James Toseland, der schnelle Rennfahrer, zweifache Weltmeister und begnadete Klavier-Spieler tritt zurück, Foto: BMW
James Toseland, der schnelle Rennfahrer, zweifache Weltmeister und begnadete Klavier-Spieler tritt zurück, Foto: BMW

Als ich James Toseland zum ersten Mal fahren sah, war er auf der orangenen GSE-Racing-Ducati 996 unterwegs, damals am Lausitzring. Es war das Jahr 2001, er fuhr seine erste Saison bei den World Superbikes und man ahnte noch nicht, dass dieser junge Brite eine große Karriere vor sich haben würde. Ein Jahr später sollte er in Assen sein erstes Podest einfahren, noch zwei Jahre später war er zum ersten Mal Weltmeister. Doch um Leistungen soll es hier nicht gehen, vielmehr um den Menschen James Toseland.

Toseland ist einer der nettesten Piloten, die je auf den Rennstrecken dieser Welt im Kreis gefahren sind. Er hat sich für Fans immer Zeit genommen, bereitwillig Autogramme geschrieben, für Fotos posiert und nett gelächelt. Toseland vergriff sich nie im Ton. War immer sachlich und zuvorkommend, ja, gar ruhig in seiner Art. Aber er konnte auch über sich hinaus wachsen.

Fahrerpräsentation Sachsenring 2008 - JT rockt den Ring

Einer meiner schönsten Momente im Rennsport hat zwar mit JT zu tun, aber nicht viel mit Racing an sich. Im Jahr 2008 fuhr der Sheffielder MotoGP und am Sachsenring erklärte er sich bereit, bei der großen Fahrerpräsentation am Abend in der Kart-Halle Klavier zu spielen. Damals war er auch schon mit seiner Band Crash unterwegs, aber von den Mitgliedern der Kombo war natürlich keiner mit in Deutschland.

2008 gab James Toseland nicht nur auf der Strecke einen guten Ton ab, Foto: Yamaha
2008 gab James Toseland nicht nur auf der Strecke einen guten Ton ab, Foto: Yamaha

Toseland hatte damals nur eine Bedingung: Das Piano musste von Yamaha sein. Es war damals eine wahre Tortur zum Samstagvormittag in Chemnitz noch ein Klavier von dieser Marke zu besorgen, es kam zu Missverständnissen und Falschfahrten, doch es wurde in Rekordzeit herbeigeschafft. Fragt nicht wie! Der eine Musikladen in Chemnitz hatte keine Yamaha-Pianos, der nächste hatte zwar welche, aber keinen Verleihservice. Als die Veranstalter der Fahrerpräsentation bereits meinten: "Dann kommt James eben nur zum Interview auf die Bühne", fanden wir doch noch einen Laden: Yamaha-Klavier? Ja! Verleih? Ja! Super. Ab damit zur Karthalle am Ring.

Nur kurz musste Toseland, als er am Abend auf die Bühne kam, den Mikrofonständer einrichten, den Schemel auf die richtige Position bringen und dann ging es los. Die Karthalle am Sachsenring drohte vor Begeisterung zu bersten, es gab wohl keinen, dem es nicht kalt den Rücken runterlief. Aber JT am Klavier, das war noch nicht alles. Manuel Mickan, seines Zeichens ehemaliger IDM 125-Pilot und mit Wildcards auf dem Sachsenring in der Weltmeisterschaft unterwegs gewesen, schraubte damals schon im GP.

Wir alle wussten, dass Mickan Schlagzeug spielt. Aber keiner wusste, wie gut er wirklich war. Ohne, dass James und Manuel sich vor dem Auftritt auch nur mit einem Wort abgesprochen hatten, ohne dass sie sich überhaupt kannten, gingen die beiden auf die Bühne und rockten die Halle. Keine schiefen Töne, kein falscher Takt, alles im Lack, alles flutschte und alles lief. Ein Konzert vom aller feinsten. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, doch der Gedanke daran lässt noch immer eine Gänsehaut entstehen. Zumindest bei mir.

Daher: Vielen Dank James!

Das Konzert vom Sachsenring in einer Fan-Aufnahme: