2022 wird die vierte und letzte MotoE-Saison sein, in der die Energica Eco Corsa das Einheitsmotorrad der Serie ist. Ab 2023 übernimmt diese Rolle Ducati. Das gab der italienische Hersteller am Donnerstag in Misano in einer eigens einberufenen Pressekonferenz mit CEO Claudio Domenicali und Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta bekannt.

Die Dorna verhandelte in den vergangenen zwei Jahren mit mehreren in der MotoGP engagierten Herstellers über die Rolle als Einheitslieferant für die MotoE. Die Wahl fiel nun auf Ducati. "Ihr Projekt hat uns in allen Bereichen überzeugt. Das bedeutet eine neue Ära für die MotoE", freut sich Ezpeleta. Ein Ducati-Motorrad für die Elektroserie gibt es noch nicht. Domenicali spricht aber von einem ehrgeizigen Projekt, mit dem man längere Renndistanzen und gleichzeitig geringeres Gewicht der Bikes erreichen will - zwei der größten Kritikpunkte der MotoE.

"Wir haben uns mit der Dorna erst vor kurzem auf diesen Vertrag geeinigt", verrät Ducati-Chef Domenicali. "Jetzt hängen wir uns richtig in das Projekt rein und werden das gesamte Jahr 2022 nutzen, um die Entwicklung voranzutreiben. Wir wollen 2023 ein Motorrad an die Strecke bringen, das im Hinblick auf Sicherheit und auch Performance höchsten Ansprüchen gerecht wird."

Um diese hochgesteckten Ziele zu erreichen, will man auch auf das Know-How im Mutterkonzern zurückgreifen. Ducati ist ja Teil der Volkswagen-Gruppe, wo man im Vierradbereich bereits voll auf Elektromobilität setzt. "Wir orientieren uns vor allem an den sportlichen Marken wie Porsche und Lamborghini, wo Batterien in kleinen Stückzahlen aber mit hoher Performance entwickelt werden. Da ist bereits viel Erfahrung vorhanden, die wir nützen können", so Domenicali.

Die Energica-Bikes stehen wegen hohem Gewicht und geringer Reichweite in der Kritik, Foto: LAT Images
Die Energica-Bikes stehen wegen hohem Gewicht und geringer Reichweite in der Kritik, Foto: LAT Images

Zu einer Brandrede für die E-Mobilität gerieten die Ausführungen des Ducati-Chefs aber nicht: "Die Zukunft der Motorradbranche ist momentan alles andere als klar. E-Fuels können eine große Rolle spielen, denn damit würden Verbrennungsmotoren bei richtiger Herstellung praktisch über Nacht CO2-neutral werden. Dieser Treibstoff könnte aber sehr teuer sein. Die MotoGP wollen wir ja auch in ihrer aktuellen, großartigen Art weiterführen. Wir halten uns aber alle Optionen offen und möchten in allen Bereichen konkurrenzfähig sein."

MotoE ansonsten wie gehabt

Abgesehen vom neuen Motorradlieferanten wird es in der MotoE ab 2023 keine großen Veränderungen geben. Das Prädikat der Weltmeisterschaft soll die Serie nicht erhalten und weiterhin als World Cup geführt werden. Auch die Teamzusammenstellung mit Kundenrennställen aus der MotoGP und Top-Teams aus den kleineren Klassen bleibt bestehen.