hatte Rossi 72 Punkte angesammelt und lag somit nur 23 Zähler hinter WM-Leader Marc Marquez.

Nun stand die Phase der Saison bevor, in der Rossi traditionell immer brilliert. Mugello, Barcelona und Assen sind drei seiner Paradestrecken, hier konnte er insgesamt 29 Grand-Prix-Siege feiern. Doch anstatt mit Siegespokalen verließ er diese drei Stationen jeweils mit Sturzspuren an seiner Lederkombi. In Mugello und Assen flog er durch Eigenfehler ab, in Barcelona wurde er von Jorge Lorenzo abgeräumt.

Sachsenring bestätigt Rossis Abwärtstrend

Im letzten Rennen vor der Sommerpause sah Rossi am Sachsenring erstmals nach knapp zwei Monaten wieder die Zielflagge. Der Deutschland-GP war für ihn dennoch eine Enttäuschung. Im Vorjahr wurde er hier noch starker Zweiter, dieses Jahr reichte es nur zu Platz acht. Noch schlimmer: Rossis Rennzeit war 20 Sekunden langsamer als 2018, die Siegerzeit von Marquez hingegen nur um drei Sekunden. Ein deutlicher Rückschritt also für 'Il Dottore'.

MotoGP Assen: Rossi & Lorenzo am Boden - Analyse-Talk: (32:41 Min.)

Die letzten vier waren für Valentino Rossi also allesamt MotoGP-Wochenenden zum Vergessen. Da schrillen auch beim großen Routinier die Alarmglocken: "Wir dachten nach Assen, dass wir etwas gefunden hätten, weil ich mich im Rennen bis zum Sturz gut gefühlt habe. Nun ging es darum, dieses Gefühl hier zu bestätigen, aber ich war leider nie schnell genug. Wir leider weiterhin."

Die Sommerpause kommt für Rossi und seine Crew somit fast einer Erlösung gleich. Knapp ein Monat haben sie nun Zeit, um die Wunden zu lecken und nach Lösung für die zweite Saisonhälfte zu suchen. "Wir müssen verstehen, was falsch läuft, denn diese Rennen waren im Vorjahr meine beste Phase in der ganzen Saison", weiß Rossi. "Jetzt fühle ich mich aber überhaupt nicht wohl und bin langsamer als 2018."

Rossi auch Yamaha-intern schwach

Bedenklich für Rossi: Während er an den vergangenen vier Rennwochenenden enttäuschte, lieferten Maverick Vinales und Rookie Fabio Quartararo auf der Yamaha Spitzenleistungen ab. Die M1 des Jahrgangs 2019 verlange aber ein anderes Setting als ihre Vorgängerinnen, so Rossi: "Damit kommen Maverick und Fabio sehr gut zurecht, für mich und Franco ist es schwieriger. Wir müssen versuchen, wieder 'unser' Bike zu finden."

Vinales überflügelte Rossi zuletzt deutlich, Foto: Yamaha
Vinales überflügelte Rossi zuletzt deutlich, Foto: Yamaha

Mutmaßungen, wonach seine schlechte Form in den jüngsten Rennen vielleicht doch mit seinem reifen Alter zu tun haben könnte, blockt Rossi ab. "Natürlich bin ich alt, aber das war ich letztes Jahr oder vor fünf Jahren auch schon", lacht der 40-Jährige. "Ich habe nicht das Gefühl, dass ich aufgegeben habe, nicht mehr konzentriert bin oder nicht mehr die Motivation habe, an den Start zu gehen. Ich hatte schon einmal so eine schwierige Phase in meiner Karriere und konnte damals auch wieder zurückkommen."