Mitch Evans hat die Rennpremiere der Formel E in Jakarta gewonnen. Auf dem neuen Kurs in der indonesischen Millionen-Metropole triumphierte der Jaguar-Pilot in einem knappen Finish vor dem zweifachen Champion und Pole-Setter Jean Eric Vergne (DS Techeetah) sowie Vize-Weltmeister Edoardo Mortara (Venturi). Beim Zieleinlauf nach 40 Runden trennte das Trio weniger als eine Sekunde.

Evans, der das Rennen vom dritten Startplatz hinter dem Techeetah-Duo Vergne und Antonio Felix da Costa aufgenommen hatte, feierte einen dritten Saisonsieg nach dem Doppel-Triumph in Rom sowie den fünften in der Formel E.

Auf dem 2,370 Kilometer langen Kurs mit 18 Kurven übernahm Evans beim Re-Start nach der einzigen Safety-Car-Phase des Rennens den zweiten Platz von Felix da Costa und nahm die Verfolgung zu Vergne auf. Nach den absolvierten Attack Modes gelang es dem Neuseeländer acht Runden vor Schluss, den früheren Formel-1-Fahrer zu knacken. In einem packenden Dreier-Duell mit Vergne und Mortara behielt Evans schließlich die Nase vorne.

"Es war hart", hechelte Evans nach dem hitzigen Rennen. "Das Klima hier war auf einem anderen Level. "Wir hatten viel Arbeit in das Setup gesteckt. Das Team hat mit mir die richtigen Änderungen vorgenommen. Es war sehr eng am Ende mit Vergne. Die Reifen sind eingegangen und es hat mich ganz schön ins Schwitzen gebracht, ihn zu überholen."

Felix da Costa musste sich nach Start von P2 mit dem vierten Rang zufriedengeben. Stoffel Vandoorne gelangen im Mercedes zwei Platzverbesserungen, der Belgier überquerte die Ziellinie in einem größtenteils sauber geführten Rennen als Fünfter. Jake Dennis (Andretti), Lucas di Grassi (Venturi) und Pascal Wehrlein (Porsche) komplettierten die Top-8.

Wehrlein hatte das Rennen nach einer 5-Platz-Strafe von Position elf begonnen. Porsche-Teamkollege Andre Lotterer - von P8 gestartet - fiel nach einer 5-Sekunden-Zeitstrafe in Folge einer Kollision mit Nyck de Vries aus den Punkterängen heraus und ging als Elfter hinter Sam Bird (Jaguar) und Sebastien Buemi (Nissan) leer aus. Maximilian Günther (Nissan) überquerte die Ziellinie auf P14.

Weltmeister de Vries ausgefallen

Oliver Rowland verlor während der Startrunde nach einem Kontakt ein Rad und musste das Rennen vorzeitig beenden. Der Vorfall löste eine Safety-Car-Phase aus, um das Rad des Mahindra-Piloten von der Strecke zu räumen.

Der amtierende Weltmeister Nyck de Vries musste seinen Mercedes in der Schlussphase an der Box abstellen und das Rennen vorzeitig beenden. Andre Lotterer kassierte für die Kollision eine 5-Sekunden-Zeitstrafe. Mit Antonio Giovinazzi (Dragon) sah ein dritter Fahrer nicht die Ziellinie nach einem späten Ausfall.

Das zehnte von 16 Saisonrennen steigt am 02. Juli 2022 in Marrakesch. Der semi-permanente Kurs in Marokko springt als Ersatz für das kurzfristig abgesagte Rennen im kanadischen Vancouver in die Bresche.

Die Gesamtwertung nach 9/16 Rennen: Die Weltmeisterschaft bleibt nach dem Beginn der zweiten Saisonhälfte eine hart umkämpfte Angelegenheit. Stoffel Vandoorne bleibt Spitzenreiter mit 121 Punkten. Jean-Eric Vergne hat aufgeholt und mit 116 Zählern nur noch fünf Punkte Rückstand. Gesamtdritter ist Vize-Weltmeister Edo Mortara, der bislang 114 Punkte sammeln konnte. Rennsieger Mitch Evans (114 Punkte) und Robin Frijns (81 Punkte) folgen auf den Plätzen vier und fünf. Bestplatzierter Deutscher ist Andre Lotterer mit 59 Zählern auf Platz sieben vor Porsche-Teamkollege Pascal Wehrlein (55 Punkte). Maximilian Günther belegt P17 mit zwei Zählern.

Formel E in Jakarta: So lief die Rennpremiere 2022

Die Startaufstellung: Jean-Eric Vergne sicherte sich im Qualifying die 15. Pole Position seiner Karriere und übernahm damit die Spitze in der ewigen Pole-Statistik der Formel E vor Sebastien Buemi (14 Poles). Der zweifache Champion setzte sich im finalen Quali-Duell gegen seinen Techeetah-Teamkollegen Antonio Felix da Costa durch - nie zuvor unter dem neuen Qualifying-Format standen zwei Fahrer aus einem Team im Finale. Mitch Evans, Edo Mortara, Jake Dennis und überraschend Sebastien Buemi folgten auf den Startplätzen drei bis sechs. Stoffel Vandoorne und Andre Lotterer teilten sich die vierte Startreihe. Lotterers Porsche-Teamkollege Pascal Wehrlein schaffte den Sprung in die K.o.-Phase, startet wegen einer 5-Platz-Strafe (Arbeiten am Antriebsstrang) aber von P11. Maximilian Günther nahm das Rennen von P15 auf.

Das Wetter: Hitzeschlacht in Jakarta! Zum Rennstart erwarteten Fahrer und Fans knackige 30 Grad Außentemperatur (Strecke: 42 Grad). Anstrengend war vor allem die mit 70 Prozent enorm hohe Luftfeuchtigkeit, auch für die Leistungsfähigkeit der Batterien in den Formel-E-Autos. "Das ist das heißeste Rennen der Saison", sagte Mercedes-Pilot Stoffel Vandoorne. Die Regenwahrscheinlichkeit betrug bis zum Rennstart etwas mehr als 30 Prozent, während des 45-minütigen Rennens blieb es allerdings trocken. Vermutlich ein Glück für die Fahrer - wenn es regnet in Jakarta, dann so richtig! Zeitweise sintflutartige Regenfälle gab es in den Tagen vor dem Rennen.

Der Start: Gesitteter Start an der Spitze, Pole-Setter Jean-Eric Vergne blieb vor Teamkollege Antonio Felix da Costa, der sich erfolgreich gegen Mitch Evans verteidigen konnte. Dahinter Edo Mortara und Jake Dennis auf den Plätzen vier und fünf. Stoffel Vandoorne kämpfte sich kurzzeitig an Sebastien Buemi vorbei auf P6, bevor der Nissan-Pilot zurückschlug. Pascal Wehrlein erwischte einen Top-Start von der elften bis die achte Position, während sich Porsche-Teamkollege Andre Lotterer mit Nyck de Vries behakte und die erste Runde auf P9 beendete. Im hinteren Feld drehte sich Antonio Giovinazzi.

Nach der ersten Runde schickte die Rennleitung das Safety Car für einen Umlauf auf die Strecke, nachdem Oliver Rowland während eines Zweikampfes ein Rad verloren hatte, das zunächst entfernt werden musste. Nach dem Re-Start zur vierten Runde kassierte Evans den Zweitplatzierten Felix da Costa nach einem Verbremser. Lucas di Grassi überholte unterdessen Lotterer für P10. Maximilian Günther lag nach den ersten Runden auf dem 13. Platz.

Die erste Rennhälfte: Sergio Sette Camara, Antonio Giovinazzi, Alex Sims, Robin Frijns und Nick Cassidy zündeten in der 5. Runde den ersten der beiden verpflichtend zu nutzenden Attack Modes (2x 4 Minuten). Spitzenreiter Jean-Eric Vergne aktivierte den Zusatz-Boost in Runde 7, auch Teamkollege Antonio Felix da Costa sowie Jake Dennis, Nyck de Vries und Lucas di Grassi entschieden sich für den Einsatz der 250-kW-Zusatzleistung. Mitch Evans folgte eine Runde später, wodurch Mortara zunächst den zweiten Platz hinter Vergne übernahm.

Stoffel Vandoorne zündete seinen Attack Mode erst in Runde 13 und blieb nach der 'Rückfahrt' aus der Aktivierungszone abseits der Ideallinie knapp vor Wehrlein. In Runde 14 setzte Felix da Costa seinen zweiten Attack Mode von P5 ein, während Vergne vor Mortara, Evans und Dennis führte. Mortara hatte sich auch ohne Attack Mode auf dem zweiten Platz gehalten, bis der Venturi-Pilot den Boost in Runde 15 aktivierte. Als Vergne zeitgleich seinen zweiten Attacke-Modus nutzte, übernahm Evans die Führung.

Wehrlein und Porsche-Teamkollege Lotterer nutzten den Boost in Runde 17 von den Plätzen acht und zehn, wonach der dreifache Le-Mans-Sieger einen Platz gegen Nyck de Vries gewann. Vergne hatte mit seinen 250 kW wenig später keine Probleme, die Führung von Evans zu übernehmen.

Der Fanboost: Stoffel Vandoorne, Nyck de Vries, Jean-Eric Vergne, Antonio Felix da Costa, Mitch Evans

Der weitere Rennverlauf: Zu Beginn der zweiten Rennhälfte nach gut 20 Minuten führte Vergne das Feld mit knapp einer Sekunde Vorsprung vor Evans, Mortara und Felix da Costa an. Vandoorne überholte mit seinem zweiten Attack Mode den Fünftplatzierten Wehrlein, der gegen Dennis mit 250 kW ebenfalls keine Chance hatte und auf P7 durchgereicht wurde. Di Grassi, Lotterer und de Vries folgten auf den Plätzen acht bis zehn.

In Runde 24 aktivierten Mortara von P4 und Evans auf P2 liegend als letzte Fahrer aus der Spitze ihre Attack Modes. Mortara hatte keine Probleme gegen Felix da Costa, während Evans bei 1,6 Sekunden Rückstand zu Vergne die Verfolgungsjagd aufnahm. Der Jaguar-Pilot verringerte den Abstand auf eine halbe Sekunde, reichte bei zehn Minuten Restdauer aber nicht an Vergne heran.

Lucas di Grassi eroberte den siebten Platz nach einem leichten Kontakt mit Pascal Wehrlein. In Runde 30 musste Weltmeister Nyck de Vries seinen Mercedes vorzeitig an der Box abstellen. Vorangegangen war eine Berührung mit Andre Lotterer (5-Sekunden-Zeitstrafe) in Turn 8. Evans übernahm in Runde 32 (noch 6 Minuten zu fahren) mit einem Überholmanöver die Führung von Vergne! Antonio Giovinazzi musste seinen Dragon-Boliden in der vorletzten Runde abstellen. An der Spitze blieb es eng, doch Evans behielt die Nase knapp vor Vergne und Mortara.