Den exakt 4,423 Kilometer langen Kurs auf dem Circuito de Jerez kennen die meisten Teams der Motorrad-Weltmeisterschaft nach den ausgiebigen Vorsaison-Tests wohl wie ihre Westentasche. Die 1985 gebaute, anspruchsvolle Strecke nordöstlich der knapp 200. 000 Einwohner zählenden Stadt Jerez besticht im Gegensatz zu den anderen Rennstrecken auf der Iberischen Halbinsel durch ihre einzigartige Streckenführung und nicht zuletzt auch durch die Wettersicherheit. 14 Kurven – davon neun Rechts- und fünf Linkskurven – verlangen von den Piloten beim ersten Rennen auf europäischem Boden 27 Runden lang viel ab.

"Es fühlt sich immer wie ein zweiter Saisonstart an, denn es ist alles etwas anders als in Katar. Wir sind wieder in Europa, haben unsere Trucks dabei und viele Zuschauer. Es ist eine besondere Strecke, sehr anstrengend, mit wenigen Geraden. Du musst also die Kurven gut treffen und hart bremsen. Für eine gute Rundenzeit ist es wichtig, in den letzten beiden Rechtskurven schnell zu sein", sagt Ducati-Pilot Nicky Hayden, der die Strecke wie sein Teamkollege Valentino Rossi ins Herz geschlossen hat.

Kein Wunder, denn der Kurs war für den Italiener bisher ein gutes Pflaster – acht Mal stand der Italiener bei WM-Läufen auf dem ersten Platz, davon allein sechs Mal in der Königsklasse. In den vergangenen beiden Jahren sicherte sich Jorge Lorenzo den Spitzenplatz. "Wir waren bei den Testfahrten hier sehr stark. Auch in den Rennen habe ich immer gute Resultate erzielt", sagte Lorenzo.

Schon Ende März blickte der amtierende Champion Casey Stoner kritisch auf den Grand Prix in Jerez. "Diese Strecke ist zu klein, besonders für diese großen Bikes. Man braucht den sechsten Gang nicht. Es ist frustrierend zu fahren, denn man geht nur teilweise ans Gas, dann wieder weg und dann von einer Kurve in die andere. Es gibt keinen Ort, an dem du die Kraft dieses Motorrads wirklich gut nutzen kannst. Du versuchst nur dauernd, die Wheelies zu stoppen", erklärte Stoner während der Vorsaison-Tests.

Auch Cal Crutchlow sieht den schnellen Kurvenwechsel als schwierig an. "Es ist, um ehrlich zu sein, ein bisschen anstrengend, aus diesen Kurven in niedrigen Gängen herauszukommen", sagt Crutchlow. Spaß haben dürften die Piloten jedoch auf der mit 600 Metern längsten Geraden, auf der die ganze Kraft der Bikes genutzt werden kann. Unterschiede zwischen den niedrigen Klassen und dem GP-Bike stellte auch Stefan Bradl fest: "Es scheint, als wäre die Strecke kleiner, denn der Fahrstil ist anders."