Pedro Acosta hat es geschafft: In Sepang krönt er sich mit einem zweiten Platz im Grand Prix von Malaysia vorzeitig zum neuen Moto2-Weltmeister 2023. Zwei Rennen vor Schluss ist ihm der Titelgewinn nicht mehr zu nehmen, keiner war in der 2010 eingeführten Kategorie jünger. Auf den Tag genau fast zwei Jahre nach seinem Triumph in der Moto3 darf sich der 19-jährige Spanier damit bereits zweifacher Weltmeister nennen - eine Errungenschaft, die vor ihm in vergleichbarem Alter nur MotoGP-Legende Dani Pedrosa gelang.
Und obwohl der 'Little Samurai' bei seinem ersten Titelgewinn in der mittleren Klasse im Jahr 2004 nochmal knapp 150 Tage jünger war, bewegt sich Acosta doch in seinen eigenen Sphären. Während Pedrosa nämlich vier Saisons in der Motorrad-WM benötigte, genügten dem heutigen Wunderkind drei Jahre: 2021 erster Rookie-Weltmeister seit Loris Capirossi 1990 und nun eben der Titelgewinn in seiner zweiten Moto2-Saison.
Der mittleren Klasse hatte Acosta in diesem Jahr schon früh seinen Stempel aufgedrückt. Das musste er aber auch, war er doch bei den Winter-Testfahrten klar schnellster Mann und als absoluter Titelfavorit in die Moto2-Saison 2023 gestartet. Aber das KTM-Nachwuchstalent lieferte sofort und gewann gleich den Saisonauftakt in Portimao in dominanter Art und Weise. Es sollte der erste von bislang sieben Saisonsiegen sein. Kein anderer Moto2-Pilot kann auch nur halb so viele Rennsiege vorweisen. Zum Vergleich: WM-Rivale Tony Arbolino kommt lediglich auf drei Triumphe, wovon er zwei in den ersten fünf Rennen des Jahres feierte.
Pedro Acosta: Aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt
Das führte dazu, dass sich Acosta im Jahr 2023 tatsächlich einige Zeit in der Rolle des Jägers vorfand. Schuld daran waren eine schwache Performance im argentinischen Starkregen und ein Crash in Le Mans beim Versuch, den ausgebrochenen Arbolino nochmal einzuholen. Speziell nach dem unnötigen Abflug in Frankreich kamen kurzzeitig Zweifel auf: Beginnt das Supertalent, ähnlich wie 2021 im Moto3-Titelkampf, wieder die Nerven zu verlieren? Kommt er mit dem Druck nicht klar? Die Antwort folgte prompt wie aussagekräftig: Sieg in Mugello, Sieg am Sachsenring. Genau die Art, wie ein künftiger Superstar reagieren muss! Während Acosta immer dominanter wurde, war es nun Arbolino, der im weiteren Saisonverlauf langsam am WM-Druck zerbrach.
Zwei Podestplätze später übernahm der KTM-Ajo-Pilot in Silverstone wieder die WM-Führung und gab sie seither nicht mehr ab. Im Gegenteil: Was zur Saisonhalbzeit noch nach einem packenden WM-Zweikampf aussah, entwickelte sich in den vergangenen Monaten zu einer der einseitigsten Saisons der vergangenen Jahre. Dabei konnte selbst die monatelange Unklarheit über seine Zukunft - MotoGP-Aufstieg mit KTM oder Verbleib in der Moto2 - Acosta nicht aus der Ruhe bringen. "Ich war nie auf all die Gerüchte und Geschichten fokussiert, dafür habe ich einen der besten Manager. Ich konzentriere mich auf meinen Job in der Moto2. Das habe ich in der Moto3 gelernt, dass ich meinen Fokus in den letzten Rennen der Saison nicht verlieren darf", meinte der 19-jährige bereits am Donnerstag vor dem Indonesien Grand Prix.
Während die MotoGP-Welt rätselte, ob Acosta denn nun im kommenden Jahr mit GasGas in der Königsklasse debütieren würde oder nicht, ließ das Supertalent seine Taten auf der Strecke sprechen: Sieben Siege, sieben weitere Podestplätze und drei Pole Positions. Da konnte KTM gar nicht mehr anders, als seinen Schützling 2024 in die MotoGP zu befördern, um ihn nicht an die Konkurrenz zu verlieren. Anfang Oktober wurde der Aufstieg in die Königsklasse offiziell kommuniziert, Acosta geht im kommenden Jahr für GasGas Factory Racing Tech3 an den Start, wo er sich wie schon 2022 eine Box mit Augusto Fernandez teilen wird.
Pedro Acosta in der MotoGP: Der nächste Marc Marquez?
Bereits jetzt steht fest: Die MotoGP darf sich in der nächsten Saison auf ein rießiges Talent freuen. Die Parallelen zum letzten Ausnahme-Rookie Marc Marquez sind dabei unverkennbar. Auch der Noch-Honda-Pilot wurde in seiner zweiten Saison souverän Moto2-Weltmeister, feierte dabei in 17 Rennen aber sogar neun Siege und sieben Pole Positions. Allerdings verfügte Marquez zu diesem Zeitpunkt auch schon über zwei Jahre mehr an Erfahrung in der Motorrad-WM. Was der achtfache Weltmeister in der MotoGP dann folgen ließ, ist hinlänglich bekannt.
Ob Acosta ähnlich einschlagen wird? Die Zukunft wird es zeigen. Für den Moment sollten die Erwartungen aber nicht zu hoch sein, wird der Spanier bei seinem MotoGP-Debüt am 09. März 2024 im Sprint von Katar doch immer noch erst 19 Jahre alt sein. Da muss eine gewisse Lehrphase erlaubt sein! Schließlich brauchte Acosta auch in seinem Moto2-Rookiejahr 2022 einige Rennen, um vollends in der mittleren Kategorie anzukommen. Und dann darf auch nicht vergessen werden, dass die KTM RC16 historisch gesehen alles andere als ein leichtes Einstiegsbike ist. Egal ob Miguel Oliveira, Brad Binder, Iker Lecuona, Remy Gardner, Raul oder Augusto Fernandez - sie alle taten sich in ihrem ersten MotoGP-Jahr zumindest phasenweise schwer. Das muss auch Acosta zugestanden werden. Und doch gilt für das KTM-Supertalent nur eines: 'The sky is the limit!'
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