Jorge Lorenzo und Valentino Rossi sind beide unbestritten großartige Rennfahrer. Was die beiden Yamaha-Piloten jedoch unterscheidet, ist die Fähigkeit, mit nicht optimalen Bedingungen umzugehen. Darin ist Rossi seinem Teamkollegen meilenweit voraus, doch unter perfekten Bedingungen fährt Lorenzo wie ein Uhrwerk und ist kaum zu schlagen. Beim ersten Trainingstag des Aragon-GP demonstrierte Lorenzo diese Fähigkeit erneut.

Bereits am Vormittag brannte Lorenzo eine Bestzeit nach der anderen in den Asphalt und wusste auf jeden Konter seiner Konkurrenten eine Antwort. Nicht einmal Marc Marquez, der mit seiner Qualifying-Zeit aus dem letzten Jahr hier den Rundenrekord hält, konnte dieser Dominanz etwas entgegensetzen. Lorenzo erklärt sich diese Überlegenheit so: "Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Gefühl heute und dem Gefühl, das wir sonst hier hatten", so der Mallorquiner. "Diese Entwicklung konnten wir dank der Ingenieure machen, die die Funktionsweise des Bikes verbessert haben. Deshalb können wir auch auf einer schwierigen Strecke wie Aragon mithalten."

Kann Jorge Lorenzo dem von ihm designten Siegerpokal am Sonntag mit nach Hause nehmen?, Foto: Yamaha Motor Racing
Kann Jorge Lorenzo dem von ihm designten Siegerpokal am Sonntag mit nach Hause nehmen?, Foto: Yamaha Motor Racing

Noch immer regenscheu

Es gibt jedoch einen weiteren Grund, warum zumindest Rossi glaubt, dass sich Lorenzos Leistungen gesteigert haben. Der 28-Jährige habe laut seinem Teamkollegen ein neues Maß an Motivation und Konzentration aufgebaut. Der besagte WM-Zweite stimmt dieser Aussage zu. "Stimmt. Ich bin überzeugt davon, dass ich in Silverstone und Misano eines der besten Rennen meines Lebens gefahren bin. Trotzdem waren meine Ergebnisse nicht gut", stellt der Yamaha-Pilot fest. "Von den Ergebnissen her waren es die beiden schlechtesten Rennen in dieser Saison für mich."

Eine merkwürdige Bilanz, die Lorenzo jedoch nicht ins Grübeln bringt. "Das ist Rennsport, sowas passiert eben", resümiert der Weltmeister der Jahre 2010 und 2012. "Mal hat man das Gefühl, man würde gut fahren, aber die Ergebnisse sagen etwas ganz anderes. Gründe kann es Tausende dafür geben." Einen führt Lorenzo gleich an. "Wir hoffen jetzt, dass die Wettervorhersage Recht behält und es trocken bleibt."

Jorge Lorenzo ist bekannt für seinen flüssigen Fahrstil, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo ist bekannt für seinen flüssigen Fahrstil, Foto: Yamaha

Was es ist

Woher die von Rossi angesprochene erneuerte Stärke kommt, weiß Lorenzo. "Ich habe jetzt einige Dinge verstanden, die mir vorher nicht klar waren. Mir ist jetzt klar, wie ich schneller werden kann", stellt der 28-Jährige fest, will sich jedoch nicht in die Karten schauen lassen. "Was es ist, werde ich aber nicht sagen." Schade!

Was seine Dominanz in den Trainings-Sessions am Freitag angeht, hält sich Lorenzo jedoch gar nicht bedeckt. "Ich finde, der Vorsprung ist gar allzu groß. Ich bin in Aragon noch nie besonders gut gewesen, deshalb ist es schön, dass ich eine gute Runde gefahren bin", erklärt der fünffache Champion. "Im FP2 haben wir einiges am Setting verändert. Das ist in meinen Augen nicht wirklich gut gelaufen. Wenn wir in manchen Punkten auf das Setup vom Vormittag zurückgehen, können wir eventuell noch besser werden. Wahrscheinlich nicht für eine Runde, aber unsere Renn-Pace kann dadurch gesteigert werden."