Dieser Titelgewinn verlief alles andere als glatt. Am Sonntag sicherte sich Leopard-Honda-Pilot Jaume Masia mit einem Sieg in Katar vorzeitig die Meisterschaft in der Moto3. Auf dem Weg zum Triumph hatte er jedoch zweimal mit viel zu späten Bremsmanövern seinen Titelrivalen Ayumu Sasaki von der Strecke abgedrängt. Masia erhielt dafür nur eine Verwarnung der Stewards, aber keine Strafe. Dazu wurde auch noch Teamkollege Adrian Fernandez auf den Japaner angesetzt. Sasaki erreichte nur Rang sechs und verlor so alle Titelchancen.

Schon kurz nach dem Titelgewinn ergoss sich ein Shitstorm auf den Social-Media-Kanälen des Leopard-Teams, das eigentlich den Triumph feiern wollte. "Es ist nicht ehrenhaft einen Titel mit solch dreckigen Aktionen zu gewinnen", hieß es in einer der milder formulierten Botschaften der Fans. Viele sprachen dem Spanier und Leopard ab, würdige Titelträger zu sein. Sasaski hingegen erfuhr viel Unterstützung.

Jaume Masia feiert seinen Titelgewinn in der Moto3 in Katar
Im Internet wurde Jaume Masias Titel nicht so gefeiert, wie auf dem Podium, Foto: LAT Images

MotoGP-Paddock stellt sich auf Seite Sasakis

Nun sind Shitstorms im Internet bekanntlich nichts Neues, doch die Brisanz hört an diesem Punkt nicht auf. Nicht nur die Fans, sondern auch große Teile des MotoGP-Paddocks positionierten sich öffentlich gegen Masia und für Sasaki. Der fünffache Weltmeister Mick Doohan kommentierte auf Sasakis Instagram-Kanal: "Ich bin schockiert. Keine Strafe für die Fahrstandards, die der siegreiche Fahrer und das Team gezeigt haben. Racing sollte hart, aber fair sein. Der Sieger hat heute nicht aufgrund seines Talents gewonnen, er wusste, dass er nicht dein [Sasakis] Talent hat. Sensationelle Fahrt Sasaki, du hast alles gegeben!"

Mit dem Motorrad-Star der 1990er hörte es aber nicht auf. Der am Sonntag zweiplatzierte David Alonso schrieb: "Sasaki, du bist wie ein echter Champion gefahren." Zahlreiche weitere Fahrer betonten ihre Unterstützung, darunter bspw. Deniz Öncü und Jake Dixon, aber auch Landsleute Masias wie Iker Lecuona und Ivan Ortola. Ex-Moto3-Sieger Efren Vazquez schrieb, dass es sich um keinen echten Wettbewerb gehandelt habe. Unter Masias Siegerpost hingegen suchte man abgesehen von MotoE-Pilot Eric Granado vergebens Glückwünsche aus dem Paddock. Stattdessen war zahlreich zu lesen, dass Sasaki der eigentliche Weltmeister sei.

Öttl bedient: Das ist der Stil von Leopard

Sasakis Teamchef Peter Öttl war nach dem Rennen am ServusTV-Mikrofon mehr als bedient: "Es war ein harter Kampf um die Weltmeisterschaft. Leopard hat in ihrem Stil gewonnen, wie sie es immer machen. Aus meiner Sicht nicht sonderlich fair, aber wir müssen das jetzt akzeptieren." Freunde werden der Bayer und Leopard-Boss Miodrag Kotur sicherlich keine mehr. Mit unfairem Verhalten der luxemburgischen Mannschaft habe der Intact-Teamchef sogar gerechnet: "Es ist nicht schön, eine Meisterschaft so zu entscheiden, aber wir haben erwartet, dass das so passieren kann und das Team hat das beste gegeben."

Von Sasaki selbst gab es keinen Kommentar zu seinem Konkurrenten. Er dankte für die Unterstützung, die er erfahren hat: "Zuallererst möchte ich mich bei jedem Einzelnen für die Liebe und Unterstützung bedanken. Ich habe bis zum Schluss meine 1000...% gegeben, aber das war nicht genug. Wir blicken nicht zurück, sondern nach vorne. Was ich ändern kann, ist meine Zukunft. Heute bin ich so stolz auf die tollen Menschen und die Unterstützung, die ich habe." Masia und Sasaki werden sich weiterhin auf der Strecke begegnen. Beide steigen 2024 in die Moto2 auf.