Licht und Schatten bei Porsche Motorsport kurz vor dem Rennstart zu den 24 Stunden von Daytona (28./29. Januar 2023): Während Matt Campbell den neuen LMDh-Boliden der Zuffenhausener im Nacht-Training am Donnerstag auf den ersten Platz bugsierte, herrscht Alarm im Lager der GT3-Vertreter.

Und das nicht ohne Grund: In der kombinierten Zeitenliste aller bisherigen drei Trainings rangieren die sieben Porsche 911 GT3 R aus den Klassen GTD-Pro und GTD am Ende des Feldes. So hatten sich die fünf internationalen Kundenteams das Daytona-Debüt des neuen 911ers sicherlich nicht vorgestellt.

Daytona: Noch keine BoP-Änderung bei Porsche

Der deutliche Rückstand auf die GT3-Konkurrenz hatte sich schon am vergangenen Wochenende während der Roar-Testfahrten inklusive des Qualifyings abgezeichnet. In beiden GTD-Klassen müssen die Porsche das 24h-Rennen von den hinteren Positionen in Angriff nehmen. Überraschend entschied sich Veranstalter IMSA in dieser Woche allerdings gegen eine Anpassung der Balance of Performance.

Der Porsche 911 GT3 R ist eines von drei neuen GT3-Autos in der Motorsport-Saison 2023. Auch Ferrari hat mit dem 296 GT3 ein neues Modell auf den Markt gebracht, während Lamborghini mit einer zweiten Evo-Version seines Huracan GT3 aufwartet. Inzwischen bekannt: IMSA stuft brandneue Rennwagen vor dem Daytona-Debüt eher konservativ ein und arbeitet sich schrittweise heran. Ähnlich erging es BMW im vergangenen Jahr bei der Premiere des M4 GT3.

Laudenbach: "Türe ist noch nicht zu"

Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach kann den BoP-Ansatz der IMSA nachvollziehen und wollte keine Vorwürfe erheben. Gleichzeitig hoffte er, dass die Balance of Performance vor dem Rennstart am Samstag (19:40 Uhr deutscher Zeit) noch einmal genau überprüft wird. Am Freitag wartet das vierte und letzte Freie Training vor dem Beginn der 61. Auflage des Klassikers im US-Bundesstaat Florida.

"Wir sprechen noch mit ihnen", wurde Laudenbach am Donnerstag von Sportscar365 zitiert. "Und sie sind darauf vorbereitet. Ich würde nicht sagen, dass die Türe zu ist. Und das mag ich an IMSA." Die Porsche-Kundenteams werden auf einen für sie positiven Ausgang hoffen, schließlich war der bisherige Rückstand von rund zwei Sekunden pro Runde auf dem 5,7 Kilometer langen Ovalkurs durchaus eklatant.

Porsche fehlen 2,2 Sekunden pro Runde

In der kombinierten GT3-Zeitenliste der drei Trainings liegen die sieben GT3-Porsche geschlossen am Ende. Dem #77 Wright Motorsports-911er unter anderem mit Werksfahrer Kevin Estre fehlen als schnellsten Vertreter rund 2,2 Sekunden auf Spitzenreiter Mercedes-AMG. Ein sogenanntes Sand-Bagging, also absichtliches Langsamfahren in der Hoffnung auf eine bessere Einstufung, schloss Laudenbach aus.

Der Porsche-Motorsportchef weiter: "Für unsere Teams ist das sehr hart. So etwas möchte ich nicht sehen. Sie geben viel Geld aus und nehmen große Anstrengungen auf sich. Niemand will ein Rennen starten, wenn er weiß, dass ihm zwei Sekunden fehlen. Ich würde gerne eine Änderung (der BoP) sehen, damit die Porsche zumindest in eine Position kommen, in der sie kämpfen können. Wir wollen keinen Vorteil und ich verstehe den Von-unten-nach-oben-Ansatz, aber aktuell sind wir weit weg."