Am vergangenen Wochenende war Luca Grünwald noch beim Saisonfinale der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft am Lausitzring im Einsatz, wo er zum vierten Mal in seiner Rookie-Saison in der Supersport-Klasse auf das Podium fuhr. Bereits einen Tag später folgte nach der Verletzung von Kiefer Racing-Stammfahrer Florian Alt beim GP von Singapur die Anfrage für die beiden kommenden Rennen in Australien und Japan.

"Als Herr Stefan Kiefer vergangenen Montag anfragte, ob ich anstelle von Florian die beiden noch ausstehenden Übersee-Rennen auf Phillip Island und in Motegi fahren möchte, musste ich natürlich nicht lange überlegen. In der Moto3 starten zu können, noch dazu in einem deutschen Team und quasi mit deutschen Material, ist eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen konnte. Nach meinen Wechsel in die Supersport-Klasse hätte ich nie und nimmer damit gerechnet, noch einmal eine Chance in der Moto3 zu bekommen, aber ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob es auch tatsächlich zustande kommen könnte", berichtet Grünwald von seinem Gefühlsmix aus Vorfreude und Zweifeln.

Vor allem die hohen Reise- und Transportkosten stellten zunächst ein Hindernis dar, das aufgrund externer Hilfe jedoch schnell gelöst wurde. Grünwald, der eigentlich beim Superstock-Finale in Jerez an den Start gehen sollte, hatte zudem das Problem, dass sämtliches Equipment und Reisegepäck bereits für den Trip nach Spanien aufgegeben worden war. Zudem benötigte Grünwald umgehend Visa für Australien und Japan.

"Nachdem alles geklärt war, hatte ich bis zum Abflug nur ein paar Stunden, um für Australien und Japan Visa zu besorgen und meine Renn-Utensilien zu holen, die bereits im Transporter für die Abreise nach Jerez verstaut waren", berichtet Grünwald von der zusätzlichen organisatorischen und logistischen Belastung. "Alles in Allem war es Stress und Hektik pur, dafür habe ich den langen Flug jedoch umso mehr genossen, denn es ist ja meine erste Übersee-Reise."

Für das Rennwochenende sind die Vorstellungen des Deutschen Moto-3-Champions von 2012 eindeutig. Zwar ist die Moto3-Klasse der MotoGP nach Wildcard-Einsätzen im Vorjahr am Sachsenring und in Brünn für Grünwald kein Neuland mehr, jedoch startete er damals auf einer Honda, nun auf einer Kalex-KTM: "Abgesehen von einer Sitzprobe ist dieses Motorrad absolutes Neuland für mich. Ich mache mir daher keine großen Hoffnungen auf irgendwelche Resultate, sondern ich will einfach nur eine fehlerfreie Leistung abliefern und versuchen das Bestmögliche herauszuholen. Wenn mir das gelingt, dann denke ich, dass ich das in mich gesetzte Vertrauen rechtfertigen und für mich selber eine gute Visitenkarte abgeben kann."

Zumindest die Akklimatisierung und Eingewöhnung in Australien haben für den Achtzehnjährigen nach eigenen Aussagen schon einmal gut funktioniert. Nun brennt der Youngster förmlich auf seinen Einsatz: "Die Umstellung wegen der großen Zeitdifferenz sowie die Wetter- und Umfeld-bedingte Akklimatisierung sind mir soweit gut gelungen. Mein erster Eindruck von der Strecke hier auf Phillip Island und der Umgebung ist überwältigend. Auf diesem flüssigen Circuit ist der Fahrspaß bestimmt enorm. Nach den ersten Besichtigungsrunden kann ich das erste Training kaum mehr erwarten."