Lin Jarvis hat es vorgemacht, nun legt HRC-Vizechef Shuhei Nakamoto nach. Während sich der Yamaha-Renndirektor direkt nach dem GP in Malaysia in einer Pressekonferenz den offenen Fragen stellte, veröffentlichte die HRC nun ein Interview mit Nakamoto, in dem er die wichtigsten Fragen aus Sicht des Konstrukteurs-Zweiten darlegte.

Shuhei Nakamoto: Das Interview

Was ist Ihre Meinung über die momentane Situation nach dem Malaysia-GP?
"Wir als HRC bedauern sehr, dass diese Situation überhaupt entstanden ist. Zuerst würden wir gern unterstreichen, dass Marc nach dem Phillip-Island-Rennen das Subjekt einer Anklage ohne jeden Beweis geworden ist. Es ist offensichtlich, dass er keinem Fahrer in der Weltmeisterschaft helfen wollte, wenn man bedenkt, dass er sich bemüht hat, das Rennen zu gewinnen und es auch geschafft hat. Nachdem man sich die Bilder nochmals ansieht, kann man ganz klar sehen, dass sich Valentino und Marc nach der Zielflagge in Australien die Hände schütteln, um einen tollen und fairen Kampf anzuerkennen."

Glauben Sie, dass der Kampf zwischen Marc und Valentino im Malaysia-GP ein Resultat aus Valentinos Anschuldigungen ist?
"Wir denken wirklich nicht, dass das der Fall ist. Wir wissen alle, dass Marc in jedem Rennen 100% gibt. Das ist einer der Gründe, weshalb wir alle ihn alle lieben und weshalb er so viele Fans auf der ganzen Welt hat. Marc pusht immer bis zum Limit, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erreichen. Er hatte einen tollen Kampf mit vielen Fahrern in seiner Karriere und niemand hat sich jemals darüber beschwert. Wir wissen, dass Marc in Malaysia zu Rennbeginn Schwierigkeiten mit dem vollen Tank hatte, so wie es in dieser Saison oft passiert ist. Er hat zu Rennbeginn in Sepang auch einen Fehler gemacht, was Jorge die Möglichkeit gab, ihn zu überholen. Dann kam Valentino und sie haben begonnen, um den dritten Platz zu kämpfen. Die Überholmanöver waren extrem, aber fair, von beiden Fahrern. Zwei der größten Weltmeister, die wir jemals gesehen haben, haben auf der Strecke miteinander gekämpft."

Ist es möglich, dass Marc Valentino in diesen Runden verlangsamt hat?
"Die Rundenzeiten, die sie gefahren sind, waren ziemlich schnell, sodass offensichtlich ist, dass es von Marc keine Intention gab, Valentino zu verlangsamen. Noch dazu wurden Valentinos Rundenzeiten nicht schneller, nachdem Marc gestürzt war und die Strecke vor Valentino frei war. Wir glauben, dass beide bis zum Maximum gekämpft haben. Beide wollten den dritten Platz und haben versucht, zu Dani und Jorge aufzuholen. Dieser Kampf hat aber natürlich eine Lücke zu den beiden geöffnet. Dass ist das Renngeschehen und wenn man zwei talentierte Fahrer wie Marc und Valentino hat, kann man so wunderbare Kämpfe wie dieses sehen."

Glauben Sie, dass Valentino gegen Marcs Bike getreten hat?
"Es ist offensichtlich, dass Valentino Marc absichtlich an den Rand der Strecke geschubst hat. Das ist gegen die Regeln, deshalb hatte Marc keine andere Wahl als weit zu gehen. Die Daten von Marcs Motorrad zeigen, dass, obwohl er das Bike aufgerichtet hat, um einen Kontakt mit Valentino zu verhindert, der vordere Bremshebel plötzlich einen Stoß gekommen hat, der den Vorderreifen blockiert hat. Das ist der Grund, weshalb er gestürzt ist. Wir glauben, dass dieser Druck ein Resultat aus Rossis Tritt war. Die Datenauslesung von Marcs Motorrad ist für jeden zugänglich, wenn jemand vor der Dorna, der FIM oder den Medien es sehen möchte."

Der Kampf zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez entzweite die Gemüter, Foto: Repsol
Der Kampf zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez entzweite die Gemüter, Foto: Repsol

Glauben Sie, dass Marc die Wahrheit sagt, wenn er erklärt, dass er Valentino in Sepang nicht einbremsen wollte?
"Ich kenne Marc gut. Er ist ein netter Mensch, mit starken und ehrlichen Werten. Marc hat nur versucht, seine Stellung zu verteidigen, wie es jeder andere Fahrer tun würde und wir glauben ihm zu 100%."

Wie denken Sie über die Handlungen der Rennleitung?
"Wir respektieren die Entscheidung der Rennleitung und wollen nicht darüber richten, ob die Strafe, die sie ausgesprochen haben, richtig oder falsch ist. Trotzdem glauben wir, dass es genug Beweise gab, um ihre Entscheidung während des Rennens zu treffen. Es war nicht notwendig, bis zum Ende zu warten."

Was denken Sie über Valentinos Einspruch beim Internationalen Sportgericht gegen die Entscheidung der Rennleitung und der FIM?
"Das ist sein Recht. Wir werden die Entscheidung des Gerichts respektieren."

Viele Leute sagen, dass es unfair ist, dass Marc mit Valentino kämpft, obwohl Marc nicht um die Weltmeisterschaft kämpft wie Valentino.
"Das ist Racing! Es gab keine Kommentare oder Sorgen, nachdem Dani in Aragon gegen Valentino gekämpft und ihn geschlagen hat. Auch auf Phillip Island mit Iannone - niemand hat Andrea bezichtigt, einem Konkurrenten mehr geholfen zu haben als dem anderen. Es war eine schwierige Saison und in Sepang hat Marc einfach versucht, das beste Ergebnis für ihn und sein Team zu erreichen. Es liegt nicht in seiner Natur, sich mit dem vierten Platz zufriedenzugeben, wenn es die Chance gibt, um den dritten Platz zu kämpfen. Wir sollten außerdem zurück auf den Rennen in Motegi im Jahr 2010 schauen. Valentino war aus dem Titelkampf ausgeschieden, aber hatte einen tollen Kampf mit seinem Teamkollegen Jorge. Nach dem Rennen, als Jorge sich darüber beschwert hat, dass Valentino zu aggressiv war, obwohl er nicht mehr im Titelkampf war, hat Valentino kommentiert: "Ich habe zu Yamaha gesagt: Was erwartet ihr von mir? Hinter ihm anzukommen? Wenn es dazu kommt, bleibe ich zu Hause." Wir stimmen mit Valentinos Meinung überein und werden unsere Fahrer immer unterstützen, um das bestmögliche Resultat zu erzielen."

Mit Marc Marquez feierte die HRC schon viele Erfolge, Foto: Milagro
Mit Marc Marquez feierte die HRC schon viele Erfolge, Foto: Milagro

Was ist Ihre Meinung zu Valentino im Moment?
"Valentino ist der größte Meister unseres Sportes. Wir glauben, dass es in dieses Jahr einen großartigen Job geleistet hat und wenn er die Weltmeisterschaft gewinnt, hat er es sich wirklich verdient. Er war das ganze Jahr über konstant und sehr schnell. Die Tatsache, dass er 36 Jahre alt ist lässt den Respekt für so einen großen Meister noch steigen. Nachdem ich das gesagt habe, verstehen wir die Anklage im Zusammenhang mit dem Rennen in Phillip Island und seinem Manöver in Sepang nicht. Wir hoffen, das Valentino es überdenken wird und seinen Fehler versteht."

Was ist Ihr Ziel für Valencia?
"Unser Ziel ist es, wie immer, zu gewinnen. Unsere Hoffnung ist, dass Marc und Dani um den Sieg kämpfen werden. Wenn sie das Rennen auf dem ersten oder zweiten Platz beenden können - die Reihenfolge interessiert uns dabei nicht - dann sind wir sehr glücklich. Erst einmal, weil wir diese Saison mit dem vierten Sieg in Folge beenden wollen und zweitens würden ihre Resultate, wenn sie beide vor Jorge und Valentino landen, keinen Einfluss auf den Kampf um den Titel haben. Dann wird endlich jeder verstehen, dass die Honda-Fahrer um den Sieg und um den Wettbewerb fahren, und um nichts anderes."