Stoffel Vandoorne (DS Penske) hat sich die Pole Position für das sechste Rennen der Formel-E-Saison 2023 beim Sao Paulo ePrix gesichert. Auf dem neuen Kurs im Rennkalender setzte sich der amtierende Weltmeister im Finale des Qualifyings knapp gegen Antonio Felix da Costa (Porsche) durch.

Während Vandoorne nach einem unbefriedigenden Saisonstart mit seinem neuen Team DS Penke nach dem ersten Podestplatz greift, setzt Felix da Costa seinen Lauf fort: Der Porsche-Werksfahrer - Vandoornes Vorgänger bei DS - gewann das letzte Rennen vor vier Wochen in Kapstadt. Für Vandoorne ist es die erste Pole Position seit Rom 2022 und die achte seiner Karriere in der Elektro-Rennserie.

"Das Rennen wird hart", erwartete Vandoorne. "Die Pole ist hier vielleicht nicht der beste Startplatz, weil du das Feld hinter dir herziehst und der Windschatten sehr extrem ist. Ich beschwere mich aber nicht über die Pole. Es wird schwierig, wir brauchen einen Plan, um Porsche zu schlagen." Felix da Costa: "Ein großer Schritt für uns, wenn man bedenkt, wo wir vorher in den Qualifyings standen. Es wird heute ein langes Rennen, aber wir haben ein sehr effizientes Auto."

Auf dem 2,933 Kilometer langen Stadtkurs in Brasilien fuhr Mitch Evans (Jaguar) auf den dritten Startplatz, nachdem er sich im Viertelfinale ausgerechnet gegen Jaguar-Teamkollege Sam Bird durchgesetzt hatte. Pikant: Bird kassiert heute 5 Strafplätze und startet von P10, nachdem er beim vorletzten Rennen in Hyderabad für einen Crash mit Evans bestraft wurde und die Grid-Strafe bis nach Sao Paulo mitschleppt, weil er in Kapstadt nicht starten konnte.

Edoardo Mortara im Maserati komplettierte die zweite Startreihe als Vierter im heutigen Rennen (ab 18:00 Uhr live bei ProSieben im Free-TV). Auf den Plätzen fünf, sechs, sieben und acht folgen Nick Cassidy (Envision), Jake Hughes (McLaren), Jean-Eric Vergne (DS Penske) und Norman Nato (Nissan).

Nachtrag: Zwischenzeitlich wurde Sergio Sette Camara (NIO 333) auf dem neunten Platz in der Zeitenliste geführt und wäre demnach wegen Strafen für Günther und Wehrlein sogar als Siebter gestartet. Wegen einer aus zunächst unbekannten Gründen spät gestrichenen Rundenzeit fiel Lokalmatador Sette Camara letztendlich jedoch auf den 16. Platz zurück.

2. Nachtrag: Aus einer spät veröffentlichten Entscheidung der Sportkommissare ging hervor, dass Sette Camara die beste Rundenzeit gestrichen wurde, weil er zuvor eine rote Flagge ausgelöst hatte. Das enspricht dem Reglement, hätte vermutlich aber deutlich früher kommuniziert werden können. Nachträglich angepasste Ergebnisse sorgten nicht zum ersten Mal in der Formel E für allgemeine Verwirrung und wirken von außen alles andere als professionell.

Die Formel E gastiert zum ersten Mal in Sao Paulo, Foto: LAT Images
Die Formel E gastiert zum ersten Mal in Sao Paulo, Foto: LAT Images

Günther zum dritten Mal in Duellphase

Maximilian Günther (Maserati) gelang zum dritten Mal in Folge der Sprung in die K.o.-Phase des Qualifyings, wo er im Viertelfinale an Felix da Costa scheiterte. Günther kassiert wegen eines Vergehens beim letzten Rennen in Kapstadt (während Full-Course-Yellow-Phase überholt) jedoch eine Rückversetzung um drei Plätze in der Startaufstellung. Der 25-Jährige nimmt das heutige Rennen damit vom neunten Startplatz auf und hofft nach einem schwierigen Saisonstart auf die ersten Punkte in diesem Jahr.

"Ein sehr solides Wochenende bis jetzt", sagte Günther bei ProSieben. "Ich bin ziemlich happy mit meinem Gefühl im Auto. Klar hofft man immer auf mehr und wir müssen analysieren, warum ich immer in der ersten Kurve Schwierigkeiten hatte. Ich erwarte heute ein sehr taktisches Rennen."

Wehrlein durch Strafe noch weiter hinten

Einen herben Rückschlag erlebte WM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein: Der Porsche-Werksfahrer kam in seiner Qualifying-Gruppe A nicht über den achten Platz hinaus. Spät in der Session schlug er mit dem Heck seines Porsche leicht in der Streckenbegrenzung ein und konnte keine schnelle Runde nachlegen. Wegen seiner Kollision im vorangegangenen Rennen in Kapstadt mit Sebastien Buemi kassiert Wehrlein in Sao Paulo drei Strafplätze in der Startaufstellung - damit Platz 18 heute.

Rene Rast (McLaren) verpasste als Sechstplatzierter in Wehrleins Gruppe A ebenfalls den Sprung in die Duellphase. Startplatz 11 für den dreimaligen DTM-Champion, der zu ProSieben sagte: "Ich habe alle gegeben. Die Runde hat sich nicht schlecht angefühlt, aber es war nicht genug." Der vierte Deutsche im Starterfeld, Andre Lotterer (Andretti), muss das Rennen aus der letzten Startreihe aufnehmen. Der dreifache Le-Mans-Sieger fuhr zwischenzeitlich die schnellste Zeit im zweiten Sektor, bog dann aber aus zunächst unbekannten Gründen in die Boxengasse ab und konnte nicht nachlegen.

Abt-Cupra und Frijns zurück - Brasilianer hinten

Wenig zu holen gab es für das deutsche Team Abt-Cupra: Nico Müller (P7 in Gruppe A) und Teamkollege Robin Frijns (P10 in Gruppe B) ordneten sich auf den hinteren Plätzen in der Startaufstellung ein, obwohl Müllers Rundenzeit und letztendlich Startplatz 13 sicherlich etwas Grund zur Hoffnung gibt.

Die Äbte konnten in Sao Paulo wieder ins Geschehen eingreifen, nachdem sie zuletzt in Kapstadt ihre Autos auf Anweisung von Motorenlieferant Mahindra zurückziehen mussten. Der Autogigant aus Indien hatte seine beiden Werksautos sowie die Abt-Kundenautos wegen Sicherheitsbedenken abgemeldet. In der vierwöchigen Rennpause mussten die Querlenker überarbeitet und verstärkt werden.

Auf Seiten von Mahindra erlebte Lucas di Grassi ausgerechnet beim Heimspiel einen herben Rückschlag: Der Brasilianer schlug während des Gruppen-Qualifyings früh in die Streckenbegrenzung ein und musste die Session vorzeitig beenden. Damit nimmt der frühere Abt-Audi-Pilot sein Heimrennen als Letzter auf.

Formel E in Sao Paulo: So lief die Gruppenphase

Qualifying-Gruppe A: Pascal Wehrlein, Jean-Eric Vergne, Nick Cassidy, Rene Rast, Jake Hughes, Andre Lotterer, Stoffel Vandoorne, Sergio Sette Camara, Oliver Rowland, Edoardo Mortara, Nico Müller

Stoffel Vandoorne sicherte sich mit einer 1:12.761 spät die Bestzeit in der ersten der beiden Qualifying-Gruppen. Dem Weltmeister folgten Nick Cassidy, Edoardo Mortara und Jake Hughes in die Duellphase.

Jean-Eric Vergne verpasste den Sprung in die nächste Runde als Fünfter knapp, ebenso Rene Rast auf P6. Hinter Nico Müller auf P7, erlebte Pascal Wehrlein einen herben Rückschlag: Der Porsche-Pilot kam nicht über den achten Platz hinaus, nachdem er spät im Qualifying mit dem Heck seines Autos leicht in der Streckenbegrenzung eingeschlagen war. Das Schlusslicht auf P11 bildete Andre Lotterer, der seinen Run trotz Bestzeit im zweiten Sektor abbrach und in die Box abbog.

Nach 6 Minuten sorgte Sergio Sette Camara für rote Flaggen (Zeit angehalten), weil er mit seinem NIO auf der Strecke liegen blieb. Der Brasilianer war zuvor hart über die starke und nachträglich farblich markierte Bodenwelle in Turn 4 gerauscht. Sette Camara hielt seinen Wagen am Laufen und konnte eigenständig in die Boxengasse zurückkehren.

Qualifying-Gruppe B: Jake Dennis, Antonio Felix da Costa, Sebastien Buemi, Sam Bird, Lucas di Grassi, Mitch Evans, Norman Nato, Dan Ticktum, Sacha Fenestraz, Maximilian Günther, Robin Frijns

Sam Bird mit Bestzeit (1:12.669) ins Viertelfinale: Der Jaguar-Pilot setzte sich mit nur 0,029 Sekunden Vorsprung vor Maximilian Günther durch. Antonio Felix da Costa im Porsche und Mitch Evans folgten auf den Positionen drei und vier. Norman Nato und Sebastien Buemi verpassten den Sprung auf P5 und P6 mit exakt 0,021 Sekunden Rückstand!

Robin Frijns (Abt-Cupra) blieb wegen eines technischen Problems gleich zu Beginn der Session auf der Strecke liegen, konnte die Fahrt nach einem Reset aber fortsetzen - Platz zehn beim Comeback in der Formel E. Bitter lief es für Lokalmatador Lucas di Grassi, der das Qualifying nach einer Mauerberührung vorzeitig beenden musste und damit aus der letzten Reihe starten wird.

Sao Paulo: So lief die Duell-Phase des Qualifyings

Das Viertelfinale

Im ersten Duell des Viertelfinales setzte sich Edoardo Mortara mit einer 1:12.132 um wenige Hundertstelsekunden gegen Nick Cassidy (1:12.150) durch. Stoffel Vandoorne entschied das zweite Duell nach einem Fahrfehler von Jake Hughes unterdessen deutlich für sich.

Im dritten Zweikampf des Viertelfinales machte Antonio Felix da Costa mit einer starken Rundenzeit von 1:11.982 Minuten kurzen Prozess mit Maximilian Günther, der mit einer persönlichen Bestzeit von 1:12.189 Minuten vorzeitig ausschied. Im letzten Duell kam es zum teaminternen Jaguar-Duell - mit dem besseren Ausgang für Mitch Evans, der sich mit knapp drei Zehntelsekunden Vorsprung gegen Sam Bird durchsetzen konnte.

Das Halbfinale

Stoffel Vandoorne im Finale! Der DS-Penske-Fahrer setzte sich im ersten Halbfinale mit einer blitzsauberen Runde und persönlicher Bestzeit von 1:11.929 Minuten gegen Edoardo Mortara (1:12.109) durch. Zum Kumpel-Kampf kam es im zweiten Halbfinal-Duell zwischen Antonio Felix da Costa (1:11.982) und Mitch Evans (1:12.022), wobei der Porsche-Pilot mit 0,040 Sekunden Vorsprung die Oberhand behielt.

Das Finale

Pole Position für Stoffel Vandoorne! Im Finale der Champions setzte sich der amtierende Weltmeister mit einer 1:11.904 und sechs Hundertstelsekunden Vorsprung hauchdünn gegen Antonio Felix da Costa (1:11.967) durch.

Formel E: Startaufstellung zum Sao Paulo ePrix 2023

PositionFahrerTeam
1S.VandoorneDS Penske
2A.F.da CostaPorsche
3Mitch EvansJaguar
4Edoardo MortaraMaserati
5Nick CassidyJaguar
6Jake HughesNissan
7Jean-Éric VergneDS Penske
8Norman NatoNissan
9Max GüntherMaserati
10Sam BirdJaguar
11René RastNissan
12Sébastien BuemiJaguar
13Nico MüllerABT Mahindra
14Jake DennisPorsche
15Sacha FenestrazNissan
16S.Sette CâmaraNIO
17Dan TicktumNIO
18Pascal WehrleinPorsche
19Oliver RowlandMahindra
20Robin FrijnsABT Mahindra
21André LottererPorsche
22Lucas di GrassiMahindra