In den ersten Jahren der Formel E galt es für den ausgebufften Seriengründer Alejandro Agag als probates Mittel, hin und wieder in der Öffentlichkeit gegen die Formel 1 zu sticheln. Die daraus resultierenden, knackigen Schlagzeilen sorgten schließlich für reichlich Aufmerksamkeit - genau das, was Agag und Co. ab 2014 brauchten, um der ersten rein-elektrischen Formel-Rennserie der Welt einen medialen Schub zu verleihen.

Mit dem Wachsen der Formel E und zwischenzeitlichen Werksengagements von Weltmarken wie Audi, BMW und Mercedes-Benz wurde es in dieser Hinsicht zuletzt ruhiger. Inzwischen selbst als offizielle FIA-Weltmeisterschaft geltend, konzentrierten sich die Macher lieber auf ihre eigenen Stärken - und Schwächen - als das Heil in öffentlicher Kritik an der Formel 1 zu suchen.

Formel-E-CEO Jeff Dodds beim Formel-E-Rennen in Mexiko-City 2024
Formel-E-Boss Jeff Dodds glaubt nicht an einem Verstappen-Bezwinger 2024, Foto: LAT Images

Formel-E-CEO: Viertelmillion für Verstappen-Bezwinger

Daran hat sich unter dem neuen Geschäftsführer Jeff Dodds grundsätzlich nichts geändert. Eine Spitze konnte sich der Brite während der fast zwei Monate dauernden Rennpause der Formel E und kurz vor dem F1-Saisonauftakt allerdings nicht verkneifen. Mutige Ansage von Mister Dodds in einem TV-Interview des eigenen Partners TNT Sports: Wenn ein anderer Fahrer als Max Verstappen Weltmeister wird, will Dodds 250.000 Pfund an den Bezwinger spenden, der die Summe für wohltätige Zwecke investieren darf.

Nun dürften die Quoten auf einen Formel-1-Weltmeister, der nicht zum vierten Mal in Folge Max Verstappen heißt, ziemlich gering sein. Kommt es aber doch zur Sensation, muss Dodds als Ehrenmann entweder das eigene Portemonnaie oder die Schatulle der Formel E öffnen. Dodds nutzte den 'Spenden-Rumms' medial geschickt, um auf die sportliche Monotonie in der Formel 1 verglichen mit der Abwechslung in der eigenen Formel E hinzuweisen.

Dodds über Formel 1: "Weiß ganz genau, wer gewinnen wird"

"Zu 99 Prozent holt er den Titel", sagte Dodds bei TNT Sports. "Wenn einer der anderen 19 Fahrer gewinnt, geben wir diesem Fahrer eine Viertelmillion für einen Charity-Zweck seiner Wahl. Ich bin Fan der Formel 1 und der Formel E. Ich reise nach Sao Paulo (nächstes FE-Rennen) und habe keine Ahnung, wer dort gewinnen wird. Die F1-Saison beginnt bald und ich werde es mir anschauen mit allem, was dazu gehört. Aber ich weiß ganz genau, wer gewinnen wird. Du kannst nicht 19 von 21 Rennen gewinnen, dann werden in der Winterpause die Autos ein bisschen weiterentwickelt, und du gewinnst nicht mehr. Das sehe ich einfach nicht."

Während Verstappen in der Saison 2023 von einem Rekord zum nächsten eilte und mit Red Bull vorzeitig die Weltmeisterschaft gewann, blieb es in der Formel E bis zum Finale in London spannend. Am Ende setzte sich mit Jake Dennis ausgerechnet ein Fahrer eines Kundenteams (Andretti-Porsche) gegen die Werks-Konkurrenz von Porsche, Jaguar und Co. durch. Auch in der Team-WM triumphierte mit Envision-Jaguar überraschend ein privater Rennstall.

In der Formel-E-Saison 2023 waren Porsche und Jaguar samt ihren Kundenteams die tonangebenden Protagonisten, doch es blieb durchweg spannend: Die Zuschauer erlebten sieben unterschiedliche Rennsieger, zwölf verschiedene Fahrer auf dem Podium sowie zehn unterschiedliche Pole-Setter in den 16 Rennen.

Die Formel E bot 2023 einiges an Spannung, Foto: LAT Images
Die Formel E bot 2023 einiges an Spannung, Foto: LAT Images

Dodds: Keine Kritik an Formel 1 angekündigt

Bei seinem letztjährigen Amtsantritt hatte sich Formel-E-CEO Dodds vorgenommen, keine Kritik an der Formel 1 üben zu wollen. "Ich liebe die Formel 1, ich bin ein Fan", sagt Dodds, der den Sport aus seinen Honda-Zeiten kennt, in einem seiner ersten Interviews zu Motorsport-Magazin.com. "Von mir werden Sie keine Kritik hören. Wir sind sehr unterschiedlich."

Dodds damals in Rom weiter: "Die Formel 1 hat während des Lockdowns durch Drive to Survive enormes Interesse von neuen Kunden und Zuschauern erfahren. Diesen Durchbruch haben wir nicht geschafft. Als Unternehmen müssen wir die Gelegenheit nutzen, uns mit neuen Fans zu verbinden, die vor ein paar Jahren noch keine Motorsport-Fans waren. Ein gesundes Wachstum der Formel 1 ist gut für uns. Es gibt Raum für uns beide, unglaublich erfolgreich zu sein."