Das Warten hat ein Ende. Seit dem Einstieg von Porsche in die Formel E zur Saison 2019/20 gelang dem deutschen Werksteam kein Sieg. Dabei war der Rennstall bereits einige Male nah dran. Pascal Wehrlein sollte dem aber nun ein Ende setzen. Doch nicht nur das: André Lotterer komplettierte am Samstag einen Doppelsieg.

Dem Team ist damit in vielerlei Hinsicht eine Last von den Schultern gefallen. Seit den großen Erfolgen in der Formel 1 als Motorenlieferant sind viele Jahrzehnte vergangen. Und genau der Ort, der lange Zeit Sinnbild der Erfolglosigkeit Porsches im Formelsport war, markiert das endgültige Comeback des deutschen Rennteams: Mexiko.

Motorsportleiter Laudenbach: Nie den Glauben verloren

Für Porsche war es beim Mexiko-City ePrix angerichtet: André Lotterer und Pascal Wehrlein waren von der ersten Trainingssession an weit oben in der Zeitentabelle anzufinden und sollten auch im Qualifying mit der Pole Position Wehrleins ihrer Favoritenrolle gerecht werden. Nach anfänglicher Zurückhaltung und dem zwischenzeitlichen Verlust der Führung im Rennen, sollte für Porsche durch die richtige Strategie dann aber doch noch alles gut gehen. Pascal Wehrlein gewann das Rennen vor André Lotterer.

Wehrlein und Porsche durften am Samstag in Mexiko jubeln, Foto: LAT Images
Wehrlein und Porsche durften am Samstag in Mexiko jubeln, Foto: LAT Images

"Auf diesen historischen Moment haben wir alle hingearbeitet. Wir haben unglaublich viel Arbeit und Aufwand investiert", wird Michael Steiner, Vorstandsmitglied im Bereich Forschung und Entwicklung, erleichtert in einer Porsche-Presseaussendung zitiert. Steiner spricht sogar vom vorläufigen Höhepunkt des Formel-E-Projekts.

Schließlich war der Auftritt Porsches in der Formel E bisher nicht unbedingt von großem Erfolg gekrönt. Aus den vergangene beiden vollen Saisons sprangen letztlich nur drei zweite und ein dritter Platz heraus. Ein Sieg blieb dem Team aus 28 Rennen verwehrt. "Auf diesen Tag haben wir lange gewartet", ergänzt Motorsportleiter Thomas Laudenbach. "Ich bin stolz auf jedes einzelne Teammitglied und alle Mitarbeitenden in Weissach. Alle haben hart für diesen Sieg gearbeitet und auch nach Rückschlägen nie den Glauben an unser Projekt verloren."

Letzter Porsche-Sieg im Formelsport 32 Jahre zurück

Der letzte Triumph von Porsche in Formelrennserien liegt weit in der Vergangenheit. Der Blick in die Geschichtsbücher führt in die Indy Car World Seris. Dort gelang es Teodorico Fabi am 03.09.1989 beim Red Roof Inns 200 von der Pole Position einen Sieg einzufahren. Gesessen ist er dabei in einem March 89P Porsche.

Ein Werksbolide war es damals nicht, dennoch wurde der March-Engineering-Bolide, wie der Name vermuten lässt, von einem Porsche-Motor angetrieben. Der Sieg auf dem Mid-Ohio Sports Car Course im US-Amerikanischen Ohio sollte bis Samstag tatsächlich der letzte eines von Porsche angetriebenen Renners bleiben. Dazwischen liegen 32 Jahre und 162 Tage.

Noch weiter in der Vergangenheit muss man allerdings nach dem letzten Sieg eines Werks-Porsche im Formelsport graben. Und diese Suche führt sogar in die Anfänge der Formel 1. Nachdem Porsche zwischen 1958 und 1960 bereits in der Formel 2 unterwegs war, folgte 1961 der Einstieg in die Königsklasse. Und dieser sollte durchaus erfolgreich verlaufen. 1961 holte das Team in der Konstrukteurswertung hinter Ferrari und Lotus den dritten Rang - bei insgesamt fünf Herstellern. Ein Jahr darauf gelang es Dan Gurney in Frankreich auf Rouen-les-Essarts am 08.07.1962 den ersten, aber auch letzten Sieg eines Porsche Werksboliden einzufahren.

Dan Gurney konnte den Frankreich GP 1962 für sich entscheiden, Foto: LAT Images
Dan Gurney konnte den Frankreich GP 1962 für sich entscheiden, Foto: LAT Images

Prost, Lauda, McLaren und Porsche: Letzte Siege in der Formel 1

Porsche sollte in der Formel 1 dennoch eine sieggreiche Zeit erleben und Teil einer eindrucksvollen Erfolgskombination werden. Zusammen mit McLaren feierte Porsche als Motorenlieferant in den 80er Jahren Siege und Formel-1-Weltmeisterschaften. Sowohl Niki Lauda als auch Alain Prost konnten zwischen 1984 und 1986 in dem von Porsche befeuerten Boliden alle drei Fahrer- und zwei Konstrukteurstitel einfahren.

1987 konnte gegen ein übermächtiges Williams aber nichts mehr entgegengesetzt werden. Alain Prost fuhr mit dem McLaren noch drei Siege ein. Den letzten davon in Portugal (Estoril), ehe die Partnerschaft zwischen Porsche und McLaren nach der Saison endete.

Alain Prost und Niki Lauda waren 1984 im McLaren das Maß aller Dinge, Foto: LAT Images
Alain Prost und Niki Lauda waren 1984 im McLaren das Maß aller Dinge, Foto: LAT Images

1991 kam es zu einer kurzzeitigen Rückkehr Porsches in die Formel 1. Wieder als Motorenhersteller statteten die Stuttgarter das Team Footwork Grand Prix International mit einem neu entwickelten Zwölfzylindermotor aus, der zwar leistungsstark, aber wohl zu schwer war, was sich laut den Fahrern negativ auf die Performance auswirkte. Michele Alboreto und Stefan Johansson sollten erfolglos bleiben, das Team konnte sich in sechs Grands Prix zudem nur dreimal qualifizieren.

Der Schlussstrich zwischen Footwork und Porsche wurde dabei noch während der Saison gezogen. Beide Parteien einigten sich nach dem Mexiko GP auf eine Trennung. Austragungsort jenes letzten GPs war übrigens der Ort, der nun den bisher größten Erfolg Porsches in der Formel E markieren sollte: Der Autódromo Hermanos Rodríguez.