Das revolutionäre Reglement der LMP1-Kategorie ist erst in seinem zweiten Jahr, da werden bereits die Eckpunkte für ein Nachfolge-Regelwerk diskutiert. Ursprünglich wollte der ACO in Drei-Jahres-Schritten das Reglement immer wieder abändern, doch mittlerweile regt sich Widerstand gegen einen raschen Wechsel der Rahmenbedingungen. Während Toyota ein völlig neues Auto für 2016 auflegt und Nissan den GT-R LM Nismo ebenfalls frühestens kommendes Jahr richtig flott kriegen wird, wird eine Verschiebung des nächsten Schritts geplant. Am heutigen Donnerstag tagt die Endurance Kommission der FIA zu diesem Thema.

"Wir diskutieren verschiedene Szenarien mit den Herstellern", sagt ACO-Sportdirektor Vincent Beaumesnil. Der Konsens geht mittlerweile in die Richtung: Warum den derzeitigen Erfolg aufs Spiel setzen? Während Toyota und Nissan aufgrund ihrer Neuentwicklungen beziehungsweise Verspätungen sich schon länger für eine Verschiebung einsetzen, schwenkt nun auch Audi auf diese Linie ein. "Momentan haben wir ein Regelwerk, das ausgezeichnet funktioniert", sagte LMP1-Leiter Chris Reinke am Nürburgring. Die rhetorische Frage darin: Warum sollte man das ändern?

Gipfelstürmer: Die Entwicklungsschritte in der LMP1 waren von 2014 auf 2015 riesig, Foto: Simninja
Gipfelstürmer: Die Entwicklungsschritte in der LMP1 waren von 2014 auf 2015 riesig, Foto: Simninja

Drei Kernpunkte für künftige LMP1-Regeln

Die Diskussion um die Regeln dreht sich um drei Angelpunkte: Die Einführung neuer Monocoques, neuer Aerodynamik-Regeln und mehr Hybrid-Power über acht Megajoule hinaus. Hinsichtlich der Monocoques ist eine Verschiebung des neuen Reglement auf 2018 so gut wie sicher: "Ursprünglich war es für 2017 geplant und das ist noch immer möglich, aber es ist wahrscheinlich geworden, dass es erst 2018 passieren wird", bestätigt Pascal Vasselon, der Technische Direktor von Toyota Gazoo Racing.

Dringlicher ist die Frage nach Aerodynamik-Einschränkungen: Dieses Jahr fiel in Le Mans die Marke von 3:15 Minuten nur aus dem Grund nicht, weil Porsche auf einen Qualifying-Run verzichtet hat. Dem ACO sind die LMP1-Boliden schon seit Jahren zu schnell. Und ewig kann man nicht acht Megajoule als Obergrenze festsetzen, weil die Hybridtechnologie sich weiterentwickeln soll.

Eine große Baustelle: Wie mit den LMP1-Privatiers umgehen?, Foto: Simninja
Eine große Baustelle: Wie mit den LMP1-Privatiers umgehen?, Foto: Simninja

Wer sitzt alles mit am Tisch?

Dennoch ist das ein Luxusproblem, denn die Situation in der WEC sieht für die Zukunft gut aus: Toyota bleibt bis 2017, Porsche bis 2018 an Bord - die wachsende Popularität der Langstrecken-Weltmeisterschaft macht Engagements darüber hinaus ebenfalls wahrscheinlich. Audi lotete vergangenes Jahr ein F1-Konzept aus, hat dieses jedoch wieder verworfen. Reinke bestätigte am Nürburgring, dass Audi am 2016er-Fahrzeug arbeitet. Dieses soll über einen Batteriespeicher verfügen.

Alles darüber hinaus ist in Ingolstadt noch nicht gefestigt: "Wir arbeiten von Jahr zu Jahr. Für uns waren die vergangenen 15 Jahre sehr erfolgreich und es gibt keinen Grund, aufzuhören. Ich erwarte nicht, dass wir etwas anderes als Le Mans und WEC machen werden." Somit bleibt Nissan als einziges Fragezeichen. Hier wurde immer wieder bestätigt, dass der GT-R LM Nismo nicht stillgelegt wird. Ob das Fahrzeug mit dem skurrilen Konzept aber jemals funktionieren wird, wird bezweifelt. Spätestens 2016 müssen erste zählbare Resultate her.

Ewig aufschieben wäre aber auch kontraproduktiv: Es ist sehr wahrscheinlich, dass weitere Hersteller sich für das Hybrid-Reglement begeistern werden. Diese werden auf eine frühe Einführung neuer Regularien pochen. "Ich will nicht zu viel preisgeben, da es streng geheim ist", gibt sich Beaumesnil geheimnisvoll über die Zusammensetzung des Think Tanks. Konkrete Ergebnisse braucht die Öffentlichkeit für das neue Reglement noch nicht erwarten: "Das wird einen ersten Fahrplan darstellen, aber weil wir hier über die nächsten fünf bis sechs Jahre reden, könnte es auf diesem Weg noch weitere Schritte geben." Dieser erste Plan wird dem World Motor Sport Council im Oktober vorgelegt werden.