Am Dienstag ist es soweit und Valentino Rossi wird den ersten seiner zwei Premieren-Testtage mit Ducati in Valencia beginnen. Ducati-Sportchef Filippo Preziosi stellte sich schon am Montag der Presse, um ein wenig darüber zu plaudern, was so geplant ist. Ein großes Element ist die Wahl der Motoren, da Rossi und auch Nicky Hayden sowohl Screamer als auch Big Bang zur Verfügung haben werden. Der Unterschied ist, dass die Zündreihenfolge beim Screamer zwischen jedem Zylinder gleich ist, beim Big Bang ist sie uneinheitlich. Das bringt unterschiedliche Leistungskurven und daher ein unterschiedliches Fahrgefühl.

Die Motorenwahl

"Der Hauptgrund für den Test ist, dass wir wählen werden, welchen Motor wir verwenden. Die Entscheidung liegt bei den Fahrern - Hayden und Rossi. Es wird drei Motoren geben: einen GP10 Big Bang und zwei GP11-Motoren, einer davon ein weiterentwickelter Big Bang und der andere ein Screamer. Wir werden mit dem GP11 Big Bang beginnen, bevor wir zum anderen gehen", erklärte Preziosi. Das wird nach seiner Ansicht bedeuten, dass nicht zu sehr an die Rundenzeiten gedacht werden kann, wobei er glaubte, dass Rossi dem nicht zustimmen wird. "Ich werde Wege finden müssen, um ihn zu überzeugen", sagte er.

Preziosi selbst bevorzugt keinen der Motoren im Speziellen. Nach seiner Meinung ist nur der Sound ein anderer, der Rest sei relativ ähnlich, was die Leistung betreffe. Die Fahrer empfinden das anscheinend anders, so hatte Hayden vor kurzem gemeint, der Screamer liefere mehr Kraft, sei aber auch schwerer zu kontrollieren. Preziosi meinte nur: "Der Beste ist der, der Siege bringt, noch besser, wenn er dem Fahrer liegt. Ehrlich gesagt, die objektiven Blickpunkte geben uns nicht einmal 50 Prozent der Antwort. Die übrigen 50 Prozent oder mehr sind das Gefühl des Piloten. Deswegen glaube ich, die Fahrer sollen entscheiden, auch wenn wir Massen an Daten und Informationen vom Testfahrer haben."

Stoner war ehrlich

Preziosi musste trotz aller Vorschau aber auch zugeben, dass er traurig war, als er am Sonntag merkte, dass die Zeit mit Casey Stoner zu Ende war. Was der Australier mit Ducati erreicht hatte, konnte der Italiener kaum glauben. "Er ist ein schneller Fahrer, er ist ein ehrlicher Mann. Er kann eine Maschine in wenigen Runden ans Limit bringen, ein großer Vorteil für einen Techniker. Das hat seine positiven Seiten. Aber es hat auch Nachteile, da ich ihn manchmal beinahe getötet hätte", erklärte er. Gleichzeitig wusste er, dass es auch seine Gefahren hat, Rossi im Team zu haben. Denn die Gegner würden einen dadurch nur noch genauer beobachten. Er wusste aber auch, warum viele Leute die Hand für Rossi ins Feuer legen würden.

"Techniker, die ihn kennen, sagen alle, dass sein Debriefing wie eine Lehrstunde ist - aber lustiger, würde ich annehmen. Er ist der größte Fahrer aller Zeiten", sagte Preziosi und wartete mit großer Spannung darauf, was passieren wird. Zusammen mit Rossi ist auch Jeremy Burgess zu Ducati gekommen. Am Montagvormittag hatte sich der Australier schon bei Preziosi eingefunden und der Italiener meinte, ein großer Fan zu sein. "Der erste Fahrer, den ich bewundert habe, war Freddie Spencer. Er hatte Jeremy Burgess als Chefmechaniker. Ich war beinahe ehrfürchtig. Ich habe oft mit ihm gesprochen und ihn als netten Menschen kennengelernt, überhaupt nicht arrogant und sehr vernünftig."

Wie eine Atombombe

Gemeinsam mit Burgess und seiner Crew hatte Preziosi am Montag auch schon einen Motor auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt, wobei dem Ducati-Sportchef dabei etwas auffiel. "In ihren Augen sah ich Besorgnis, denn der Ducati-Motor ist wie eine Atombombe: das größte Teil ist nicht größer als ein Glas", meinte er. Nicht viel ändern dürfte sich derweil an der Arbeitsweise bei Ducati. Stoner habe drei Leute gehabt, Rossi habe ebenfalls so viele, die direkt bei ihm wären. "Es wird sich nur der Haupt-Ansprechpartner ändern, der wird Burgess sein."