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zuletzt in Spa-Francorchamps waren die Pirelli-Reifen und Sebastian Vettels Kritik das große Thema in der Formel 1. Anschließend wurde ich gefragt, ob auch ich mir manchmal Sorgen wegen Reifenschäden mache. Schließlich fahren wir in der GP3 ja auch auf Pirellis. Dazu kann ich sagen: Nein, solche Gedanken habe ich nicht im Hinterkopf, wenn ich Rennen fahre. Trotz desselben Reifenherstellers gibt es doch einige Unterschiede zwischen der Formel 1 und der GP3, obwohl bei uns die Reifenmischungen genau wie in der F1 dieses Jahr etwas weicher geworden sind.

Was vielen Fans gar nicht so bewusst ist: In der GP3 spielen die Reifen eine ähnlich große Rolle wie in den Formel-1-Rennen. Auch bei uns ist das richtige Reifenmanagement ein Schlüssel zum Erfolg. Zum Rennende hin fallen die Rundenzeiten bei uns wegen verschlissener Reifen um bis zu fünf Sekunden. Da kann man sich leicht ausmalen, wie wichtig der Reifen-Faktor in der GP3 ist.

Kirchhöfer startet für das Top-Team ART Grand Prix, Foto: GP3 Series
Kirchhöfer startet für das Top-Team ART Grand Prix, Foto: GP3 Series

Vorteil per Setup

Darüber bin ich froh, denn ohne abbauende Reifen wäre das Überholen bei uns kaum möglich. Während es in der Formel 1 große Unterschiede zwischen den einzelnen Autos gibt, sind die GP3-Boliden baugleich. Und Boxenstopps gibt es bei uns ja auch nicht. Deshalb müssen wir versuchen, uns über das Setup und natürlich auch das fahrerische Talent einen Vorteil zu verschaffen.

Bis zum Rennwochenende in Budapest hatte unser Team gewisse Schwierigkeiten, die Reifen in den Griff zu bekommen. Das hat sich in den Ergebnissen widergespiegelt. Seitdem ist uns ein großer Fortschritt gelungen und ich hoffe, dass uns dies bei den kommenden Rennen in die Karten spielt. Vor allem jetzt in Monza spielen die Reifen eine große Rolle. Ich denke da vor allem an Kurve 1 mit der härtesten Bremszone im gesamten Rennkalender. Da kann man sich leicht einen Bremsplatten einfangen.

Auch die Variante Ascari hat es in sich, da muss man wirklich aufpassen. Traktion ist enorm wichtig in Monza, deshalb muss man sich die Reifen gut einteilen. Wer sich die Pirellis in den ersten paar Runden kaputtfährt, bekommt spätestens zur Rennmitte hin arge Probleme. Dabei muss man sagen, dass in Sachen Reifen das Teamwork sehr wichtig ist. Ich denke, dass der Reifenverschleiß zu 70 Prozent vom Setup des Autos und vielleicht zu 30 Prozent vom Fahrer abhängt. Das Auto macht in dieser Hinsicht in der GP3 schon einen riesigen Unterschied.

Marvin Kirchhöfer kämpft um die Meisterschaft, Foto: GP3 Series
Marvin Kirchhöfer kämpft um die Meisterschaft, Foto: GP3 Series

Monza sollte uns liegen

Man kann das Setup zwar auf weniger Traktion einstellen und dadurch Reifen sparender fahren. Wenn das Auto dann aber an der Hinterachse instabil ist, kommt man ab und zu nicht drum herum, etwas zu sliden. Wenn das passiert, hat man einen relativ großen Reifenverschleiß, ohne dass man etwas dagegen tun kann. Es gilt also, passend zur Strecke den richtigen Kompromiss zu finden.

Monza sollte unserem Team eigentlich gut liegen. Wenn das Qualifying passt, rechne ich mir gute Ergebnisse aus. Im vergangenen Jahr fuhr ich in beiden Rennen auf das Podium. Mit Blick auf die Meisterschaft wäre es natürlich wichtig, wieder möglichst viele Punkte zu sammeln. Aktuell bin ich Dritter in der Gesamtwertung und der Rückstand zur Spitze ist nicht so groß. Also drückt mir die Daumen!