Die unglaublichste Szene des zweiten Berlin ePrix an diesem Wochenende spielte sich noch vor dem eigentlichen Rennstart ab. Als am Sonntag um 15:03 Uhr Ortszeit die Formel-E-Piloten in ihre Startboxen rollten, klettern mehrere Klimaaktivisten der sogenannten 'Letzten Generation' über die Sicherheitszäune, um sich in der Startaufstellung zwischen den Rennwagen sitzend auf der Strecke festzukleben!
Das Sicherheitspersonal reagierte schnell und schaffte die Aktivisten unter dem Beifall des Publikums fort. Der Rennstart musste allerdings um sechs Minuten nach hinten verschoben werden. Glücklicherweise kam bei dieser gefährlichen Aktion niemand zu Schaden.
Berlin: Aktivisten befinden sich in Gewahrsam
"Gegen 15:00 Uhr haben sich sechs Personen auf die Rennstrecke begeben und teilweise versucht, sich auf dem Boden festzukleben", sagte eine Sprecherin der Polizei-Pressestelle in Berlin auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Der Sicherheitsdienst vor Ort konnte die geplante Aktion aber verhindern und die sechs Personen der Polizei übergeben. Die Aktivisten befinden sich in Gewahrsam, um ihre Identität festzustellen."
Ein Video, das die "Letzte Generation" in den sozialen Netzwerken verbreitet, zeigt, wie die Aktivisten aus dem Zuschauerbereich kommend über den hohen Sicherheitszaun geklettert sind, um sich dann auf der Strecke zwischen den Rennwagen zu platzieren.
"Wenn sie auf die Strecke kommen, wird es unglaublich gefährlich", kritisierte der zweifache Formel-E-Champion und im Rennen Drittplatzierte Jean-Eric Vergne (DS Penske). "Die Sache, für die sie kämpfen, ist richtig, aber die Herangehensweise ist falsch. Ich verstehe nicht, wofür sie ihr Leben riskieren."
Spekulationen im Fahrerlager und in Medien, ein Aktivist hätte sich zudem an einen Rettungswagen festgehangen, um dessen möglichen Einsatz zu verhindern, konnte die Polizei und auch der Organisator ADAC Berlin-Brandenburg ebenso wenig bestätigen wie eine flüssige Substanz, die angeblich auf die Rennstrecke geschüttet worden sein soll.
Ein Formel-E-Sprecher teilte auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com mit: "Das Rennen wurde vorübergehend verschoben, während die örtlichen Behörden auf eine Protestaktion reagierten, die nichts mit der Veranstaltung zu tun hatte. Sicherheitsdienste dämmten die Störung schnell und sicher ein. Die Veranstaltung konnte wie geplant durchgeführt werden."
Keine Verletzten bei Formel-E-Störung
Das Abführen der sechs Aktivisten wurde von Beifall des Publikums begleitet. Einige Zuschauer griffen die Störer mit Hass-Kommentaren verbal an und verurteilten dabei die offensichtlich geplante Aktion, bei der es laut Polizei keine Verletzten gegeben hätte. Als die Sicherheit vollumfänglich gewährleistet war, wurde das Rennen mit etwas Verzögerung gestartet.
Daniel Abt, Gewinner des Formel-E-Rennens in Berlin 2018, der bei der Liveübertragung von ProSieben als Experte im Einsatz war, verurteilte die Aktion am Mikrofon äußerst scharf: "Das ist wirklich das Allerletzte! Das ist nicht nur lebensgefährlich für die Idioten, die dort sitzen, sondern auch für alle anderen Beteiligten und bringt wirklich keinem irgendwas", betonte der Sohn von DTM-Teamchef Hans-Jürgen Abt und frühere Audi-Werksfahrer. "Vor allem, was ist jetzt die Message? Wir fahren hier mit Elektroautos. Ist das peinlich!"
Die Formel-E-WM ist die erste und bislang einzige Rennserie, die seit ihrer Gründung 2014 als offiziell klimaneutral zertifiziert wurde. Laut Polizei war man mit 15 eigenen Kräften sowie zusätzlich mit einer dreistelligen Zahl an Sicherheitsleuten vor Ort. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wird nun geprüft, ob gegen die Aktivisten Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt wird.
Frijns über Klima-Chaoten: "So etwas macht mich traurig"
"So etwas macht mich traurig, ich verstehe solche Menschen nicht", sagte Abt-Pilot und Pole-Setter Robin Frijns. "Wir sind hier und wollen unterstützen, indem wir der Welt zeigen, dass E-Mobilität gut ist für das Klima."
Der Brite Jake Hughes, vor dessen McLaren sich eine der Aktivistinnen auf den Boden setzte: "Ich weiß nicht, was in deren Köpfen vorging. Rennsport ist gefährlich. Ich weiß nicht, ob sie Glück hatten, weil sie nicht wissen, wie eine Startprozedur funktioniert. Wenn du über einen Zaun kletterst, dann riskierst du dein Leben, das der Fans und das der Fahrer."
Di Grassi: "Sollten lieber in Museum gehen, das ist sicherer"
Und Formel-E-Veteran Lucas di Grassi vom indischen Werksteam Mahindra konnte seinen Augen kam trauen, als er das irre Treiben vor sich sah: "Ich habe gesehen wie eine Frau vor meinem Auto aufgetaucht ist. ich dachte sie wäre ein Strecken-Marshall, denn da waren gelbe Flaggen. Und dann hat sich dieser 'Marshall' auf einmal auf die Strecke gesetzt! Verrückte Leute... Sie hätten während des Protestes verletzt werden können. Sie sollten lieber in ein Museum oder so etwas gehen, das ist sicherer."
Der frühere Formel-1-Pilot aus Brasilien machte auf die Gefahr aufmerksam, die von der Aktion ausging: "Das ist eine Umgebung mit sehr schnellen Autos. Sie haben Glück gehabt. Wenn sie das mitten im Rennen machen, weiß ich nicht, was passiert wäre. Wir fahren da mit 250 km/h. Für ihre eigene Sicherheit sollten sie nicht protestieren. Das sollten sie vielleicht woanders tun. Jetzt habe ich so ziemlich alles in der Formel E gesehen."
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