Lorenzo ist der neue MotoGP-Weltmeister. Und das muss man erstmal schaffen., Foto: Milagro
Lorenzo ist der neue MotoGP-Weltmeister. Und das muss man erstmal schaffen., Foto: Milagro

Jorge Lorenzo hat den Titel nur gewonnen, weil Valentino Rossi verletzt war. Und weil Dani Pedrosa sich verletzte und auch fehlte. Warum muss man solche Diskussionen eigentlich führen? Fakt ist Lorenzo ist der MotoGP-Weltmeister 2010 - und das kam nicht von ungefähr.

Beginnen wir mit dem "Fall" Pedrosa fehlte. Als der sich verletzte, war es eh nur noch eine Frage der Zeit, wann sich Lorenzo den Titel sichern würde, denn schließlich hatte er da schon 56 Punkte Vorsprung.

Der Fall Rossi ist natürlich ein delikater. Natürlich ist es für einen Motorradrennfahrer derzeit immer eine Aufwertung, wenn er im direkten Kampf gegen den neunfachen Champion gewinnt. Aber im direkten Kampf hat es Lorenzo ja zu Beginn der Saison schon: Rossi siegte in Katar, die nächsten beiden Rennen gingen an Lorenzo.

Nun macht es in meinen Augen aber wenig Sinn darüber zu diskutieren, was anders gelaufen wäre. Hätte, wenn und aber, das gibt es nun einmal nicht. Daher sprechen die nüchternen Fakten ganz klar für den Spanier: Die ersten zehn Rennen der Saison beendete er als Sieger oder Zweiter. Punkt und Fakt. Es folgten fünf Rennen, in welchen er nur ein Mal Zweiter werden konnte, aber zwei Mal Dritter und zwei Mal Vierter. Punkt. Aus. Weltmeister. Und das absolut verdient.

In der MotoGP fahren 2010 ganze 13 Weltmeister., Foto: Gauloises Racing
In der MotoGP fahren 2010 ganze 13 Weltmeister., Foto: Gauloises Racing

Die weiteren Fakten zum Titel 2010: Pedrosa war drei Mal Weltmeister, Rossi neun Mal, Casey Stoner ein Mal, Andrea Dovizioso ein Mal, Ben Spies ein Mal, Nicky Hayden ein Mal, Randy de Puniet ein Mal Dritter, Marco Simoncelli ein Mal, Marco Melandri ein Mal, Colin Edwards zwei Mal, Hector Barbera zwei Mal Vize, Alvaro Bautista ein Mal, Hiroshi Aoyama ein Mal, Loris Capirossi drei Mal und Mika Kallio war drei Mal Vize.

Im aktuellen MotoGP-Feld ist also nur einer, der in seiner Karriere im Grand Prix noch nicht viel erreicht hat, und das ist der Spanier Aleix Espargaro. Und selbst wenn man dritte Gesamtränge und Vizeweltmeisterschaften nicht anrechnen will, dann fuhren in 2010 immerhin noch zwölf Weltmeister. Und auch Lorenzo war zuvor schon Champion.

In der MotoGP tümmelt sich also die Elite der Motorradwelt und dort in 15 Rennen als schlechteste Resultate zwei vierte Plätze vorzuweisen zu haben, wer dann den Titel als nicht gerecht bezeichnet, hat irgendetwas nicht verstanden.

Klar, mit dem "Gejammer" von Lorenzo nach dem Kampf gegen Rossi in Japan hat sich der Spanier keine Freunde gemacht, irgendwie ja selbst ein Ei gelegt, wie man so schön sagt. Doch trotzdem schmälert dies seine Gesamtleistung in keinster Weise. Der Titel ist verdient.

Nach dem Zweikampf von Japan hätte Lorenzo besser den Mund gehalten., Foto: Milagro
Nach dem Zweikampf von Japan hätte Lorenzo besser den Mund gehalten., Foto: Milagro

Rossi hatte dieses Jahr Pech mit seinem Sturz. Da gibt es aber nichts überzubewerten und da gibt es kein Jammern und kein Klagen. Er war halt auch einmal dran. Ist ja Trend in den letzten Jahren: Mit Krücken und Rollstuhl auf's Podest - so gesehen bei Lorenzo, Rossi, Hayden, Laverty und anderen.

Sicher hätte die Saison anders laufen können, wenn Rossi fit gewesen wäre. Doch das hätte sie auch, wenn Pedrosa in Japan nicht gestürzt wäre. Das hätte sie auch, wenn Stoner in Katar (und vielen anderen Fällen auch) nicht auf der Nase gelegen und die Probleme mit der Ducati in den Griff bekommen hätte. Denn Stoner ist seit 2007 der beste Einzel-Pilot.

Im direkten Vergleich liegt Stoner in der 800er Ära nämlich noch vorn: Er hat 22 Rennen gewonnen. Rossi folgt mit 21 vor Lorenzo mit 12 - ohne der Saison 2007 - und Pedrosa mit deren 10. Also hat Lorenzo dieses Jahr ja den besten 800ccm-Piloten direkt auf der Strecke geschlagen. Oder doch nicht?

Um Weltmeister zu werden gehört dazu, immer dann alles richtig zu machen, wenn die Konkurrenz patzt. Und genau das hat ein viel reiferer Jorge Lorenzo in 2010 getan. Daher ist er in meinen Augen auch ein verdienter Champ.

2011 werden die Karten neu gemischt. Und ganz ehrlich? Derzeit zieht sich das Feld zusammen, wie wir bei den letzten Rennen gesehen haben. Darum wünsche ich mir mehr solcher Kämpfe wie zwischen Lorenzo und Rossi in Japan. Dann aber nicht nur zwischen den Beiden, sondern mit Stoner, Pedrosa, Dovizioso, Spies und Hayden. Einen Sechskampf bis zur Ziellinie. Und wer dann oben steht, ist mir eigentlich egal, Hauptsache die Rennen werden wieder spannend. Wer dann aber oben steht, wird es verdient haben, denn man muss auch der Konkurrenz einmal etwas gönnen können.