Jorge Lorenzo kommt mit einem ordentlichen Punktepolster nach Aragon. Doch während das Rennen in Misano vielfach schon als Vorentscheidung der Weltmeisterschaft angesehen wurde, will der Weltmeister von 2010 trotz seines 38-Punkte-Vorsprungs davon nichts wissen:

"Es gibt noch fünf weitere Rennen bis zum Ende und es sind noch 125 Punkte zu holen - ja, die Situation ist bedeutend besser als vor Misano. Aber der Druck ist dennoch groß und wir müssen konzentriert in jedes Training und jede Session gehen. Für mich ist es nicht sehr angenehm; ich mag es nicht über Punkte und Mathematik nachzudenken. Ich mag es schnell zu sein", so der Yamaha-Pilot, der mit seinem Team vor dem Lauf in Misano einen Privattest in Aragon absolviert hat und auf diesem Weg wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen machen konnte. "Der Kurs ist recht neu, deshalb haben wir nicht soviele Informationen wie auf anderen Strecken. [Der Test] war eine große Hilfe uns, um das richtige Setting für das Bike zu bekommen", so der 26-Jährige.

An Punkte und den Abstand in der Weltmeisterschaft will auch Lorenzos Landsmann und ärgster Konkurrent Dani Pedrosa nicht zuviele Gedanken verschwenden: "Die Vergangenheit ist die Vergangenheit", sagt der Honda-Pilot mit Blick auf das Rennen in Misano, welches für ihn schon nach den ersten Metern beendet war. "Wenn man in der Vergangenheit hängt, kann man sich nicht nach vorn bewegen. Ich versuche mich auf jede Session, jede Runde zu konzentrieren. Wir hoffen, dass das Bike gut arbeitet. Ich mag es meine Fahrten zu genießen, aber die Meisterschaft ist offensichtlich. Es ist kein wirklich gutes Gefühl, wenn man nur an die Punkte denkt", so der WM-Zweite.

Cal Crutchlow wurde zuletzt im Misano etwas unsanft auf den Boden zurück gezogen, denn der Brite musste im Rennen einen Sturz hinnehmen. Dennoch befindet sich der Tech 3-Fahrer weiter im Kampf um den heiß begehrten fünften Rang der Gesamtwertung. Um seine Chancen zu wahren, will der Brite in Aragon auf jeden Fall vorn angreifen.

"Ich glaube das ist ganz gut so, denn dadurch bleiben wir hellwach und lehnen uns nicht zurück. Die kommenden vier Rennen, Aragon eingeschlossen, werden sicher vorentscheidend sein. Wenn du hier ein gutes Rennen hast, dann gehst du mit einem entsprechenden Selbstbewusstsein in die nächsten Rennen." Anders also, als von Misano nach Aragon denn: "Ich habe einen echt dämlichen Fehler gemacht. Mein Rennstart war supergut, ich kam aus der Gruppe am besten weg und dann der Sturz in der ersten Kurve. Bis dahin hatten wir ein gutes Wochenende und wir müssen einfach die positiven Aspekte hier anwenden."

Aragon gehört nicht zu den erfolgreichsten Strecken von Cal Crutchlow, Foto: Yamaha Tech 3
Aragon gehört nicht zu den erfolgreichsten Strecken von Cal Crutchlow, Foto: Yamaha Tech 3

Allerdingt räumt der Brite auch ein, dass Aragon nicht zu seinen besten Strecken gehört. Woran das liegt, weiß Crutchlow nicht so genau, nur dass es bislang auf dem spanischen Kurs für ihn nicht lief: "Ein extra Test hier hätte uns sicher nicht geschadet, aber das ging nun einmal nicht, also müssen wir jetzt mit den Gegebenheiten arbeiten. Im letzten Jahr ging nichts, aber das ist Vergangenheit und jetzt zählt das Aktuelle."

Neben Crutchlow saß einer der Konkurrenten um Platz fünf der Gesamtwertung und der viel gefeierte Zweitplazierte von Misano, Valentino Rossi. Der Italiener ist dabei genau so gespannt wie sein Team und seine Fans, wenn es darum geht zu erfahren, wie groß die Fortschritte der Ducati denn nun wirklich sind, nachdem man in Misano einen kleinen Testvorteil gegenüber der Konkurrenz hatte.

"Aragon soll uns Aufschluss darüber bringen wie gut es mit der Ducati vorangegangen ist, es wird auf jeden Fall spannend", sagte der 33-Jährige. "Misano war ein tolles Wochenende, ein klasse Resultat, jetzt kommt unsere nächste Prüfung, der Wegweiser, wie es vielleicht in den kommenden vier Rennen laufen wird."

Rossi mag die Strecke im MotorLand, allerdings ist sie mit der Ducati nicht einfach zu befahren, vor allem wenn es schnellstmöglich gehen soll. "Ich hatte hier nicht die besten Ergebnisse, auf dieser Strecke schnell zu sein fällt mir schwer. Ich muss meine Linie und mein Stil für den Kurs verbessern, um gut dabei sein zu könnnen."

Die Wettervorhersage für das Wochenende ist allerdings weniger heiter, sondern mehr auf der Misano-Seite. Rossi hofft, dass sich das noch ändert, immerhin sei erst Donnerstag. "Wenn das Wetter schlecht wird können wir nur hoffen, dass es entweder ganz nass oder ganz trocken ist, solche Mischverhältnisse wie in Misano helfen uns nicht." Im Bezug auf die Verhältnisse wurde auch noch einmal der Gedanke aufgegriffen, dass es ab 2013 eine Regel geben könnte, die besagt dass alle Fahrer ein paar Runden in den Trainings fahren müssen, egal welche Bedingungen herrschen. Rossi lehnte diese Idee zwar nicht ab, brachte aber zwei Gegenargumente.

"Die Bedingungen in Misano waren sehr speziell und wir konnten weder mit Trockenreifen noch mit den Regenreifen fahren. Wir hätten Intermediates gebraucht, aber die gibt es nicht. Das Fahren an sich, bei diesen Bedingungen hätte uns allerdings auch nichts gebracht, es wäre nicht hilfreich gewesen."

Für Gresini-Fahrer Alvaro Bautista markiert Aragon das nächste Heimrennen und nach einem starken Auftritt in Misano, mit dem ersten MotoGP-Podest, soll es natürlich auch in Spanien gut laufen. "In Misano waren die Bedingungen schon besonders, vor allem während der Trainings. Wir hatten dort eigentlich einiges zum Testen - und hier macht sich das nicht so gut. Wir werden aber versuchen das Niveau von Misano hier wieder zu erreichen. Natürlich wollen wir wieder um das Podest mitkämpfen."

Aragon selbst ist keine leichte Strecke für die Fahrer, vor allem wegen der Höhenunterschiede und der blinden Kurveneinfahrt. "Eine perfekte Runde hinzubekommen ist nicht leicht, eigentlich passieren dir hier immer kleinere Fehler. Allerdings hatte ich hier immer gute Rennen und jetzt habe ich eine andere Maschine und ein anderes Fahrwerk, weshalb wir einfach nur versuchen werden, für den Sonntag das beste Setting zu finden." In Sachen 2013 konnte der Gresini-Fahrer indessen noch keine Aussage treffen.