Jakarta-Vorschau: Formel E begibt sich auf neues Terrain

Nach dem schon traditionellen Besuch der Formel E in der deutschen Hauptstadt Berlin erkundet die Elektro-Rennserie am kommenden Wochenende (Samstag, 04. Juni 2022) neues Terrain. Die elf Teams reisen erstmals in die indonesische Hauptstadt Jakarta. Es wird nicht nur das erste Mal auf der neu erbauten Rennstrecke im Provinzbezirk Ancol, sondern der erste Besuch von Mercedes, Porsche und Co. auf dem südost-asiatischen Inselstaat überhaupt.

Damit findet das erste offizielle Motorsport-Event der FIA seit 16 Jahren in Indonesien statt! Das letzte Rennen unter dem Mantel der FIA war die 2006 Asia Pacific Rally Championship auf der indonesischen Insel Sulawesi.

Die beiden letzten Rennen der Formel E in Berlin gingen ohne Unterbrechungen über die Bühne. Vize-Weltmeister Edoardo Mortara gewann das Samstags-Rennen im von einem Mercedes-Antriebsstrang befeuerten Venturi-Boliden vor dem zweifachen Champion Jean-Eric Vergne (DS Techeetah) und Mercedes-Pilot Stoffel Vandoorne.

Mercedes-Weltmeister Nyck de Vries dominierte von Beginn an das Sonntags-Rennen. Hinter dem Niederländer beendeten drei Fahrzeuge mit Mercedes-Power das Rennen auf den Plätzen zwei bis vier (1. De Vries, 2. Mortara, 3. Vandoorne, 4. Di Grassi). Eine solche Mercedes-Dominanz gab es in der Formel E nie zuvor! Mit dem dritten Platz von Vandoorne baute der Belgier seine WM-Führung auf 111 Punkte aus.

Das deutsche Fahrertrio in der Formel E konnte sich auf der WM-Tabelle wiederum nicht verbessern. Porsche-Werksfahrer Andre Lotterer bleibt nach einem für das Team unbefriedigenden Wochenende auf Rang sieben, Teamkollege Pascal Wehrlein auf Position acht und Nissan-Pilot Maximilian Günther liegt nach einer bislang schwierigen Saison mit dem schwachen Nissan-Werksboliden weiterhin mit zwei Zählern auf Rang 17.

Formel E, Jakarta: Wer reist als Favorit an?

Obwohl das Porsche-Aggregat in Monaco auf Siegeskurs den Geist aufgab, reiste die Truppe eigentlich als klarer Podest-Anwärter nach Berlin. Nach dem unerwarteten Reinfall in der Hauptstadt muss sich das Team nun zunächst auf Fehlersuche begeben. "Für die zweite Saisonhälfte erwarte ich, dass wir aus Rennen wie zuletzt in Berlin die richtigen Lehren ziehen und noch stärker werden. Wir müssen weitere Schritte nach vorne machen, um in den Kampf um den Titel eingreifen zu können", sagte Porsche-Mann Lotterer.

In Indonesien muss Porsche also eine Schippe drauflegen, um weiterhin um Siege kämpfen zu können wie in Mexiko beim Doppel-Triumph. Die Stuttgarter Konkurrenz von Mercedes kommt jedoch mit einem nur schwer zu bremsenden Schwung in den Segeln aus Monaco und Berlin in Indonesien an. Das Mercedes-Team gilt nach den jüngsten Erfolgen auch auf unbekanntem Asphalt von Indonesien als Favorit.

Formel E 2022 Indonesien, Jakarta: Die Strecke

Die neu erbaute Strecke im Stadtbezirk Ancol, unmittelbar vor der Jakarta Bay , besticht durch eine der längsten Start-Ziel-Geraden im Rennkalender. Trotz der langen Geradeaus-Fahrt wurden auf dem nur 2,37 Kilometer langen Kurs 18 Kurven eingebaut. Auf dem künstlich angelegten Stadtkurs geht es zehn Mal nach rechts und acht Mal nach links.

Eine Herausforderung auf der Mehrzweck-Rennstrecke in Indonesien wird aller Voraussicht nach der Grip werden. Das Regenrisiko und die hohe Luftfeuchtigkeit wird den Allwetterreifen der Formel-E-Boliden einiges abverlangen. Da es der erste Besuch der Elektro-Rennserie auf der Strecke sein wird, fehlen den Teams jegliche Reverenz-Werte. Sie konnten sich mit den von der Formel E zur Verfügung gestellten Daten lediglich im Simulator vorbereiten. Vier bis fünf Tage pro Team sind bei einem unbekannten Kurs die Norm.

Jakarta ePrix: Wetter-Vorhersage

An der Wetterfront könnte der ePrix in Indonesien ein echter Krimi werden. Die Morgenstunden während der Trainings und des Qualifyings sollen laut Wetterdiensten trocken bleiben. Während des Rennstarts liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei 80 Prozent. Die Piloten werden also womöglich im Rennen im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte - oder eher heiße - Wasser geschmissen: Bei Spitzentemperaturen von 31 Grad Celsius könnte ein Regenschauer trotz des schwierigen Handlings eine angenehme Abkühlung für die Fahrer sein.

Formel E 2022 in Indonesien: TV-Übertragung und Zeitplan (Deutsche Zeit)

Formel E in Jakarta: Das sagen die deutschen Fahrer zum ersten Besuch in Indonesien

Andre Lotterer (Porsche, P6 in der Meisterschaft mit 43 Punkten):
Du hast es als einziger Fahrer in allen Rennen dieser Saison in die Qualifying-Duelle geschafft. Was macht Dich so stark und was bedeutet Dir dieser Rekord?
"Diese Statistik gefällt mir natürlich. Sie bedeutet, dass ich ein schnelles Auto habe und mit meinen Ingenieuren gut zusammenarbeite. Ohne sie und das Team könnte ich so etwas nicht schaffen. Wir legen uns in der Vorbereitung richtig ins Zeug, um im Simulator die Voraussetzungen für solche Leistungen zu schaffen. Bisher konnten wir das in allen Qualifyings umsetzen, und damit bin ich natürlich sehr zufrieden."
Wie sieht Deine Bilanz nach der ersten Saisonhälfte aus und was erwartest Du für die restlichen Rennen?
"Für mich hat die bisherige Saison vor allem gezeigt, dass wir das Potential haben, regelmäßig in die Punkte zu fahren. Wenn an einem Wochenende alles passt, so wie in Mexiko, können wir auch Rennen gewinnen. Für die zweite Saisonhälfte erwarte ich, dass wir aus Rennen wie zuletzt in Berlin die richtigen Lehren ziehen und noch stärker werden. Wir müssen weitere Schritte nach vorne machen, um in den Kampf um den Titel eingreifen zu können."

Pascal Wehrlein (Porsche, P7 in der Meisterschaft mit 42 Punkten):
Die Formel E fährt zum ersten Mal in Jakarta. Freust Du Dich auf eine neue Strecke?
"Ich finde es immer sehr reizvoll, auf eine neue Strecke zu kommen. Vor allem die ersten Runden sind super spannend. Den Grip der Strecke zu spüren und die Balance des Autos, das fasziniert mich. Darauf freue ich mich richtig."
Du hast in Mexiko den ersten Sieg für Porsche in der Formel E geholt. Wie zufrieden bist Du mit der ersten Saisonhälfte?
"Ich blicke mit gemischten Gefühlen zurück. In Mexiko haben wir gewonnen, in Monaco sind wir ausgeschieden. Wir müssen unser Potential noch konstanter abrufen. Ich denke, wir haben in dieser ersten Saisonhälfte zu viele Punkte liegenlassen. Auch in Berlin wäre für uns mehr möglich gewesen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben wir gute Fortschritte gemacht, aber noch nicht auf allen Strecken. Daran müssen wir arbeiten."

Maximilian Günther (Nissan e.dams, P17 in der Meisterschaft mit 2 Punkten):
"Ich freue mich sehr auf Jakarta. Es ist immer fantastisch, mit der Formel E neue Orte zu besuchen und neue Städte zu entdecken. Die Strecke sieht sehr technisch aus. Ich bin sicher, dass wir viel Spaß haben werden, auch wenn einige große Herausforderungen auf uns warten. Mit den Reifen, der Temperaturkontrolle im Auto und dem Energiemanagement, das bei der feuchten Hitze noch anspruchsvoller sein wird."