Tom Lüthi bewies auch beim Auftakt zum Moto2-Finale in Valencia seine derzeitige Ausnahmeform und sicherte sich die zweitbeste Zeit der ersten beiden Freien Trainings am Freitag. Dabei setzte er im Duell der Schweizer um WM-Rang vier gegen Dominique Aegerter eine erste Duftmarke. Der Motorsport-Magazin.com-Kolumnist belegte den sechsten Tagesrang. Als bester Deutscher beendete Sandro Cortese den Tag als Neunter und somit deutlich vor seinen Landsmännern Jonas Folger (15.) und Marcell Schrötter (19.). Die deutschsprachigen Piloten komplettierte das Schweizer Duo Randy Krummenacher und Robin Muhlhauser auf den Rängen 28 und 34.

Aegerter gönnt Lüthi Podium - unter einer Bedingung

Mit seiner persönlichen Bestzeit von 1:35.364 verpasste Lüthi Johann Zarco um Platz eins um genau 0,1 Sekunden. Nach zwei Podestplätzen in den vergangenen drei Rennen plant der Schweizer ein weiteres Feuerwerk zum Abschluss - und will so seine sieben WM-Punkte Vorsprung auf Aegerter ins Ziel retten: "Es ist gut gelaufen von Anfang an. Wir haben uns eine Abstimmungsbasis ausgedacht, die uns von der Geometrie her riskant erschien, auf der Strecke dann aber gut funktionierte. Ich habe mich sofort wohl gefühlt auf dem Motorrad, und das konnte ich in beiden Trainings heute umsetzen. Mein Ziel ist es ganz klar, hier noch einmal vorne mitzukämpfen und aufs Podium zu kommen."

Tom Lüthi will das Jahr unbedingt auf dem Podium beenden, Foto: Interwetten Paddock
Tom Lüthi will das Jahr unbedingt auf dem Podium beenden, Foto: Interwetten Paddock

Nachdem Aegerter jüngst in Sepang drei Zähler auf Lüthi gutmachte, will er in Valencia die restliche Lücke schließen. Der Auftakt ins Wochenende verlief zwar passabel, jedoch noch nicht gut genug. Dementsprechend zeigte sich der Schweizer mäßig zufrieden: "Der Rang ist okay, aber der Rückstand auf die Pole-Position ist es weniger - sieben Zehntelsekunden sind zu viel. Wir haben morgen noch einen Tag Training zur Verfügung, um das Motorrad weiter zu verbessern und müssen zwingend einen großen Schritt machen. Unsere aktuellen Probleme liegen bei einigen kleinen Details, die in der Summe aber bemerkbar sind. Ich hätte nicht einmal was dagegen, wenn zwei Schweizer aufs Podest fahren. Allerdings nur, wenn ich gewinne und Lüthi Dritter wird."

Cortese richtet Blick nach vorne, Folger unzufrieden

Kalex-Pilot Cortese und seine Dynavolt Intact GP-Crew fanden direkt den richtigen Einstieg mit ihrer Setup-Arbeit für den 4-Kilometer-Kurs in Spanien. Daher ist die Zuversicht groß, dass Sandro den neunten Gesamtplatz am Samstag verbessern und dichter zur Spitze aufholen kann. Momentan sind es etwas mehr als zwei Zehntel, die der derzeit WM-Achte zu Mika Kallio auf Platz vier verliert. Mit dem Finnen lieferte er sich während der Nachmittagssitzung ein spannendes Duell. Zum Führenden Johann Zarco fehlen noch 0,8 Sekunden. "Es war ein guter Start ins Wochenende. Wir haben heute an unserem Grund-Setup gearbeitet und ein paar Sachen ausprobiert. Wir haben definitiv noch ein paar Ideen, wo wir uns steigern können. Für morgen ist noch einiges drin", zeigt er sich optimistisch."

Sandro Cortese gibt sich vor dem Saisonfinale gewohnt angriffslustig, Foto: Intact GP
Sandro Cortese gibt sich vor dem Saisonfinale gewohnt angriffslustig, Foto: Intact GP

Jonas Folger war nach einem nicht zu 100 Prozent gelungenem Auftakt in Valencia mit der Strategie unzufrieden. Die erste freie Session verlief zwar ganz nach dem Geschmack des Deutschen, jedoch gelang es ihm am Nachmittag aufgrund zu vieler Stopps nicht, in einen Rhythmus zu kommen. Auf die Spitze fehlten ihm so bereits über 1,1 Sekunden. "Die erste Session am Vormittag ist im Großen und Ganzen recht erfreulich verlaufen. Aufgrund eines Problems mit dem Reifen musste ich in FP2 meinen ersten Run jedoch abbrechen und in weiterer Folge machten wir zu viele Stopps. Es war daher unmöglich einen Rhythmus aufzubauen. Die geänderten Bedingungen mit mehr Wind am Nachmittag taten jedoch absolut nichts zur Sache. Ich muss nur mehr Runden am Stück fahren. Das wird für morgen der Schlüssel für eine wesentliche Verbesserung sein."

Schrötter kommt nicht in Schwung

Corteses Landsmann Schrötter hatte am ersten Trainingstag beim Saisonfinale Mühe in Schwung zu kommen. Trotz guter äußerer Voraussetzungen gelang es dem 21-jährigen Tech-3-Pilot nicht, nahtlos an seine tolle Performance der Übersee-Rennen anzuknüpfen. Seine persönliche Bestzeit von 1:36.509 lag bereits knapp 1,3 Sekunden hinter der Spitze. Für den Rest des Wochenendes will er jedoch noch einmal angreifen: "Das war leider kein erfolgreicher Start in das Wochenende. Ich hatte von Beginn an Mühe ein Gefühl für die Piste und die Bedingungen aufzubauen. Mitunter deshalb hatte es lange gedauert, bis ich überhaupt auf einigermassen ansprechende Rundenzeiten gekommen bin. Am Nachmittag ging es zwar um eine Spur besser, aber schneller wurde ich trotzdem nicht. Wir hatten einiges durchprobiert und dabei noch nicht den richtigen Weg gefunden. Es wird aber hart weitergearbeitet und ich bin auch zuversichtlich, dass morgen die Steigerung erfolgt."

Marcel Schrötter fuhr zum Valencia-Auftakt seiner Form hinterher, Foto: Tech 3
Marcel Schrötter fuhr zum Valencia-Auftakt seiner Form hinterher, Foto: Tech 3

Krummenacher war mit dem ersten Trainingstag in Valencia nicht restlos zufrieden. Das Gefühl für die selektive Piste und die Bedingungen war zwar von Beginn an gut, jedoch erfolgten die Rundenzeiten nicht nach dem Geschmack des ehrgeizigen Zürcher Oberländers. Die persönliche Bestzeit von 1:37.226 bedeutete bereits einen Rückstand von zwei Sekunden auf Zarco. "Es war kein einfacher Start in das Wochenende und mit der Platzierung bin ich natürlich überhaupt nicht einverstanden. Nichtsdestotrotz fühle ich mich soweit schon recht wohl und von dem her erwarte ich für morgen einen wesentlichen Schritt. Am Nachmittag ist nur eine minimale Verbesserung der Rundenzeit gelungen. Ich werde aber alles geben und nichts unversucht lassen, um diese Saison an diesem Wochenende schön abzurunden."

Muhlhauser ohne Geschenk am Geburtstag

An seinem 27. Geburtstag machte sich Robin Muhlhauser mit dem 34. Und vorletzten Rang kein erfreuliches Geschenk. 2,5 Sekunden lag er bei seiner persönlichen Bestzeit von 1:37.806 hinter dem Führenden. Entsprechend geknickt zeigte sich der Schweizer an seinem Ehrentag: "Der Tag war für mich nicht einfach. Nach den beiden schweren Stürzen in Australien und der ebenso heftigen Grippe in Malaysia brauchte ich etwas Zeit, um in einen akzeptablen Rhythmus zu kommen. Am Nachmittag war ich eine Sekunde schneller als am Morgen, das ist ein gutes Zeichen. Natürlich würde ich am Sonntag meinem Team gerne noch beim letzten Rennen der Saison den ersten WM-Punkt schenken, das wäre genial."